Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen
ein College?«
»Das weiß ich nicht, aber da werden sie so gemacht.«
Wakiya war nach dieser Antwort in ein Nachdenken versunken, das tief war und ausweglos wie ein Sumpfsee. Ein Mann, der den Namen Bighorn trug, wollte Inya-he-yukan töten!
Die Geschworenen rangen noch immer um das >Schuldig< oder >Nichtschuldig<.
Endlich kamen sie und auch die Richter wieder, selbst erschöpft und alle mit den mürrischen und finsteren Gesichtern von Menschen, die sich gestritten haben und in Gedanken noch weiter streiten.
Joe wurde von den beiden Polizisten hereingebracht. Als er sah, daß Wakiya ausgehalten hatte, schaute er freundlich auf ihn, freundlich und sehr ernst. Wakiyas Augen hingen nur an seinem Wahlvater, während Wakiyas Ohren das Urteil aufnehmen mußten.
Die Geschworenen hatten auf >Schuldig< erkannt für eingestandene Tötung in zwei Fällen, gewertet als Totschlag gegen Unbekannt. Die Leichen waren nicht aufgefunden, die Zeugenaussagen genügten nicht zur Identifizierung. Unter Zubilligung mildernder Umstände hatten die Richter eine Kerkerstrafe von vier Jahren und weitere zwei Jahre Polizeiaufsicht über Joe King verhängt.
Es war still im Saal, als ob nur Totengeister versammelt seien.
»Angeklagter, nehmen Sie das Urteil an?«
»Ich behalte mir vor, Berufung einzulegen.«
Wakiya trank die Stimme und jedes Wort. Es war auf lange hinaus das letztemal, daß er die Stimme Inya-he-yukans hören und die wiedergefundenen Augen sehen konnte.
Der Angeklagte wurde wieder abgeführt. Niemand konnte ihm seine Stimmung anmerken. Er befand sich unter Feinden. Richter und Geschworene entfernten sich. Der Saal wurde leer.
Eliza Bighorn und Mary Booth standen bei Wakiya-knaskiya. Vorsichtig tat er einen Schritt an die Seite von Mary.
»Nun, wie du willst«, sagte die Mutter.
In dem uralten Wagen fuhr Wakiya mit Mary nach Hause.
An der Abzweigung des Feldwegs, der zu dem Kingschen Hause hinaufführte, hielt Mary an.
»Tante Mary, kann ich mit Bob in unserer Hütte auf der KingRanch schlafen?«
»Wäre nicht schlecht, Wakiya. Ihr müßt euch dort um die Pferde kümmern. Jetzt haben wir wieder zwei weniger zum Arbeiten. Queenie fährt auf die Kunstschule, und Joe geht ins Gefängnis. Schöne Rancher! Hätte er nur den Mund gehalten! Was braucht er auf einmal zu gestehen, daß er die Schufte abgeschossen hat, die Rauschgiftschmuggler und Diebe und Hehler, die Nichtsnutze. Wir alle sind froh, daß es die beiden nicht mehr gibt. Sie hatten auch Brandy auf die Reservation geschmuggelt, nichts als Pferdescheiße und teuer. Meinen Bruder Harold haben sie damit vergiftet. Das Gericht hätte Joe nichts beweisen können, gar nichts, und er wäre auf seiner Ranch statt wieder hinter den Mauern. Wer weiß, als was er nach vier Jahren wiederkommt! Einmal macht der Haß jeden Menschen fertig. Aber er hat sich von Queenie beschwatzen lassen -sie hat keine Ahnung von der Welt und bringt ihren Mann noch auf den elektrischen Stuhl oder in die Gaskammer. Wenn es so weit ist, heult sie.«
Mary hielt noch immer an der Abzweigung. »Schreibt Vater Halkett an Tashina?«
»Der wirft dir eher einen Stier um, als daß er einen Brief schreibt. Und Joe schweigt gegen seine Queenie und ihre Blumensträuße. Dagegen kann auch das Gericht nichts machen.«
»Mac Lean?«
»Wäre imstande. Wenn er über Wasser und Elektrizität abschließen will. Warten wir ab.«
Abends saßen Wakiya und Bob in der Hütte. In der Ecke stand noch das Jagdgewehr, daß Joe von seinem Vater geerbt hatte; an dem Wandhaken hingen der Kniehalfter, leer, und der Achselhalfter mit den beiden Pistolen. Die Winterjacke hing noch da, und in der Ecke standen die Stulpenstiefel mit dem Stilett. Es war wie nach einem Begräbnis.
Bob hatte gekocht und aß mit Wakiya zusammen.
Bob war nicht weniger aufgebracht als Mary, aber seine Gedanken gingen in eine andere Richtung. »Es muß irgend etwas gefunden werden. Sonst geht die Berufung auch noch schief, und sie geben ihm eine höhere Strafe als vorher. Joe war im Recht. Er ist unschuldig. Aber nun sind sie ihn erst einmal los. Wirbelwind und Mac Lean, die haben diese Pferde zusammen angeschirrt. Und jetzt wird Mac Lean junior pachten. Wirst du sehen.«
»Wer gibt ihm Wasser?«
»Queenie kriegen sie doch klein, spätestens bis zum Herbst. Mit der Schulranch ist es aus. Es wären fünf Mann und zwei Mädchen da, die jetzt das Baccalaureat gemacht haben und Rancher werden wollen. Sie finden auf der Reservation keine
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