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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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dagegen.
    »Wie unvernünftig das alles ist!«
    »Wir müssen gehen. Der Bischof erwartet uns.«

Jerusalem, Karfreitag, um sieben Uhr morgens
    Hakim hatte nicht geschlafen, da er die letzten Stunden seines Daseins wachend erleben wollte.
    Alle Angebote Saïds, der die Gruppe in Israel führte, hatte er zurückgewiesen. Weder hatte er die letzte Nacht in Gesellschaft einer Prostituierten verbringen wollen, weil ihm das nur ein Gefühl des Ekels und der Leere hinterlassen hätte, noch
hatte er das Angebot einer besonderen Mahlzeit akzeptiert. Sein einziger Wunsch war es gewesen, allein zu sein, und das hatte er auch gegen Saïds Proteste durchgesetzt.
    Er hatte an seine verstorbene Frau gedacht, die einzige, die er je geliebt hatte.
    Die gemeinsam verbrachten Jahre waren die glücklichsten seines Lebens gewesen, und die beiden Kinder, die sie zur Welt gebracht hatte, waren sein ganzer Stolz. Es schmerzte ihn in tiefster Seele, sich nicht von ihnen verabschiedet zu haben, aber so war es besser. Seit er sich nach dem Tod seiner Frau mit Leib und Seele der Gruppe ergeben hatte, lebten die Kleinen bei seinen Eltern in Tanger. Sie waren glücklich, es fehlte ihnen an nichts. Sie würden stolz auf ihren Vater sein, wenn man ihnen berichtete, dass er mit dem Namen Allahs auf den Lippen zum höheren Ruhme des Islam gestorben sei.
    Im Verlauf der Nacht hatte er auch an das Paradies gedacht, das denen versprochen ist, die im Kampf gegen die Ungläubigen sterben. Er wollte es mit seiner Frau teilen. Ja, sagte er sich, bestimmt war sie dort, und da er mit ihr zusammen sein würde, brauchte er auch kein Gefolge von Huris.
    Als die Glocken einer der vielen Kirchen der Stadt zur achten Stunde läuteten, trat Saïd ein. Er brachte außer einem gepackten Rucksack ein Tablett mit Kaffee und Konfekt.
    »Du bist ja schon wach! Wann bist du denn aufgestanden?« , fragte er, als er sah, dass Hakim angekleidet und rasiert war.
    »Ich habe nicht geschlafen. Ich war nicht müde.«
    »Aha.«
    Die Spuren der durchwachten Nacht auf Hakims Zügen waren unübersehbar.
    »Hast du den Gürtel mitgebracht?«
    »Ja, er ist im Rucksack. Pass auf, wenn du ihn rausnimmst.«
    Hakim öffnete den Rucksack und nahm vorsichtig den Sprengstoffgürtel heraus. Hakim musterte ihn aufmerksam und legte ihn behutsam auf das Bett.
    »Du solltest frühstücken«, riet ihm Saïd.
    »Ja, jetzt habe ich auch Hunger.«
    »Man sollte nicht mit leeren Magen in den Tod gehen«, lachte Saïd.
    »Das werde ich auch nicht. Wann brechen wir auf?«
    »Eure Reisegruppe trifft sich, wie du weißt, um elf Uhr. Ihr geht zu Fuß zur Grabeskirche, um dort an der Mittagsmesse teilzunehmen. Vergiss nicht, was wir besprochen haben: Du musst dich unbedingt unter die spanischen Pilger mengen. Du siehst ohne weiteres wie einer von ihnen aus. Sprich mit ihnen, am besten mit geschwätzigen alten Frauen, und geh mit ihnen zusammen rein. Und … du musst entscheiden, wann du die Sprengladung zündest. Solltest du in Schwierigkeiten kommen, tu es auf jeden Fall, ganz gleich ob du schon bis dahin gekommen bist, wo die Reliquien aufbewahrt werden, oder nicht.«
    »Aber wir wollen doch…« Saïd fiel ihm ins Wort: »Das ist zweitrangig. Das Aufsehen und die Empörung auf der Welt wären auch groß, wenn lediglich die Kirche gesprengt wird. Schon ein Anschlag im Herzen Jerusalems würde genügen. Jeder Stein dieser Stadt ist heilig, es spielt also keine Rolle, welchen es trifft. Gefährde das Unternehmen auf keinen Fall, und handle auch dann, wenn du die vorgesehene Stelle nicht erreichst. Hast du das verstanden?«
    »Keine Sorge. Die Christen werden Grund zum Wehklagen haben.«
    »Ja, sie sollen wehklagen, weil sie den jüdischen Hunden
geholfen haben, unser Land in ihren Besitz zu bringen. Der Tag ist gekommen, ihnen diese Demütigung heimzuzahlen.«
    »Ihr werdet mit mir zufrieden sein«, versprach Hakim.

Rom, Karfreitag, um acht Uhr morgens
    Trotz des verhangenen Himmels schien Salim al-Bashir in glänzender Stimmung zu sein. Liebkosend ließ er eine Hand über den Körper der Frau gleiten, die neben ihm auf dem Bauch lag und zu schlafen schien. In Wirklichkeit hatte sie aus Angst vor dem Heraufdämmern des neuen Morgens die ganze Nacht kein Auge zugetan.
    Bei ihrer Ankunft in Rom hatte sie nicht geahnt, was er von ihr verlangen würde. Immer wieder hatte sie ihm versichert, ohne ihn habe ihr Leben keinen Sinn und sie werde alles tun, was er wolle. Jetzt aber verlangte er von ihr etwas, das

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