Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
Vom Netzwerk:
sein?«
    »Wenn sie es wären, Wakiya, brauchten wir den Gürtel nicht.«
    »Ist es ein Geheimnisgürtel?«
    »Das Geheimnis kam aus den Hütten der Seminolen, aus der Hütte des verratenen Häuptlings Oscola. Eine Frau gab es Inya-he-yukan dem Alten, als er noch jung war. Die Geister hatten sie verstümmelt, und sie trauerte um ihren Stamm. Inya-he-yukan der Alte aber diente in jenem Sommer den Geistern und tötete Menschen. Es hat lange gewährt, bis er zu uns zurückkehrte. Aber er kam...«
    »Es ist gut, daß auch Inya-he-yukan, mein Vater, zu uns zurückgekommen ist und nun den heiligen Gürtel besitzt.«
    Wakiya versenkte sich wieder in Schweigen und Denken. Die Wellen in ihm schwangen aus. Seine Träume wollten ihm nicht mehr davonlaufen. Sie hüllten ihn ein, und er sah die Bilder so lange an, bis ihre Umrisse sich klarer zeigten. Queenie hatte Angst. Wakiya schaute sie zwischen zerrissenen Skizzen und schreienden kranken Kindern und einem kampfentschlossenen Mann. Joe ließ Queenie mit ihrer Angst allein. Vielleicht war er nicht gewohnt, daß Queenie Angst hatte, und Angst war ihm überhaupt widerwärtig wie eine schleimige Schnecke. Joe war ein Stein mit Hörnern, und er hatte einen gerechten Kampf aufgenommen.
    Wakiya hätte Queenies blasses Gesicht gern gestreichelt und ihre Mondaugen getröstet, aber das wagte er nicht. Er hätte gern Ski angeschnallt und wäre mit Joe über den Schnee zu der Agentur geflogen, um bei ihm zu sein, wenn er um seine Sache kämpfte und denen, die noch jünger waren als er, helfen wollte. Aber Joe hatte gesagt, daß Wakiya Bighorn niemals Ski fahren dürfe, weil das bei seiner Krankheit zu gefährlich sei.
    Wakiya konnte nichts tun. Er konnte nur gute Gedanken hegen, aber was halfen sie?
    Er vertraute sich Untschida an.
    »Gute Gedanken haben Kraft, Wakiya-knaskiya. Gute Gedanken sind wie gute Luft. Wir brauchen sie, weil wir darin leben. Böse Gedanken sind Gift und machen uns krank.«
    Untschida erhob sich. Da Queenie noch schlief, wollte sie den Pferden das Futter bringen. Wakiya half ihr. Der Schecke war Wakiya sehr zugetan, der Bub hatte keine Scheu vor ihm.
    Der Winter wich nur Schritt um Schritt, und sein Gegner, der Frühling, mußte noch um jeden Tag, jede Nacht, jedes Grasbüschel und jeden Baum kämpfen. Frost brach immer noch herein und tötete. Zuletzt aber siegten die Sonne und das grüne Gras.
    In Sachen der Nachbarwiesen war noch nichts entschieden. Sie lagen unbenutzt. Wasser und Elektrizität warteten darauf, was die Menschen mit ihnen beginnen würden.
    Queenie grub mit Untschida zusammen ein Stück Land um und säte wieder Gemüse für die Kinder. Joe war mit Bob und Alex dabei, Hecken zu pflanzen. Das kostete Geld und Arbeit, und das Geld war im Winter knapp geworden. Vielleicht mußte Vieh verkauft werden, obgleich die Tiere jetzt mager waren und die Preise ungünstig.
    Im Hause King und im Hause Booth wurde mit jedem Cent gespart.
    Joe und Mary Booth saßen an vielen Abenden zusammen und rechneten.
    An einem solchen Abend, als Mary nach einer unbefriedigenden Bilanz ihre Karten und Bücher endlich wieder zusammengelegt hatte, griff sie das heiße Eisen an.
    »Was wird denn nun?«
    Jedermann im Hause wußte, was mit der Frage gemeint war, Queenie, Untschida, Wakiya. Nur die Zwillinge, die ein Jahr alt geworden waren und schon laufen konnten, blieben unschuldig und spielten mit Bauklötzen.
    Queenie hatte seit jener Nacht nie mehr gewagt, an die Sache zu rühren; sie kniete jetzt neben den beiden Kindern am Boden, spielte mit ihnen und schaute nicht auf, obgleich ihre Ohren sicher ganz wach waren. Joe gab so nüchtern Auskunft, wie die Frage gestellt war.
    »Unentschieden steht es.«
    »Was bringen sie gegen die Schulranch vor?«
    »Kein Geld. Natürlich kein Geld. Sie brauchten nur die eingehenden Pachtzahlungen zu sparen, und schon wäre das Geld da. Aber die Pachtgelder sind bisher immer in guter alter Manier verteilt, verspendiert worden, und davon wollen sie nicht lassen, denn die Wahlen stehen bevor, und Jimmy White Horse braucht die Stimmen der Traditionalisten und der Trinker, und die Trinker brauchen das Geld für ihren Whisky.«
    »Wer hält denn überhaupt zu dir?«
    Joe behandelte Mary als eine gleichwertige Partnerin in Fragen der Ranch und der Reservationspolitik. Er gab ausführlich Auskunft, und auf diese Weise erfuhr auch seine Familie, was vorgegangen war und was gespielt wurde.
    »Chief President Jimmy White Horse hält es teils -

Weitere Kostenlose Bücher