Das Blut der Unschuldigen: Thriller
Äußerungen dieser Art sind mir zuwider.«
Alle verstummten angesichts von Andreas Übellaunigkeit. Wenn sie nur nicht Laura Whites Indiskretion an Hans Wein weitergab! Die einzige Möglichkeit, sie nicht weiter zu reizen, bestand darin, nichts zu sagen.
Matthew Lucas trat mit einer Tasse Kaffee in der Hand an den Tisch.
»Ich darf mich ja wohl setzen?«, sagte er und hatte Platz genommen, bevor jemand etwas sagen konnte.
Mireille Béziers konnte ein Unbehagen nicht unterdrücken. Da sie längst wusste, dass der Amerikaner alles daransetzte, sie aus der Abteilung zu drängen, und mit seiner Kritik an ihr bei Hans Wein offene Ohren gefunden hatte, sah sie nicht ein, warum sie ihre halbstündige Mittagspause mit ihm verbringen sollte. Da sie ohnehin etwas zu erledigen hatte, stand sie auf.
»Ich geh raus, eine rauchen.«
Die anderen sahen der Davoneilenden nach.
»Sie ist eine tüchtige Kraft«, sagte Diana Parker und sah ihn mit ihren blauen Augen an. »Auch wenn du sie nicht ausstehen kannst.«
»Ob ich jemanden ausstehen kann oder nicht, ist unerheblich. Das Einzige, was ich von Leuten erwarte, die hier arbeiten, ist Leistung«, gab Lucas zurück.
»Es ist kein guter Stil, über Kollegen herzuziehen«, erklärte Andrea Villasante, erhob sich und verließ die anderen, die ihren Kaffee noch nicht getrunken hatten.
»Gott, ist die heute giftig!«, beklagte sich Laura White.
»Es kommt mir so vor, als ob sie sich schon seit ein paar Tagen Sorgen macht«, erklärte Diana Parker. »Das ist mir gleich am Montagmorgen aufgefallen. Der ist wohl am Wochenende eine ziemlich dicke Laus über die Leber gelaufen …«
Niemand ging darauf ein. Alle tranken ihren Kaffee aus und kehrten an ihren Arbeitsplatz zurück.
Panetta wartete ungeduldig auf Lucas.
»Wo waren Sie?«, fragte er.
»Kaffee trinken … Ist denn was los?«, gab Lucas überrascht zurück.
»Kommen Sie mit.«
Die Frauen sahen, wie die beiden Panettas Büro aufsuchten. Ganz offensichtlich wollten die hohen Herren vor ihren Mitarbeitern etwas geheim halten.
Lucas wartete, bis Panetta das Gespräch eröffnete. Zuvor steckte sich Panetta gegen alle Vorschriften trotz Lucas’ vorwurfsvollem Blick eine Zigarette an.
»Sehen Sie mich nicht an wie einen Verbrecher«, knurrte er und öffnete ein Fenster, um den Raum zu lüften. »Es scheint mir der Gipfel zu sein, dass man hier nicht mal rauchen darf, wenn man allein ist.«
»Sie wissen doch, dass Rauchen nicht nur Ihrer Gesundheit schadet, sondern auch der von anderen, die Sie zu Passivrauchern machen. Man muss die Rechte aller Menschen achten, nicht nur die eigenen.«
Panetta warf ihm einen verärgerten Blick zu, drückte die kaum angezündete Zigarette aus und seufzte tief.
»Unsere Leute sind zwei Männern des Jugoslawen gefolgt. Und raten Sie mal, wohin die beiden Herzchen wollten. Zum Crillon . Das ist eins der luxuriösesten Hotels von Paris, wenn nicht der ganzen Welt.«
»Was wollten sie da?«
»Man könnte glauben, nichts. Sie haben sich in der Nähe des Empfangs in die Halle gesetzt, dann an der Bar einen Schluck genommen und sind anschließend durch die Hotelhalle geschlendert. Da sind sie immer noch, beziehungsweise waren sie noch vor ein, zwei Stunden da.«
»Und warum ist man ihnen gefolgt?«
»Weil wir wissen, dass sie Helfershelfer des Jugoslawen sind. Eigenartig … Ich wüsste zu gern, was die im Crillon wollen …«
»Entweder beschützen sie einen Hotelgast, oder sie beschatten ihn«, erklärte Lucas.
»Das muss es wohl sein. Oder der Jugoslawe will sich mit jemandem da treffen, und die beiden müssen auskundschaften, ob die Luft rein ist.«
»Haben die nicht gemerkt, dass man sie beobachtet?«
»Bis jetzt nicht. Wir haben rund drei Dutzend Leute auf den Jugoslawen angesetzt, lauter Spitzenkräfte.«
»Ich könnte mir vorstellen, dass zwei solche Gorillas in so einem Hotel großes Aufsehen erregen«, sagte Lucas.
»Die werden da ja nicht gerade mit nackter Brust herumlaufen und ihre Muskeln spielen lassen. Vermutlich verhalten sie sich unauffällig.«
»Und jetzt …«
»Jetzt heißt es warten. Es könnte eine Fährte werden. Die abgehörten Gespräche, die beiden Männer im Crillon … Wir werden ja sehen, ob wir an Karakoz herankommen oder nicht.«
»Und an die Gruppe . Das ist unser eigentliches Ziel.«
22
Gegen neun Uhr klopfte Graf d’Amis erneut an Ylenas Tür im dritten Stock. Zuvor war er auf dem Korridor einem Zimmermädchen begegnet, das aber nicht
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