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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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Hauswartsfrau nach der Familie Landauer.
    »Die sind nicht mehr da. Ich glaub auch nicht, dass die noch mal wiederkommen.«
    »Und was ist mit dem Laden?«
    »Das waren Juden«, erklärte die Frau gleichsam als Rechtfertigung.
    »Soweit ich weiß, sind es Deutsche.« Arnaud merkte, wie ihn die Wut überkam.
    »Nein, sie waren Juden«, sagte sie beharrlich.
    »Wohin hat man sie gebracht?«
    »Ich habe nichts von Wegbringen gesagt, nur dass sie nicht mehr hier sind. Wer sind Sie überhaupt? Etwa auch Jude?«
    Er sah sie aufgebracht an und wollte ihr sagen, dass er kein Jude sei, tat aber das Gegenteil.
    »Ja, ich bin ebenfalls Jude. Denunzieren Sie mich am besten gleich.«
    An den nächsten beiden Adressen erfuhr er ebenfalls nichts. Niemand konnte ihm etwas über die Familien sagen, nach denen er sich erkundigte. Sie seien nicht mehr da, hieß es. Mehr war aus niemandem herauszubringen.
    An der letzten Adresse öffnete ihm eine etwa dreißigjährige Frau. In ihren Augen stand der Schrecken, und er sah, dass die Farbe ihrer Haare ins Graue spielte.
    »Ich würde gern mit Herrn Schneider sprechen.«
    »Er ist nicht da. Ich bin seine Tochter Debora. Wer sind Sie?«
    Nachdem er seinen Namen genannt und den Grund seines Kommens erklärt hatte, ließ sie ihn eintreten.
    »Die Levis sind Freunde meiner Eltern. Ich kenne die beiden gut. Wir haben oft mit ihnen zusammen den Sabbat gefeiert. Wir waren bei ihnen, nachdem das … mit der Buchhandlung passiert ist. Danach sind sie verschwunden. Mein Vater
ist noch einige Male hingegangen, wobei er äußerst vorsichtig sein musste – Sie wissen ja wohl, dass wir Juden nirgendwo willkommen sind.«
    »Immerhin sind Sie noch hier.«
    »Aber wie lange? Sie haben ja selbst erlebt, wie es ist. Von einem Augenblick auf den anderen verschwinden Leute, als hätten sie nie existiert. Es heißt, dass man uns Juden in Arbeitslager bringt. Aber was sollen die Alten und die Kinder dort? Es ist mir gelungen, meine beiden Töchter aus dem Lande zu bringen. Es ist das Einzige, worüber ich froh bin.«
    »Wohin haben Sie sie gebracht?«
    »Wir haben Verwandte in Amerika.«
    Er blieb nicht lange, denn er merkte bald, dass ihm die Frau nichts über das Verschwinden der Levis und erst recht nichts über das Miriams würde sagen können. Er streifte ziellos durch die Stadt und kaufte in verschiedenen Läden Lebensmittel für Inge Schmids Haushalt. Als sie ihn mit Paketen beladen kommen sah, sagte sie vorwurfsvoll: »Sie sollen nicht so viel kaufen. Ich bin Ihnen dankbar, aber ich möchte nicht, dass Sie sich verpflichtet fühlen. Schließlich zahlen Sie Miete für Ihr Zimmer.«
    »Es war nicht meine Absicht, Sie zu kränken«, sagte er in entschuldigendem Ton.
    »Sie kränken mich nicht. Ich will nur nicht, dass Sie sich verpflichtet fühlen, mich zu unterstützen. Ich nehme das Leben, wie es kommt. Wenn man es recht bedenkt, habe ich mich bewusst für die Existenz entschieden, die ich führe.«
    Sie nahmen das Abendessen nahezu in vollständigem Schweigen ein. Günter schlief schon eine Weile. Seine Gastgeberin war müde, wie auch er. Er half ihr beim Abwasch und beim Einräumen des Geschirrs und bat anschließend die Nachbarn um Erlaubnis, seinen Sohn anzurufen. Die Unterhaltung
mit David war nicht einfach, aber er durfte ihn weder täuschen noch ihm falsche Hoffnungen machen.
    »Ich habe den ganzen Tag gesucht. Ich tue, was ich kann, aber wenn du wüsstest, wie es in diesem Lande zugeht…«
    Die Situation in Deutschland interessierte David nicht, das Einzige, was er wollte, war seine Mutter, und er konnte sich nicht damit abfinden, dass sie einfach verschwunden sein sollte. Nie und nimmer hätte sie ihn und seinen Vater einfach im Stich gelassen.
    Arnaud schlief so tief, dass er am nächsten Morgen ganz überrascht war, als ihn Inge Schmid weckte.
    »Ich muss zur Arbeit. Der Kaffee steht in der Küche.«
    »Wie spät ist es?«
    »Acht Uhr. Da Sie nichts von früh aufstehen gesagt haben, habe ich Sie schlafen lassen. Das wird Ihnen guttun.«
    Sobald er die Wohnungstür ins Schloss fallen hörte, sprang er aus dem Bett, obwohl er nichts zu tun hatte. Alle Bekannten der Levis, von denen sein Schwiegervater wusste, hatte er besucht, und dem Beamten in der Botschaft musste er Zeit lassen. Er konnte sich nicht jeden Tag dort einfinden, um nach neuen Ergebnissen zu fragen. Mit einem Mal fiel ihm Graf d’Amis ein, der auf seine Bitte um Hilfe noch nicht reagiert hatte.
    Er bat erneut um Erlaubnis, das

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