Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen
einem der Toten seinen Vater zu vermuten?«
»Der Kläger O'Connor!«
»Mein Vater und Brandy Lex sind seit jener Zeit vermißt. Ich wußte aber, daß sie an jenem Tag durch die Bad Lands reiten wollten. Daher vermute ich, daß mein Vater mit Lex zusammen Joe King zum Opfer gefallen ist.«
Der Angeklagte fragte weiter.
»Wann haben Sie von der story des Harold Booth erfahren, Mister O'Connor?«
»Vor ein paar Wochen. Den Tag kann ich nicht mehr genau sagen.«
»Durch wen haben Sie davon erfahren?« »Durch Mister Mac Lean senior.«
»Pflegt Mister Mac Lean senior in Ihrer Kneipe zu verkehren?«
Einige Zuhörer lachten, verstummten aber unter dem Blick des Gerichtspräsidenten.
»Nein... nein. Verkehrt nicht regelmäßig. Er kam eben deswegen.«
»Um Ihnen die story zu erzählen! Mister Mac Lean, wann und durch wen sind Sie zur Kenntnis dieser Erzählung gekommen? Und warum vermuteten Sie in einem der Toten den alten O'Connor Black and White?«
»Weil - ja, warum eigentlich? - Weil ich von dem Verschwinden des Besagten wußte - das hatte sich herumgesprochen - und als ich durch Missis Dorothy Miller den Bericht des Harold Booth erfuhr, kombinierte ich sogleich.«
»Warum hat Harold Booth damals in New City nicht sofort Anzeige erstattet?«
»Die Zeugin Dorothy Miller geborene Booth!«
»Weil er Sie, Mister King, um Ihrer Frau willen schonen wollte. Es ist jedem bekannt, daß mein Bruder Harold Queenie schon als junges Mädchen verehrt hat.«
Unter den Zuhörern entstand merkliche Unruhe. Der Gerichtspräsident klopfte auf den Tisch.
»Um meine Frau zu schonen, hat Harold Booth dann meine Unterschrift gefälscht und den Schecken sowie die Stute widerrechtlich verkauft? Diese Vorgänge sind damals polizeilich festgestellt worden.«
»Das war seine Rache.«
»Merkwürdige Rache.«
»So ist mein Bruder eben gewesen.«
Nach der Haltung der Zuhörer zu urteilen, war ihre Meinung dazu geteilt.
Der Ankläger nahm die Waffe der Frage wieder in seine Hand.
»Angeklagter, trifft es zu, daß Ihre Frau noch immer Blumen auf das Grab des Harold Booth gelegt hat?«
»Ja.«
Ein gezwungenes >Ja<, Joe konnte das nicht ganz verbergen.
Wakiya merkte, wie die Gedanken im Saale bei diesem >Ja< umschlugen und sich wieder gegen Inya-he-yukan richteten; eine dunkle Wolke legte sich vor die helle. Wäre nur Queenie dagewesen! Sie hätte diesem Mann geantwortet, der aus ihren Blumensträußen einen Strick für Inya-he-yukan flocht.
Der junge und eifrige Ankläger warf sich in die Brust.
»Auf Grund der Berichte des Harold Booth, die er seinen Verwandten kurz vor seinem Tode gegeben hat, halte ich den Angeklagten des Mordes für schuldig. Er hat vorsätzlich gehandelt. Harold Booth und der Angeklagte waren von Kind an erbitterte Feinde, auch Rivalen um Queenie Halkett, wie schon aus einem früheren Prozeß hervorging. Joe King wollte den Augenblick nützen, um sich an Harold Booth zu rächen, und wollte ihn vorsätzlich töten. Aus Versehen wurden zwei andere Menschen sein Opfer. Er hat an seinem ersten Opfer einen Mord begangen; darauf steht die Todesstrafe; an seinem zweiten Opfer zumindest einen Totschlag, wofür ich acht Jahre Kerker für angemessen halte.«
Joe King konnte entgegnen.
»Harold Booth hat auf mich geschossen und hat, als er mich tot glauben mußte, den Schecken und die Stute in New City verkauft; er hat die Pferde mehrfach angeboten und schließlich einen Auftrag von mir samt meiner Unterschrift gefälscht. Das wurde damals festgestellt und ist Beweis genug, daß er nicht die Absicht gehabt haben kann, mir die Pferde zurückzubringen. Er hat nachgewiesenermaßen als Dieb gehandelt, einen Mord verursacht und eine Fälschung begangen. Er hat nicht daran gedacht, in New City den Schußwechsel und die beiden Toten beziehungsweise seinen Schuß auf mich und meinen lebensgefährlichen Sturz zu melden. Offenbar hat er selbst die Toten angebrannt und verstümmelt, um zu vermeiden, daß durch ihre Identifizierung und seine bekannten Verbindungen mit Brandy Lex und Black and White sich der Verdacht auf ihn richtete. Seine gesamte Erzählung ist unwahr und strotzt von Widersprüchen.«
Die Stimmungswelle im Saal wogte auf die Seite Joes. Wakiya fühlte sich von ihr getragen.
Aber der Ankläger gab nicht auf.
»Warum haben denn Sie, Angeklagter, nicht sofort Anzeige erstattet, nachdem Ihr Pferd erschossen worden war und Sie die Leichen gefunden hatten?«
»Auf diese Frage verweigere ich die Aussage.«
Auf
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