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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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praktisch im Krieg. Nachdem sie ihren Willen durchgesetzt und das Sudetenland bekommen haben, müssen wir abwarten, wie es weitergeht. Auf jeden Fall wird Hitler seine Heere vorrücken lassen, bis er ganz Europa erobert hat. Er hält sich für unbesiegbar, fürchtet nichts und niemanden, und es gibt kein Volk auf der Erde, vor dem er Respekt hat. Das bedeutet, dass auch Frankreichs Lage äußerst schwierig ist.«
    »Mir ist die politische Situation bekannt.«
    »Wirklich? Dann dürfte es Ihnen nicht schwerfallen zu begreifen, dass es für das Außenministerium des Deutschen Reiches keine unbedeutendere Angelegenheit gibt als die Sache mit Ihrer Frau. Es tut mir leid, Ihnen das so offen sagen zu müssen.«
    »Und die Polizei?«, fragte Arnaud, als hätte er die letzten Worte nicht gehört.
    »Die sagt, dass Ihre Gattin in Paris in einen Zug nach Berlin gestiegen ist, beweise nicht, dass sie hier auch angekommen ist. Sie habe unterwegs an jedem beliebigen Bahnhof aussteigen können…«
    Arnaud nahm das Taschentuch, in das er den Lippenstift gewickelt hatte, aus der Tasche seines Jacketts.
    »Das hier habe ich auf dem Boden des Badezimmers der Levis gefunden. Es gehört meiner Frau.«
    Der Mann sah hin. »Schön, ich werde der Polizei und dem Außenministerium eine Mitteilung darüber zukommen lassen. Ist Ihnen das recht?«
    »Ja, aber Sie könnten noch mehr tun. Erkundigen Sie sich doch bitte bei der Polizei, ob man den Schaffner des Zuges befragt hat. Er hat doch bestimmt ihre Fahrkarte kontrolliert und kann dann sagen, ob sie in Berlin ausgestiegen ist oder nicht.«
    »Haben Sie ein Foto Ihrer Gattin dabei?«
    »Ja, mehrere.«
    Er nahm vier Fotos aus seiner Brieftasche. Der Beamte sah sie neugierig an.
    »Was könnte ich jetzt noch tun?«, fragte Arnaud verzweifelt.
    »Nichts außer warten. Wenn Sie nach Paris zurückkehren wollen, werden wir uns dort mit Ihnen in Verbindung setzen, sobald wir etwas erfahren haben.«
    »Was würden Sie tun, wenn Ihre Frau unter solchen Umständen verschwunden wäre?«
    »Beten.«
    Mit einer so erschreckenden Antwort hatte Arnaud nicht gerechnet.
    »Was ist mit meiner Frau geschehen?«, fragte er kläglich.
    »Ich versichere Ihnen, dass ich es nicht weiß. Ich gebe Ihnen mein Wort, dass wir alles tun, was in unseren Kräften steht.«
    »Aber ohne jede Zuversicht, ohne Glauben an einen Erfolg. Für Sie ist das eine Routinesache.«
    »Monsieur Arnaud, ich versichere Ihnen, dass ich Ihre Besorgnis vollständig verstehe, aber so unglaublich das klingt, uns sind die Hände gebunden. Wir können kaum mehr tun. Ich habe Ihnen schon gesagt, dass hier im Lande alles nach Hitlers Pfeife tanzt, und in seinen Augen sind alle gleichermaßen verächtlich  – seine Verbündeten ebenso wie seine Feinde.«
    »Ich möchte, dass man den Schaffner fragt«, beharrte Arnaud.
    »Ich werde darum bitten, dass das geschieht.«
    Sie verabredeten, dass Arnaud einige Tage später noch einmal nachfragen würde. Da er nichts weiter zu tun hatte, ging er zum Bahnhof. Nachdem er längere Zeit unschlüssig auf und ab gegangen war, trat er an einen Schalter und fragte nach dem Bahnhofsvorsteher.
    Dieser hörte sich ungeduldig an, was Arnaud zu sagen hatte, und gab sich keine Mühe zu verhehlen, dass er ihn für verrückt hielt. Der Zug aus Paris sei bereits eingetroffen, und der Schaffner nach Hause gegangen. Er könne sein Glück an einem anderen Tag versuchen, doch werde sich der Mann schwerlich an einen bestimmten weiblichen Fahrgast aus einem bestimmten Zug erinnern. Ob sie ein besonders auffälliges Kleidungsstück getragen habe? Besondere Vorkommnisse seien im Dienstbuch unter dem 20. April nicht eingetragen.
    Arnaud machte sich daran, auch die anderen Bekannten Isaaks und Saras aufzusuchen, deren Anschriften ihm sein Schwiegervater durchgegeben hatte.
    Das Antiquitätengeschäft des Ehepaars Landauer musste ganz in der Nähe liegen, und so beschloss er, zu Fuß hinzugehen.
    Wie sich herausstellte, befand es sich in einem hochherrschaftlichen Gebäude. Das überraschte Arnaud nicht weiter, denn sein Schwiegervater hatte ihm mitgeteilt, dass es sich um eines der besten seiner Art in Berlin handelte. Die ganze Umgebung atmete Wohlstand.
    Dann sah er zu seinem Entsetzen, dass auch dort die Schaufensterscheiben fehlten, die Auslage leer und die Tür verschlossen war. Ganz offenkundig hatte die SA dieses Geschäft gleichfalls heimgesucht. Er trat in den daneben liegenden Eingang und erkundigte sich bei der

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