Das Blut der Unschuldigen: Thriller
sage Edward Bescheid, dass er uns den Tee servieren soll.«
Als der Fremde sie erstaunt ansah, teilte ihr der Graf mit:
»Nicht nötig, darum kümmere ich mich schon.« Dann fügte er hinzu: »Ich darf Ihnen meine Tochter Catherine vorstellen. Sie hält sich zu einem Besuch hier auf.«
Erstaunt fragte sie sich, warum er es für nötig hielt, einem Fremden eine solche Erklärung abzugeben.
»Ihre Tochter? Sehr angenehm.«
»Das Vergnügen ist ganz meinerseits, Monsieur …«
»Brown.«
»Ich freue mich, dass Ihnen die Burg gefällt.«
»Catherine … wenn es dir nichts ausmacht, würde ich gern eine Weile mit unserem Besucher über … Professor Beauvoir sprechen. Wir sehen uns dann beim Essen.«
Sie nickte zustimmend und mischte sich unter die Touristen, denen der Führer gerade einen Teppich aus dem 17. Jahrhundert mit einer Jagdszene zeigte.
Während der Graf und sein Besucher der Bibliothek zustrebten, tauchte Edward auf, der einen siebten Sinn dafür zu haben schien, wann er gebraucht wurde.
»Das trifft sich gut! Könnten Sie uns Tee in der Bibliothek servieren? Oder wäre Ihnen Kaffee lieber?«, erkundigte sich d’Amis bei seinem unerwarteten Gast.
»Gern Kaffee, aber bitte nicht so stark. Hier bei Ihnen in Frankreich wird er für meinen Geschmack zu stark getrunken.«
»Gewiss«, sagte Edward und verschwand ebenso unauffällig, wie er gekommen war.
Als die beiden Männer in der Bibliothek allein waren, sahen sie einander an. In den Augen des Grafen lag Unruhe, in denen seines Besuchers leiser Spott.
»Ich scheine Sie ziemlich erschreckt zu haben. Das ist mir unangenehm, aber ich muss unbedingt mit Ihnen sprechen.
Und da ich in letzter Zeit den Eindruck gewonnen habe, dass die Telefonleitungen nicht mehr sicher sind …«
»Ich habe Sie anzurufen versucht.«
»Ich weiß, ich weiß. Aber da die Herren, in deren Auftrag ich tätig bin, die unterschiedlichsten Interessen vertreten, bin ich verpflichtet, hierhin und dorthin zu reisen. Ihre Tochter ist wirklich hübsch. Ich wusste gar nicht, dass sie sich hier aufhält. Lebt sie nicht in den Vereinigten Staaten?«
»Wie Sie wissen, ist ihre Mutter kürzlich gestorben, und so hat sie sich zu einer Reise nach Frankreich entschlossen.«
»In dem Bericht über Sie heißt es, dass weder Ihre Gattin noch Ihre Tochter mit Ihnen verkehrte …«
»Das war auch der Fall. Aber nach dem Tod meiner Frau hat Catherine eine Reise nach Frankreich unternommen, um auf andere Gedanken zu kommen, und auch, um die Orte kennenzulernen, an denen ihre Mutter in jungen Jahren gelebt hat. Unser Verhältnis ist nicht unbedingt herzlich, aber immerhin reden wir inzwischen miteinander.«
»Ergreifend.«
»Was führt Sie hierher, Koordinator?«
»Nennen Sie mich nicht länger Koordinator. Sie können mich mit Brown anreden.«
»Was natürlich nicht Ihr wirklicher Name ist.«
»Ach ja? Mir gefällt er. Aber wenden wir uns unserem Projekt zu. Übermorgen ist Karfreitag. Ist alles bereit?«
»Ja. Die Kommandos werden wie vorgesehen verfahren. Die Frau ist in Istanbul, wo die Männer des Jugoslawen sie Tag und Nacht bewachen. Ich zweifle nicht im Geringsten daran, dass sie zusammen mit den Reliquien in die Luft fliegen wird.«
Beide verstummten, als es leise an die Tür klopfte. Ein Dienstmädchen stellte ein Tablett auf einen Couchtisch und
ging wieder, nachdem der Graf erklärt hatte, er brauche sie nicht mehr.
Zwar sagte er nichts, fragte sich aber im Stillen, warum Edward nicht selbst gekommen war. Wo mochte der Mann stecken?
»Im Zentrum der Europäischen Union zur Terrorismusabwehr herrscht hektische Betriebsamkeit«, teilte ihm der Mann mit, der Brown genannt werden wollte. »Soweit ich weiß, behandelt dessen Leiter, Hans Wein, den Fall Frankfurt als streng geheim. Nicht einmal seine engeren Mitarbeiter kennen die letzten Einzelheiten der Ermittlung. Das beunruhigt mich.«
»Wieso? Die Leute können den Fall Frankfurt unmöglich mit uns in Verbindung bringen.«
»Ja, das dürfte in der Tat schwierig sein. Aber man soll die Intelligenz anderer Menschen nie unterschätzen. Es ist immer möglich, dass es irgendwo eine undichte Stelle gibt.«
»Es gibt keine. Sie werden doch nicht im letzten Augenblick noch nervös werden?«
»Ich nicht. Aber wenn es einen Fehlschlag gibt, haben Sie allen Grund, nervös zu werden.«
»Den wird es nicht geben. In Santo Toribio wird nicht das kleinste Stückchen der Kreuzesreliquie übrig bleiben, und auch was das Heilige
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