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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Patton. Sein Bruder ist Gärtner bei der Agentur. Wir wollen richtige Brüder werden, wie Blutsbrüder... vielleicht.«
    »Vielleicht.« Wakiya lächelte wie ein Krieger, der seine eigenen Wunden verbirgt.
    »Das Mädchen, mit dem du gesprochen hast, Wakiya, ist Patricia, die Schwester von Sidney Bighorn.«
    »Sie ist es.«
    Hanska begriff, daß er nicht schelten und nicht spotten durfte. Er trieb sein Pony an.
    Drei Tage vergingen.
    Wakiya sah in der Schule nichts als zwei schwarze lange Flechten, und er hörte nichts als eine ruhige, dunkle Stimme, die schüchtern Antwort gab, wenn der Lehrer fragte. Er arbeitete mit hitzigem Eifer, denn es wäre ihm unerträglich gewesen, nicht alles zu wissen, was ein Schüler der siebenten Klasse zu wissen hatte. Daheim hing er an seiner Pflegemutter Tashina und spann die Fäden seiner vielen Fragen um sie. Sie war einmal die Bestschülerin in der Schule von Frau Holland gewesen.
    Am vierten Tage geschah es dann.
    Es war wiederum Mittagspause, die Kinder hatten das Essen schon eingenommen, und Wakiya stand einsam und allein am Rande des Staubeckens. Das Wasser schien noch dicker und trüber geworden und noch weiter gesunken zu sein. Wakiya meinte zu riechen, wie voll das Wasser war von toten Mücken und faulenden Pflanzen. Ihm war, als ob dieses Wasser über ihn komme und ihn ersticken wolle.
    Patricia Bighorn.
    Ihr Bruder war Sidney.
    Ihr Vater und alle ihre Geschwister haßten Joe Inya-he-yukan King, der es gewagt hatte, dem Richter Sidneys Schmuggel aufzudecken.
    Wakiya hörte eine Schaukel quietschen, er hörte lachen. Hanska schaukelte mit der Kleinen, Runden zusammen, daß es eine Freude war. Sie schaukelten so hoch, wie die Schaukel gehen wollte.
    Hanska war glücklich. Wakiya aber war allein.
    Würde Patricia Bighorn es noch jemals wagen, mit ihm zu sprechen? Die erste Begegnung war ein Wunder gewesen.
    Sie mußte aber daran denken, daß sie eine Bighorn war, Tochter des Patrick Bighorn und Schwester des Sidney, der aus dem Hause des Jimmy White Horse hatte ausziehen müssen und sich nun daheim bei seinem Vater und seinen Geschwistern herumdrückte.
    Wer sollte einem Schmuggler so schnell wieder Arbeit geben?
    Wakiya rührte sich nicht, wagte auch nicht, nach der Seite zu blicken, aber er wußte, daß Patricia neben ihm stand.
    »Ich bin nur gekommen«, sagte sie mit ihrer dunklen, ruhigen Stimme, »um dir zu sagen, daß wir feind sein müssen. Du hast mir geholfen, ich vergesse es nie. Aber wir müssen feind sein.«
    »Sind wir es?«
    Patricia antwortete nicht.
    »Sind wir es?«
    »Bist du ein King geworden, Wakiya-knaskiya?«
    »Ich bin ein Bighorn. Ich bin wie ein Blutsbruder der Kings.«
    Nie hätte Wakiya Byron Bighorn es über sich gebracht, Inya-he-yukan zu verleugnen. Er war für ihn Licht und Leben. Er konnte Inya-he-yukan nicht absagen, auch nicht, wenn er wußte, daß Patricia nun wieder gehen würde.
    »Wakiya! Warum hat dein Pflegevater Joe King meinen Bruder Sidney an den Richter verraten? Es war Rache.«
    »Warum hat dein Bruder Sidney Joe King angeklagt, als er unschuldig war und die Pferdediebe in Notwehr erschossen hatte?«
    »Alle haben damals gesagt, daß mein Bruder klug und richtig gehandelt habe.«
    »Doch es hat sich gezeigt, daß er unklug und unrichtig gehandelt hatte. Inya-he-yukan, den er in den Kerker bringen wollte, war unschuldig. Dein Bruder Sidney aber ist wie ein Büffelmagen, gefüllt mit allzu wohlschmeckendem saftigem, feuchtem Gras; er bläht sich und verbreitet seinen Gestank über uns alle. Es war gut, daß er gehen mußte.«
    »Ist es recht, daß die Geister uns verbieten, das zu trinken, was sie selbst trinken?«
    »Es ist unrecht.«
    »Aber mein Bruder Sidney mußte gehen.«
    »Nicht um der Geister willen. Er hat unserem Häuptling Brandy gebracht. Unser Häuptling aber soll nicht betrunken sein. Es ist eine Schande.«
    »Du bist ein King!«
    »Sei du keine Sidney, Patricia!«
    »Sind wir beide Bighorns?«
    »Am Bighorn haben unsere Väter über die Geister gesiegt. Ich bin stolz auf meinen Namen. Und ich bin wie ein Blutsbruder der Kings.«
    »Wakiya-knaskiya Byron Bighorn! Ich muß jetzt von dir fortgehen. Schon zu lange habe ich bei dir gestanden. Auch meine Geschwister gehen in diese Schule. Sie wissen, daß ich bei dir stehe. Ich habe es nur getan, um dir zu sagen, daß wir feind sein müssen. Du hast mir geholfen, darum muß ich es dir sagen. Mein Vater wird mich nun nicht mehr ansehen, und Sidney wird mich ein

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