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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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nützen.«
    »Unsere Väter waren Barbaren, edel, aber unwissend. Wir haben nur zu nehmen und zu lernen.«
    »Es gibt Leute, die wissend sind, aber unedel. Wir haben auch zu lehren und zu geben.«
    »Mister King, ich werde dafür eintreten, daß George Mac Lean Ihr Nachbar wird. Ich habe gesprochen. Was sagen Sie?«
    »Nein. Auf diesen Wiesen wird eine Schulranch eingerichtet. Ich habe gesprochen, hau.«
    William Wirbelwind und Joe King erhoben sich zur gleichen Zeit.
    Wirbelwind grüßte zum Abschied noch kürzer als beim Kommen; Joe erwiderte knapp.
    Die Gäste verließen das Haus. Queenie geleitete sie noch durch den Flockenwirbel bis zum Wagen. Mit bedauernder Miene, leicht seufzend, stieg Mrs. Whirlwind ein. Sie richtete einen letzten fragenden Blick auf Queenie - konnte diese junge Künstlerin mit den Anschauungen ihres Mannes einverstanden sein?
    Queenie blieb undurchschaubar, aber unter dem Eindruck der Feindschaft, die aus den letzten Worten der beiden Männer gesprochen hatte, war sie fahl geworden.
    Als der Wagen gewendet hatte und Queenie sich anschickte, im Schneegestöber zum Haus zurückzukehren, fühlte sie eine kleine Hand und nahm sie fest in die ihre. Wakiya hatte bei ihr gestanden.
    Wirbelwinds waren in der Winterszeit die letzten Besucher gewesen, die zu dem Hause King gefunden hatten.
    Das ganze Tal hüllte sich in Schnee.
    Auf der Straße unten im Tal räumte ein Schneepflug. Den Feldweg bis zum Haus mußte die Familie selbst frei schaufeln. Alle halfen, des Abends auch Wakiya, Bob und Alex.
    Jeden Tag wurde Wakiya auf irgendeine Weise und von irgend jemandem bis zum Schulbus gebracht und wieder abgeholt. Aber eines Morgens schien es wahrhaftig unmöglich, durch die herangewehten Schneemassen noch durchzukommen. Auch die Straße war für Wagen unpassierbar geworden, und es stürmte unentwegt.
    »Heute bleibe ich daheim, Inya-he-yukan.«
    »Das ist ein trügerischer Traum, Wakiya-knaskiya. Mach dich für die Schule fertig!«
    Wakiya gehorchte.
    Joe schnallte die Skier an, steckte Wakiya in einen Fellsack mit Riemen, nahm ihn auf den Rücken und fuhr los.
    Das Gleiten fühlte sich wie Fliegen an. Wakiya war übermütig und lachte, während seine Nase und seine Ohren frostkalt waren.
    Als die beiden in der Schule ankamen, fanden sie niemanden vor als die Küchenfrauen, die Internatsbetreuerinnen und die wenigen Schüler, die in der Schule wohnten.
    Der Schulbus war nicht mehr durch den Schnee durchgekommen. Joe und Byron erhielten ein ausgezeichnetes Essen und gelangten auf die gleiche Weise, auf die sie gekommen waren, wieder zurück.
    »Heute bleibe ich doch zu Hause, Inya-he-yukan!«
    »Du bist ein schwerer Brocken geworden, Wakiya-knaskiya.«
    Joe war verschwitzt und durstig. Er hatte trotz der Last auf dem Rücken ein schnelles Tempo durchgehalten.
    Die Stunden dieser Skifahrt zur Schule und zurück blieben für Wakiya und seinen Wahlvater auf lange Zeit das letzte Aufleuchten der Fröhlichkeit.
    Nach einigen Tagen besserten sich zwar die Schneeverhältnisse. Aber der Winter blieb beharrlich im Lande und wollte nicht weichen. Rinder und Pferde standen in ihrer Schutzhütte. Die Futtervorräte mußten ergänzt werden. Das Geld wurde knapper. Joe war schwer anzusprechen. Wakiya spürte die Sorgen; Queenie versuchte sich an neuen Skizzen, aber sie vermochte nicht bei einem Thema zu bleiben; ihre unruhige Stimmung setzte sich in eine unfruchtbare Unruhe in der Arbeit um. Die Zwillinge brüllten, wenn die Muttermilch nicht mehr für sie ausreichte. Wakiya bekam seine Krankheit wieder zu spüren. Noch begriffen die Zwillinge nichts davon. Aber er dachte mit Schrecken daran, daß sie eines Tages vor ihm davonlaufen würden wie vor einem bösen Geist.
    Es kam ein Tag, der alle Sinne hätte erfreuen können. Die Luft war eine reine Flut in den nicht endenden Himmel; Kristallschnee spielte in seinem Glitzern mit vielen Farben; über alles Land breitete sich die Stille der Erde, in deren Geborgenheit die Gräser, die Blumen, die Bäume auf ihr neues Leben warteten.
    Joe nahm plötzlich wieder die Bretter an die Füße und lief fort. Er hätte den Wagen benutzen können. Vielleicht wollte er Benzin sparen. Vielleicht... Spät abends kam er zurück.
    Die Nacht darauf gönnte den Bewohnern der Blockhütte wenig Schlaf. Die Zwillinge schrien und machten sich schmutzig. Untschida stand auf. Tashina glitt aus Inya-he-yukans Arm, um nach den Kindern zu sehen. Sie zahnten und hatten Fieber. Trotz Unruhe und

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