Das Blut der Unschuldigen: Thriller
Ich bin gern bereit zu sterben, wenn ich weiß, dass ich denen damit unendlich schaden kann. Immerhin werden wir ihre heiligen Reliquien zerstören.«
»Manchmal denke ich, dass das in Wirklichkeit eine Falle ist … Ich verstehe nicht, was der Mann will, den du in Paris getroffen hast. Wir haben einen Grund für das, was wir tun wollen, aber er?«
»Auch er hat seine Gründe. Aber die sind mir nicht wichtig. Man hat mir gesagt, dass er uns helfen könnte, und das hat er getan. Wie lange haben wir davon geträumt, uns für das rächen zu können, was man uns angetan hat? Das ist jetzt unsere Gelegenheit. Der Mann hat uns Geld gegeben, dafür gesorgt, dass wir das nötige Material bekommen – da ist es mir egal, warum er möchte, dass die Reliquien dieses Mohammed vernichtet werden. Mir ist ausschließlich wichtig, warum wir sie vernichten wollen.«
Oberst Halman, Leiter der türkischen Spionageabwehr, spürte, wie ihm die Beine zitterten. Er saß mit mehreren seiner Männer, darunter ein Serbischdolmetscher, im selben Hotel wie die vier und hörte mit, was sie besprachen. Gleich nach dem Hinweis des Brüsseler Zentrums zur Terrorismusabwehr, dass sich vier Personen in Istanbul aufhielten, die möglicherweise einen Anschlag planten, hatte er Abhörwanzen in den von ihnen bezogenen Hotelzimmern anbringen lassen. Und jetzt hatte er die Bestätigung für das, was man ihm als
Verdacht mitgeteilt hatte. Diese jungen Leute wollten die heiligen Reliquien des Propheten vernichten! »Ich fahre ins Hauptquartier«, sagte Halman zu einem seiner Untergebenen. »Der Chef muss wissen, was diese Wahnsinnigen vorhaben. Außerdem müssen wir uns unbedingt mit den Leuten in Brüssel in Verbindung setzen.«
»Wir sollten die vier einfach festnehmen«, schlug einer vor.
»Nein. Der Befehl lautet, stillhalten und abwarten, um zu sehen, ob sie mit weiteren Terroristen Kontakt aufnehmen.«
Eine Stunde später bekam Hans Wein eine Mitschrift der Unterhaltung zwischen Ylena Milojevic und ihren drei Gefährten. Unwillkürlich überlief ihn ein Schauer, und er rief sogleich Lorenzo Panetta an.
»Ich schick dir über die sichere Leitung die Mitschrift der Unterhaltung dieser Ylena mit ihren Leuten. Vielleicht solltest du nach Istanbul fliegen. Du wirst es nicht glauben, die wollen die Reliquien Mohammeds in die Luft sprengen.«
»Was sagst du da?«, fragte Panetta verblüfft.
»In einem Raum des Topkapi, also des früheren Sultanspalasts, werden Reliquien des Propheten Mohammed aufbewahrt. Soweit man mir gesagt hat, sind das Barthaare, ein Schwert, ein auf Pergament geschriebener Brief und, das Wichtigste, sein Umhang. Diese Frau will all das in die Luft jagen und dabei ihr Leben aufs Spiel setzen.«
»Großer Gott im Himmel! So was würde bei den fanatischen Islamisten unabsehbare Reaktionen auslösen. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wozu die dann imstande wären.«
»Ja. Wir haben Glück gehabt … Ich muss zugeben, dass wir das dir mit deinem unermüdlich wiederholten Wunsch verdanken, dass wir den französischen Grafen im Auge behalten
müssten. Inzwischen ist klar, welche Rolle Karakoz bei der Sache spielt.«
»Nur zum Teil. Mit Bezug auf das, was in Rom geplant ist, tappen wir nach wie vor im Dunkeln. Und vergiss nicht, dass der Graf diesem al-Bashir gegenüber von drei Unternehmungen gesprochen hat … Nimm unbedingt Verbindung mit den Briten auf und sag meinen Kollegen in Italien, dass sie den Mann keine Sekunde aus den Augen lassen sollen.«
Hans Wein schwieg eine Weile. Es kam Panetta vor, als dehnten sich die Sekunden zu einer Ewigkeit. Dann ließ sich Wein zu einem halben Zugeständnis herbei: »Gut, ich rede mit ihnen. Aber entscheiden müssen die selbst.«
»Verlier bloß nicht noch mehr Zeit! Meiner Ansicht nach darfst du nicht länger tatenlos zusehen. Sollte al-Bashir tatsächlich in Rom etwas unternehmen, trägst du die Verantwortung dafür.«
»Soll das heißen, dass du nicht mit der Art einverstanden bist, wie ich die Operation leite?«
»Nein, lediglich, dass du wenigstens dies eine Mal nicht wie ein Politiker handeln sollst, der Angst hat, einen Fehler zu begehen und damit seine Karriere aufs Spiel zu setzen.«
»Also gut, ich spreche mit den Briten. Setz du dich mit dem für diese Operation zuständigen Türken in Verbindung. Das ist ein gewisser Oberst Halman«, knurrte Hans Wein. Er war unüberhörbar verärgert.
Panetta legte den Hörer auf und zündete sich eine Zigarette an, bevor er den
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