Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen
Stelle, wo sie etwas lernen können. Aber George Mac Lean, der muß die Wiesen haben!«
»Was, Bob, können wir für Inya-he-yukan noch herausfinden?«
»In den Bad Lands nichts. Ich habe mir das schon lange einmal angesehen. Es gibt nur noch eines und eine, die helfen kann. Mary soll sagen, was sie weiß.«
»Was weiß Mary Booth?«
»Harold war ja schließlich ihr Bruder, und gesoffen hat er auch, mit Brandy Lex und Black and White zusammen. Sie muß es wissen. Ich meine, Harold Booth hat geschickt gelogen, aber gesoffen hat er auch, und lange konnte er den Mund nie halten.«
»Warum hat Mary nichts gesagt?«
»Was weiß ich. Aber sie soll reden. Das ist das einzige, was noch helfen kann.«
»Bob! Das ist ein Kampf der Männer, und die Worte schießen gegeneinander. Sollen wir beide uns auf eine Frau verlassen? Wir müssen selbst hell wach bleiben und für Inya-he-yukan etwas tun.«
»Reden kannst du wie ein alter Krieger. Wo du solche Worte nur wieder her hast! Ich will sehen, was ich tun kann. Wenn ich etwas ausgekundschaftet habe, sage ich es dir.«
Die Angst um das weitere Geschick seines Wahlvaters, die den Jungen bis zu körperlichen Schmerzen quälte, setzte sich in die versprochene Fürsorge für Joes Lieblingspferd um. Täglich war Wakiya bei dem Scheckhengst, der den Kopf hängen ließ und nicht fressen mochte, und Wakiya wußte, daß auch Inya-he-yukan selbst todtraurig war. Niemand brauchte es ihm zu sagen.
Joe fehlte überall, und sein Name wurde fortwährend genannt, nur nicht von Wakiya. Joe wollte das so haben. Joe hat immer gesagt. Joe hätte das anders gemacht.
Von Queenie kam eine Karte mit der Mitteilung, daß sie angekommen sei und zu arbeiten beginne. Alex hatte sie von der Post mitgebracht. Wakiya betrachtete das Bild der südlichen Stadt mit den alten spanischen Häusern und wunderte sich sehr. Er wollte die Karte über Joes Bett an die Wand nageln, aber Mary nahm sie ihm ab und gab sie wieder zur Post mit der Adresse des Untersuchungsgefängnisses von New City.
Da von früh bis spät zu tun war, eilten die Sommertage samt ihrer Sorgenlast dahin wie schnelle Pferde. Bob und Alex, die jungen Cowboys, wurden immer grimmiger.
Bob fauchte und machte Pläne. »Die Frist für die Berufung läuft ab, und Joe hat keine Gründe gegen das Urteil vorzubringen. Es ist eine Schande. Morgen kommt der alte Isaac Booth. Der hatte seinen Sohn so gut durchschaut wie Mary und hat ihm nicht einmal mehr guten Tag gesagt. Komm morgen abend herüber, Wakiya. Du mit deiner unbeschwerten Zunge kannst vielleicht noch etwas ausrichten.«
Wakiya half bis zum Abend auf dem Kartoffelacker und bei Queenies Kaninchen, die Mary in Pflege hatte; dann ging er mit in das geräumige Haus der Booths zum Abendessen. Vater Isaac, grauer und müder, als seinem Alter zukam, und seine von Kummer und Arbeit verhutzelte kleine Frau waren seit Harolds Tod zu ihren Kindern außerhalb der Reservation gezogen und kamen zum erstenmal zu Mary zu Besuch. Sie hatten bis dahin immer die bedrückenden Erinnerungen gescheut. Man saß nun zu sechst um den Tisch, an dem die alten Booths früher immer mit Mary und Harold gesessen und gegessen hatten, und das Gespenst dessen, der nicht mehr dabei war, hockte in der Ecke.
Während des Essens wurde nicht geredet. Wakiya und Bob räumten ab. Es blieb noch lange still; Engel und Teufel konnten durch das Zimmer fliegen.
Der alte Isaac nickte vor sich hin und tat endlich den Mund auf.
»Was ist nun mit dem Heiraten, Mary?«
»Nichts.«
»Ohne Mann schaffst du es auf die Dauer nicht. Die jungen Burschen sind nicht genug.«
»Wenn ihr so denkt, hättet ihr mir Joe King nicht wegzunehmen brauchen. Was hat euch denn gestochen, den Mac Leans den Handlanger zu machen?«
Isaac stopfte sich eine Pfeife.
»Ich versteh' dich nicht, Mary. Was heißt, Mac Lean den Handlanger machen?«
»Eben den Handlanger machen. Ohne uns Booths hätten die das nie geschafft. War es aber nötig, Harolds alte Lügen wieder aus der Kiste zu holen? Unserm Harold ist es nicht zu Ehren, denn es kommt ja doch heraus.«
Der alte Isaac tat ein paar Züge, betrachtete seine Pfeife, war unzufrieden damit, rauchte aber weiter. »Was kommt heraus?«
»Was wahr ist.«
»Ich verstehe Joe nicht, Mary. Er ist ein tüchtiger Cowboy und ein guter Rancher geworden. Ich bin der letzte, der das nicht laut sagen würde. Aber warum hat er der Polizei sein erschossenes Pferd und die Toten nicht gemeldet? Das bricht ihm noch den
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