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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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Daraufhin hat er mich mit der flachen Hand und der Faust ins Gesicht geschlagen, ich weiß nicht, wie oft. Eine ganze Weile konnte ich nichts sehen, weil mir das Blut über das Gesicht lief. Er hat mich voll Hass vergewaltigt und mich
dann in den Unterleib getreten. Nach ihm sind alle anderen Männer, die auf dem Lastwagen waren, über mich hergefallen, zwanzig oder fünfundzwanzig. Ich habe sie nicht gezählt. Jedes Mal, wenn ich ohnmächtig wurde, haben sie mir Wasser über den Kopf gegossen, damit ich wieder zu mir kam und merkte, was sie mir antaten. Mein ganzer Unterleib hat geschmerzt, als hätte in meinen Eingeweiden ein Feuer gebrannt. Ich war damals zwölf Jahre alt.«
    Er hörte ihr aufmerksam zu, wie sie das mit müder Stimme berichtete, als handelte es sich um eine ganz alltägliche Geschichte. Am meisten erstaunte ihn die Starre ihres Gesichts, in dem sich kein Muskel regte.
    »Erst am nächsten Tag hat man mich gefunden. Ich war bewusstlos, lag im Koma, dem Tode näher als dem Leben. Alles war von einer blutigen Kruste bedeckt. Man hat mich ins Krankenhaus gebracht und ins Leben zurückgeholt. Soweit ich weiß, musste man mir in einer komplizierten Operation mehrere Organe entfernen. Die Bestien hatten Gebärmutter und Eierstöcke zerstört und mich außerdem verstümmelt. Ja, nach allem, was sie mir angetan hatten, haben sie mich auch noch verstümmelt, für den Fall, dass ich später den Wunsch haben könnte, mit einem Mann zusammen zu sein. Das Schlimmste war für mich, dass die ganze Sache niemanden interessiert hat: das Gemetzel in unserem Dorf, die Vergewaltigungen … nichts davon ist in den Nachrichten aufgetaucht. Uns Serbobosniern hatte man in diesem Krieg die Rolle der Bösewichte zugedacht. Wenn unsere Männer ein Dorf zerstört und die Frauen dort vergewaltigt haben, ist das durch die Medien auf der ganzen Welt gegangen, aber wenn Serbinnen vergewaltigt wurden, spielte das keine Rolle, die ganze Welt hatte die Partei der Bosnier ergriffen. Sie hatten ihre Propaganda bestens organisiert
und durften sich auf die Unterstützung der Moslembrigaden mit Freiwilligen aus allen islamischen Ländern stützen. Man hätte glauben können, dass sie die einzigen Opfer waren. Was die Moslems uns Christen angetan haben, hat die christliche Welt nicht interessiert. Sie hat ganz im Gegenteil die Moslems in Schutz genommen und angeprangert, was ihnen angetan wurde. Nicht einmal die mächtige römische Kirche hat etwas Bemerkenswertes unternommen … Ich habe Ihnen ja schon gesagt, dass islamische Söldner fast meine ganze Familie umgebracht haben, und ich … ich bin nur die Ruine einer Frau. Für mich gibt es keine Zukunft. Ich habe niemandem etwas zu bieten, nicht einmal mir selbst. Ja, ich bin bereit zu sterben, weil ich eigentlich so gut wie tot bin. Genau genommen hat man mich damals umgebracht, so dass es mir nichts ausmacht, wenn ich in Istanbul zusammen mit all den Reliquien in die Luft fliege. Zumindest gebe ich damit einen Teil des Bösen zurück, das diese Unmenschen uns angetan haben.«
    Der Graf erhob sich, ohne das geringste Anzeichen einer Empfindung von sich zu geben. Wenn er es recht bedachte, hatte er mit der Frau kein Mitleid. Sie war nichts als ein Werkzeug seiner Rache. Ihm waren die Christen ebenso gleichgültig wie die Moslems. Mochte der Koordinator seinen Willen bekommen: das Kreuz gegen die Reliquien Mohammeds, und dann der große Zusammenprall der Welten, aus dem dessen Hintermänner ihren Vorteil ziehen würden. Er selbst hatte keinen anderen Wunsch, als Rom gedemütigt zu sehen und auf diese Weise die Unschuldigen zu rächen, deren Blut einst den Boden Okzitaniens getränkt hatte.
    »Bleiben Sie bis morgen hier im Hotel. Nehmen Sie auf jeden Fall ein Taxi zum Bahnhof. Wir werden uns wieder bei Ihnen melden.«
    In seiner Suite goss er sich ein Glas Calvados ein, nahm dann eins der beiden Mobiltelefone heraus und legte eine unbenutzte SIM-Karte ein.
    Der Koordinator meldete sich. Er schien mit dem Gang der Dinge zufrieden zu sein. Raymond de la Pallissière, dreiundzwanzigster Graf d’Amis, bekam die Anweisung, Paris nicht zu verlassen, bevor ihn der Koordinator wieder anrief.
     
    Einem der französischen Polizeibeamten, die das Hotel im Auftrag des Brüsseler Zentrums beobachteten, fiel auf, dass die beiden Männer des Jugoslawen betont unauffällig zu der Frau hinsahen, die gerade am Empfang ihre Rechnung bezahlte.
    Es war elf Uhr am Vormittag, und die Hotelhalle war voller

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