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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Hals. Wenn es zur Berufung kommt, erkennen sie auf Mord. Ich habe das schon gehört.«
    »Joe ist nicht mehr der alte. Entweder er traut der Polizei nicht über den Weg, selbst wenn er zehnmal im Recht ist, und meldet nie und nimmer etwas. Oder er will reden, dann soll er es gleich tun. So hat er eine Riesendummheit gemacht, das ist schon wahr. Aber wenn jedermann jede Dummheit mit dem Kopf bezahlen sollte, hätten wir bald Platz auf der Welt.«
    »Es ist nicht unsere Sache, Mary.«
    »Nur die eure ist's! Warum haben Ben und Dorothy Harolds verdammte Lügen vorgebracht? Jetzt auf einmal?«
    »Beschimpfe nicht deinen toten Bruder, Mary. Das mag ich nicht hören. Er mag gewesen sein, wie er will, und du weißt, daß ich kein Wort mehr mit ihm gesprochen habe. Für mich war er schon lange tot. Aber nun liegt er im Grab, und es soll Ruhe sein.«
    »Ist aber keine, weil seine Lügen weiter umgehen und Joe auch noch unter die Erde ziehen wollen.«
    Isaac klopfte die halb abgerauchte Pfeife aus. Die alte Mutter Booth setzte ein paarmal zum Sprechen an, und da die Pause lange genug währte, fand sie den Mut, etwas zu sagen.
    »Mary, wie willst du sagen, daß es Lügen waren?«
    Mary sprang auf.
    »Verdammt, Vater und Mutter, ihr wißt selbst, wie Bruder Harold an seinem letzten Sonntag schön besoffen war, als er heimgekommen ist - wie er mit seinem Wagen über die Straße herangeschlingert ist und wie er dann noch im Schweinestall gesessen und gesoffen und geheult hat - die Schweine waren uns bei dem großen Feuer verbrannt, und der Stall war leer und ist immer Harolds Unterschlupf gewesen, wenn er soff und von Euch, Vater Isaac, nicht gesehen werden wollte - und wie er hergekrochen ist und geflennt und gefleht hat, weil es doch nun offenbar geworden war mit seiner Fälschung und seinem Pferdediebstahl, und der Prozeß stand am nächsten Tag bevor - und wie er geheult hat wie ein Kind - das konnte er, wahrhaftig - und wie er euch alles gebeichtet hat. Und ihr habt ihm versprochen zu schweigen, denn wenn es herauskam, daß er mit Brandy Lex und Black and White bei dem Diebstahl unter einer Decke gesteckt und ihre Leichen verstümmelt hat, damit keine Spur mehr in seine Richtung führt ­wenn das herauskam, stand es noch viel schlimmer um ihn. Du hast ihn aber getröstet, Mutter, und hast gesagt, daß er trotz allem euer Sohn sei - und du, Vater, warst Stein, aber du hast geschwiegen -dann wurde er wieder zuversichtlich, unser Harold, und hat auf einmal anders geredet und ist besoffen noch hinübergegangen zu Queenie, die allein war... und sie hat ihn erschossen. So war's, und ihr wißt, daß es Lügen sind, was er Ben und Dorothy erzählt hat. Sie haben's auch selbst nie geglaubt und nie was gesagt, bis Mac Lean sie jetzt aufgestachelt hat. Dick und George Mac Lean und Harold, die paßten immer zusammen. Eine Schande ist es und eine Sünde.«
    »Mary, du darfst deine Familie nicht so schändlich beschmutzen.«
    »Ich habe bis heute den Mund gehalten, auch vor Gericht, und habe zugesehen, wie sie Joe unschuldig verurteilt haben. Aber einmal muß es heraus. Ich will keine Blutschuld auf mich laden. Weil ihr gesagt habt, sie werden vielleicht doch noch auf Mord erkennen und der Richter wird das Todesurteil aussprechen.«
    »Es muß ja nicht sein, und Joe ist selbst schuld. Er hat die Leichen auch nicht gemeldet, so wenig wie Harold.«
    »Weil er der Polizei nie über den Weg traut. Wie soll er denn auch! Er ist abgestempelt, und wenn es überhaupt etwas gibt, was sie ihm anhängen können, tun sie's.«
    »Er hat wohl mehr als genug auf dem Gewissen, um ein Todesurteil zu verdienen. Er war ein Gangster.«
    »Wer hat ihn dazu gemacht? Teacock und das Gericht und unsere Gefängnisse! Aber herausgebissen hat er sich dann allein. Kein solches Wort über Joe! Ich duld' es nicht in meinem Hause hier. Es ist genug, daß ich um euretwillen zugesehen habe, wie er unschuldig verurteilt worden ist.«
    Mary atmete schwer, dann setzte sie sich langsam wieder an den Tisch. Es schien ihr jetzt erst zum Bewußtsein zu kommen, daß sie auch vor Alex, Bob und Wakiya gesprochen hatte.
    »Geht jetzt schlafen, ihr jungen Burschen.« Des alten Isaac Stimme klang rauh.
    Die drei gehorchten und erhoben sich.
    Wakiya und Bob machten sich zusammen auf den Weg zu dem Hause der Kings. Jeder der beiden legte sich auf seine Bettstatt. Etwas vom Leuchten der Sommernacht drang in die Hütte, denn Bob hatte die Tür offengelassen. Da er und Wakiya übereck

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