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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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sprechen konnte, außer Wakiya. Die Nachbarn wohnten meilenweit entfernt, und gegen Fremde war Eliza Bighorn mißtrauisch. Wakiya fühlte das alles, wenn er es auch nicht hätte beschreiben können.
    An dem Tag, an dem Wakiya zum erstenmal zur Schule gehen mußte, weckte ihn die Mutter vor Sonnenaufgang. Sie zog ihm die weite Hose und ein neues Hemd an, rot und blau kariert. Schuhe trugen arme Kinder im Sommer nicht. Die Geschwister liefen noch ein Stück mit, dann blieben sie stehen und schauten Wakiya und der Mutter nach.
    Die Mutter ging schnell, und Wakiya fiel immer wieder in Trab, um mit ihr Schritt zu halten. Der Wind wehte und trocknete die letzte Feuchtigkeit des Taus von vergilbtem Gras und von den harten Blättern der Yucca, deren Kapseln die dunklen Kerne schon verstreut hatten.
    Mutter und Kind liefen eine und eine halbe Stunde. Wakiya-knaskiya dachte in dieser Spanne Zeit gar nichts. Es war alles hohl und dunkel in ihm. Er hob auch nicht die Augen, als er mit der Mutter auf dem großen freien Platz vor dem neuen Schulgebäude anlangte. Undeutlich und ohne recht zu begreifen, sah er den großen graugrünen Schulbus, dessen große Reifen über den Kies knirschten und dann stillstanden. Er sah nicht einmal recht die schwarzhaarigen, braunhäutigen, dunkeläugigen Mädchen und Jungen, die aus dem Bus ausstiegen und in das Schulgebäude liefen. Das waren die Kinder, deren Eltern in der Nähe der großen Straße wohnten. Sie gehörten durch die Straße und durch den Bus zusammen, Wakiya aber gehörte nicht zu ihnen.
    Er fand sich erst wieder, als die Mutter längst gegangen war und er in einem großen Raum mit hellen Fenstern saß, auf einem Stuhl, den er allein für sich hatte, vor einem Tisch, den er allein für sich hatte. Es gab keine Banknachbarn, kein anderes Kind Ellenbogen an Ellenbogen. Es gab Tisch und Stuhl und Luft ringsum wie bei kleinen Blockhäusern, von denen ein jedes für sich lag. Wakiyas Stuhl und sein Tisch standen in der ersten Reihe, rechts außen. Wenn er die Augen schräg blinken ließ, konnte er andere Kinder beobachten, nicht alle, aber einige.
    Vorn vor allen Kindern stand die Lehrerin, hinter ihr standen ein großer Tisch und ein großer Stuhl, darüber erhob sich ein schwarzes großes Brett, und an dem schwarzen Brett lehnte ein langer Stock. Er war länger, gerader und dünner als ein Ast der Krüppelkiefern, die Wakiya kannte.
    Die Lehrerin sprach, und Wakiya horchte auf ihre Stimme, die zart und freundlich klang. Mit Staunen sah er auf das schwarze krause Haar und auf das dunkle Gesicht, auf das rosa-weiße Kleid, das duftig war wie eine Blüte, und auf die dunklen Hände. Diese Frau konnte nicht im Stamme geboren sein, aber sie gehörte auch nicht zu den Geistern, die eine helle Haut hatten. Wakiya hatte nicht gewußt, daß es schwarze Menschen mit hellen Kleidern und munteren Augen gab.
    Die Stimme der Lehrerin plätscherte wie ein kleiner Bach, der mit allem spielt und kost, was in seine Wellen gerät, und seinen Weg doch findet. Wakiya-knaskiya hörte die Stimme gern, aber er verstand nicht ein einziges Wort. Er stand zu spät auf, nachdem andere Kinder schon aufgestanden waren, und er setzte sich zu spät, nachdem andere Kinder schon wieder auf ihren Stühlen saßen. Er sah der schwarzen Frau im duftigen Kleide an, daß sie sich über die Kinder freute, die alles richtig machten. Aber sie kam auch zu Wakiya-knaskiya und zu anderen kleinen Buben und Mädchen, die noch keines ihrer Worte verstehen konnten, weil sie die Sprache der Geister sprach, und mit großer Geduld lehrte sie sie die ersten Worte, die sie kennen mußten. Wakiya fand, daß die Worte häßlich klangen, aber da die Stimme gut war, merkte er dennoch auf und verstand die Worte schneller als die anderen Mädchen und Buben, die auch noch nichts von der Geistersprache wußten.
    Die Lehrerin zeigte den Kindern ein Tuch mit Streifen und Sternen. Wenn sie es sahen, sollten sie zum Gruß die Hand aufs Herz legen. Sie sollten beginnen, einen Spruch für dieses Tuch zu lernen. Zwei Kinder konnten den Spruch schon aufsagen. Wakiya aber verstand noch kein Wort davon. Die Namen der beiden Kinder, die den Spruch schon ganz kannten, waren David Adlergeheimnis und Susanne Wirbelwind. Sie saßen beide in der hintersten Reihe, waren groß gewachsen für ihr Alter, hatten schöne Kleider und Schuhe und verstanden schon alle Wörter der Geistersprache, die die Lehrerin der Beginnerklasse vorsagte.
    Um die Mittagszeit stellten

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