Das Blut der Unschuldigen: Thriller
beiden anderen berichtete, was Wein gesagt hatte.
»Es ist genau, wie Sie gesagt haben, Pater Ignacio: Die Frau ist in Istanbul und plant einen Anschlag. Es sieht ganz so aus,
als wollte sie die Reliquien Mohammeds vernichten. Die werden da in einem Palast aufbewahrt.«
»Ja, im Topkapi«, sagte der Jesuit und machte ein besorgtes Gesicht. »Falls ihr das gelingt, geht die Welt in Flammen auf. Die radikalen Islamisten würden sich an Kirchenbauten austoben und unschuldiges Blut vergießen. Ein teuflischer Plan, der eine Konfrontation zwischen Christen und Moslems provozieren soll.«
»Das könnte in einen Krieg münden«, sagte Lucas. »Dieser Anschlag ist so, als würde man ein Streichholz an einen Scheiterhaufen halten.«
»Der verfluchte Graf!«, stieß Panetta wütend hervor.
»Es ist seine Rache an unserer Kirche: Er will einen Krieg anzetteln«, sagte Aguirre.
»Wein möchte, dass ich nach Istanbul fliege, aber ich denke, ich bleibe besser hier …«
»Wenn ich es recht bedenke, hat meine Dienststelle keinen Grund, Weins Bedenken zu teilen«, meldete sich Lucas. »Ich ruf dann mal meinen Vorgesetzten an und bitte ihn, dafür zu sorgen, dass sich unsere Leute in Rom diesem al-Bashir an die Fersen heften.«
»Dafür sind sie auf die Zusammenarbeit mit unseren Leuten angewiesen, Matthew. Das ist kaum der richtige Zeitpunkt, ein Kompetenzgerangel zwischen Geheimdiensten auszulösen. Ich darf Sie daran erinnern, dass es sich hier um eine Ermittlung des Zentrums der Europäischen Union zur Terrorismusabwehr handelt und wir Ihrer Dienststelle jederzeit brav alle Informationen zugespielt haben. Ich bin durchaus dankbar für jede zusätzliche Unterstützung, die Sie mir gewähren, bitte aber inständig darum, nichts ohne Hans Weins Zustimmung zu unternehmen.«
»Das tun Sie doch selbst«, sagte Lucas herausfordernd.
»Da haben Sie Recht, und ich setze damit meine Karriere aufs Spiel, mehr nicht. Doch wenn Ihre Leute auf eigene Faust eingreifen, würde das eine Vertrauenskrise zwischen den europäischen und amerikanischen Geheimdiensten heraufbeschwören, und so etwas lässt sich nur schwer wieder ins Lot bringen.«
38
Graf Raymond de la Pallissière freute sich über den Anblick der vielen Touristen, die wegen des bevorstehenden Osterfestes in noch größerer Zahl als sonst in die Burg gekommen waren.
Seit Jahren öffnete er sie an einem bestimmten Wochentag der Öffentlichkeit. Damit sparte er Steuern, denn so galt sie als nationales Denkmal. Schulklassen, Seniorengruppen und auch Einzeltouristen, die sich in der Gegend aufhielten, nahmen gern an den Führungen teil.
Catherine, die neben ihm stand, fragte, als sie den Ausdruck der Befriedigung auf seinen Zügen sah: »Du bist sicher sehr stolz auf die Burg?«
»Ich bin stolz darauf, der zu sein, der ich bin, und eine der bedeutendsten Familien Frankreichs zu vertreten, bin stolz auf das, was wir waren, und gedenke stolz auf das zu sein, was wir tun werden. Ich hoffe, dass du als Erbin all dessen hier die Burg und dieses Land eines Tages ebenso liebst wie ich.«
Sie drückte zärtlich seinen Arm. Die Inbrunst, mit der er gesprochen hatte, schien sie gerührt zu haben. Dann aber gewann sie den Eindruck, dass er das womöglich gar nicht gemerkt hatte, denn sie sah, wie er mit einem Mal erstarrte, als hätte er ein Gespenst gesehen. Sie folgte seinem Blick, doch fiel ihr in der Touristengruppe nichts auf.
»Was hast du?«, fragte sie unruhig.
Bevor er antworten konnte, trat ein Mann in mittleren Jahren mit einem spöttischen Lächeln auf den Lippen auf ihn zu.
»Graf d’Amis?«, fragte er.
»Ja …«, brachte dieser heraus.
»Ich freue mich, Sie wiederzusehen. Wir sind einander vor einigen Monaten bei einem Kongress über die Kreuzzüge vorgestellt worden. Sie erinnern sich doch? Ich bin ein guter Bekannter des Professors Beauvoir.«
Dem Gesichtsausdruck des Grafen glaubte Catherine entnehmen zu können, dass er nicht ahnte, wer dieser Professor Beauvoir war.
»Ach ja! Wie schön! Als ich Sie gesehen habe … kam es mir gleich so vor, als müsste ich Sie kennen … Gefällt Ihnen die Burg?«
»Sie ist prachtvoll.«
»Ich würde mich freuen, wenn Sie mir berichten könnten, wie es dem guten Beauvoir geht. Finden Sie nicht auch, dass es sich bei einer Tasse Tee besser plaudert?«
»Vielen Dank, gern.«
»Kommen Sie bitte mit.« Mit diesen Worten führte er den Besucher zur Bibliothek.
Catherine, die sich ausgeschlossen fühlte, sagte: »Ich
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