Das Blut der Unschuldigen: Thriller
Grab betrifft, habe ich keinen Zweifel.«
»Und wie sieht es mit Rom aus?«
»Auch die Heilig-Kreuz-Basilika wird in die Luft fliegen. Dieser Verlust wird die Christenheit schwer treffen …«, sagte der Graf tief befriedigt.
»Und alle Anschläge werden um dieselbe Stunde stattfinden?«
»Nein, jedes Kommando bestimmt den für sein Vorhaben am besten geeigneten Augenblick selbst. Wichtig ist allein der
Erfolg. Außerdem ist die Wirkung größer, wenn zuerst Santo Toribio oder das Heilige Grab gesprengt wird, und erst dann die Basilika in Rom. Dieser Freitag wird ein schwarzer Tag für die Christenheit sein.«
»Aber auch für den Islam.«
»Ja, auch für den, und daraufhin werden sich Christen und Moslems in einen Krieg verbeißen.«
»Hoffentlich behalten Sie Recht. Die Herren, die ich vertrete, dulden kein Versagen.«
»Ich habe es schon einmal gesagt, alles wird glattgehen. Ich rufe Sie am Freitag an.«
»Nein. Wir sehen und sprechen einander heute zum letzten Mal. Hiermit endet unsere Geschäftsbeziehung, respektive sie steht kurz vor dem Ende. Sie werden bekommen, was Sie wollen – Ihre private Rache für etwas, was vor fast achthundert Jahren geschehen ist.«
»Und Sie ebenfalls, nämlich die gewalttätige Auseinandersetzung zwischen den beiden Religionen.«
»Ach was! Die interessieren weder mich noch die Leute, die ich vertrete. Es geht ausschließlich um Geschäfte, um sonst nichts. Wenn die Menschen so töricht sind, einander im Namen Allahs oder Gottes umzubringen, soll uns das recht sein. Es ist für uns ein glänzender Vorwand zu erreichen, dass sich die Regierungen in die für uns vorteilhafte Richtung bewegen.«
»Ich werde Sie also nicht wiedersehen.«
»Nein. Ich bin lediglich gekommen, um mich zu vergewissern, dass alles seinen Gang geht und es nicht in letzter Minute zu unvorhergesehenen Zwischenfällen kommt.«
»Das wird es nicht, Sie können beruhigt sein.«
»Gut, dann gehe ich.«
»Wollen Sie zum Essen bleiben?«
»Das wäre nicht klug. Ihre Tochter könnte Verdacht schöpfen.«
»Wieso das?«
»Ich glaube, dass sie über mehr Scharfblick verfügt, als Sie vermuten.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
»Das sehe ich am Glanz ihrer Augen.«
Der Graf gab keine Antwort. Während er sich erhob, um sich von dem Mann zu verabschieden, fühlte er Erleichterung darüber, dass er nichts mehr mit ihm zu tun haben würde. Ihm haftete etwas an, was ihn von Anfang an abgestoßen hatte.
Sie verließen die Bibliothek und wandten sich dem Burghof zu. Ein lautes Geräusch ließ sie zusammenfahren. Die Tür der Bibliothek war ins Schloss gefallen, so, als hätte jemand sie in großer Eile verlassen. Der Koordinator sah den Grafen aufmerksam an. »Vermutlich hat der Wind ein Fenster zugeschlagen.«
»Meinen Sie? Soweit ich gesehen habe, waren alle Fenster geschlossen. Niemand kann dort gewesen sein. Da es zur Bibliothek nur eine Tür gibt, besteht kein Anlass, nervös zu werden.«
»Sie werden Ihre Räumlichkeiten kennen. Nur hoffe ich … dass alles gut geht, denn ich kann Ihnen versichern, dass man sich andernfalls nicht an mich halten würde. Die Leute, die ich vertrete, haben beste Beziehungen zu Menschen, die Sie lieber nicht kennenlernen würden. Achten Sie also darauf, Ihre Fenster geschlossen zu halten.«
»Wie können Sie es wagen, mir auf meinem eigenen Grund und Boden zu drohen?«
»Das ist nicht als Drohung gemeint, Graf, sondern als Hinweis.«
Während der Mahlzeit war d’Amis nicht bei der Sache, aber auch Catherine schien keine besondere Lust zu haben, ein Gespräch zu führen. Kurz bevor die Tafel aufgehoben wurde, erklärte sie ihre Absicht abzureisen.
»Wann hast du den Entschluss gefasst?«
»Ich hatte dir doch schon gesagt, dass ich nicht lange bleiben würde.«
»Wohin willst du?«
»Ich möchte gern die Côte d’Azur kennenlernen. Danach fahre ich vielleicht nach Italien weiter.«
»Bleib doch bitte noch«, bat er sie.
»Ich hatte von Anfang an nicht die Absicht hierzubleiben. Mein Lebensmittelpunkt ist New York, und ich kann auch die Galerie nicht aufgeben. Mutter hat schwer gearbeitet, um sie voranzubringen.«
»Darf ich dich begleiten?«
»Nach New York?«
»Wohin du willst. Ich bin alt und habe niemanden außer dir. In wenigen Tagen … wird das, was meinem Leben bisher einen Sinn gegeben hat, vorüber sein.«
»Und was hat deinem Leben einen Sinn gegeben?«
»Der Wunsch, das Blut der Unschuldigen zu rächen.«
»Du bist ja
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