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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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zu, Joe, daß du wieder einen Rodeopreis gewinnst.«
    »Das überlasse ich diesen Sommer Alex Goodman.«
    »Oder du hast Glück, und es geht wieder mal einer verloren, den du für eine hohe Belohnung wiederfindest.«
    »Für Glück gibt es kein Repetiergewehr.«
    »Oder Queenie malt endlich noch einmal ein Bild, das sich so teuer verkaufen läßt wie >Tanz in der Nacht< und >Die verschleierten Hände<.«
    Queenie senkte die Augen schuldbewußt und ablehnend zugleich.
    »Bist du gekränkt, Queenie, weil dir keiner das Atelier gebaut hat?«
    »Es liegt doch nicht daran.«
    Queenie stand auf und verließ das Haus.
    Mary verabschiedete sich.
    Joe spielte weiter mit den Zwillingen.
    Untschida bestickte ein Stirnband mit Stachelschweinsborsten. Wakiya trollte sich auf die Wiesen. Es war spät, aber auch er konnte schlafen gehen, wann er wollte. Der Schnee war geschmolzen. Der Boden, die Kiefern, der Korral, die Pferde waren stumpf schwarz. Hoch leuchteten die Sterne.
    Wakiya sah Queenie auf dem Friedhof stehen. Er lief nicht hinter ihr her noch einfach zu ihr hin. Aber nachdem er über Wiesen und durch Gehölz gestreunt war, ergab es sich, daß er vom Brunnen zum Friedhof herunterkam.  Queenie stand noch immer dort zwischen den Gräbern und den leise sich neigenden wenigen Halmen, die den Winter überdauert hatten.
    Sie schien sich nicht zu wundern, es schien sie auch nicht zu stören, daß Wakiya bei ihr stehenblieb. Die Frühlingsnacht war kühl und würzig.
    Queenie legte Wakiya die Hand auf die Schulter, was sie bis dahin noch nie getan hatte. Durch Wakiya lief eine große Erwartung.
    Leise, mit ihrer sanften Stimme begann Queenie Tashina, die junge Königin, zu sprechen. Sie war in Not.
    Wakiya schaute sie nicht an. Er schaute mit ihr zusammen über das schwarze Tal, über dem der Mond in dieser Nacht nicht aufging.
    »Hier sitzt du immer, wenn die Träume zu dir kommen, Wakiya-knaskiya. Ich wollte, sie kämen auch zu mir, aber ich habe sie verloren. Ja, du kannst träumen, Wakiya. Du hast die Augen Inya-he-yukans. Ich dachte schon, du hast sie ihm gestohlen.«
    Wakiya erschrak.
    »Das habe ich nicht getan, Mutter Tashina.«
    »Ich weiß. Du hast sie nur abgespiegelt wie ein kleiner, tiefer, dunkler Teich. Nun sind sie doppelt da. Aber ich habe mir gewünscht zu wissen, wie du träumst. Ich habe dich oft hier sitzen sehen. Du bist noch reich, Wakiya, und ich bin arm geworden.«
    »Eine Schale muß man leeren, ehe sie neu gefüllt werden kann. Das hat mein Vater gesagt.«
    »Dein Vater war ein weiser Mann. Ich bin ausgeleert, eine trockene Schale, aber was soll ich neu aufnehmen?«
    »Du hast Bilder der großen Geheimnisse und der Menschen gemalt, Mutter Tashina.«
    »Weil es so einfach war, ganz einfach. Es ging um das Leben, und es ging um den Tod. Es ging um Inya-he-yukan. Ich habe stark geträumt - von den Händen, die geben, Großes und Kleines - von dem schwarzen Stier, der den Menschen verschleppt - von unserem alten Leben und wie es zerbrach - von dem Licht, das aus der Nacht bricht, wenn die Tänzer aus ihrem Geheimnis heraus tanzen. Aber womit soll sich meine Schale neu füllen? Deine Ohren sind immer offen, Wakiya, und deine Augen wissen mehr, als sie sehen. Wovon kannst du noch träumen? Es ist Unruhe um uns, Unnützes und Unruhe, Dinge, die sein können und auch nicht sein können, und wenn einer dafür stirbt, so schreit es vor lauter Unsinn, und wenn einer dafür lebt, so schlingt sich das Geschwätz darum und saugt die Kraft heraus. Du hast Frau Wirbelwind sprechen hören; es war ein stinkender, wirbliger Wind, der oben über die Dinge dahinfuhr, und doch hat sich diese Luft in meine Lungen eingenistet; ich huste, wenn ich daran denke, aber ich kann sie nicht ausspucken. Wovon träumst du noch, Wakiya?«
    »Von Pferden, die schnauben und steigen wie die alten Mustangs der Prärie, von jungen Männern auf ihrem Rücken, braunhäutigen, schwarzhaarigen, vom Brüllen der Büffel. aber die Geister sagen: Schulranch. Sie wissen gar nichts. Laß sie doch Schulranch sagen. Aber ich träume Tag und Nacht davon, und so träumt auch Inya-he-yukan. Wir träumen miteinander, denn es mag wahr sein, was du sagst, Mutter Tashina, daß wir die gleichen Augen haben. Aber die seinen sind noch stärker. Er wird sein Leben geben für seinen Traum. Hau.«
    »Ich aber stehe daneben, Wakiya, leer und arm, und euer Traum macht mir nur Angst, und alle Worte darum sind für mich nur wie Schlinggewächse, vor denen ich mich

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