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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Im Moment war sein Blick jedoch eiskalt. Sein Haar war dunkel und geradezu militärisch kurz geschnitten. Verächtlich verzog er die Lippen. Für eine Sekunde konnte ich seine Reißzähne sehen.
    »Nur die Mitglieder des Rates dürfen vor dem Prozess zu einem Angeklagten. Du bist kein Mitglied des Rates, Princessa .« Abgesehen davon, dass er mich duzte, sprach er meinen Titel aus, dass er wie eine Beleidigung klang. In dem Versuch, drohend zu wirken, machte ich einen Schritt auf ihn zu. Er rührte sich nicht. Einzig der Zug um seineLippen wurde noch verächtlicher. So dicht vor ihm meldete sich mein Hunger noch etwas stärker. Ich widerstand dem Drang zurückzuweichen.
    Der zweite Vourdranj, rotblond und einen halben Kopf kleiner als sein Kamerad, sagte etwas in der Sprache der Lamia. Es klang fast wie eine Warnung. Der Dunkelhaarige schnaubte nur.
    Ihre höhnische Lässigkeit wich von einem Atemzug zum nächsten wachsamer Angespanntheit, als Schritte sich näherten.
    »Da sind Sie ja, Princessa!« Die Stimme kam mir vage bekannt vor. »Ihr Großvater und Ihre beiden Großonkel sind schon in Sorge.« Ich presste die Lippen aufeinander. Hatten Vlad und Radu mein Verschwinden inzwischen also doch entdeckt. In einer Mischung aus Verwirrung und Ärger – und hilfloser Frustration – wandte ich mich um. Der blonde Engel, Olek Nareszky, kam auf uns zu. Unwillkürlich ballte ich die Fäuste. Konnten sie mich noch nicht einmal im Moment mit ihren Heiratsplänen in Ruhe lassen? Mussten sie ihn mir selbst jetzt noch auf den Hals schicken?
    »Haben Sie sich auf dem Weg zu unserer Verabredung verlaufen?«, erkundigte er sich nonchalant, als er uns erreicht hatte. Ich spürte meine Fingernägel in meinen Handflächen. Wir hatten keine Verabredung. Dass du mich herumführen sollst, war Radus Idee! Bei seinem Lächeln wären jedem Mädchen die Knie weich geworden. Plötzlich erinnerte er mich unangenehm an Bastien – ungefähr so lange, bis es zu einem irgendwie schiefen Grinsen wurde, nachdem er über meinen Kopf hinweg dem rotblonden Vourdranj zugenickt hatte und sich dem dunkelhaarigen zuwandte. »Pádraig. Es ist lange her!«
    Unvermittelt hatte der ein ganz ähnliches Grinsen auf dem Gesicht. »Was du nicht sagst? Wann hat dein Großvaterdich nach Hause zurückbeordert? Vor fünfzig Jahren?« Der Handschlag, den die beiden tauschten, wirkte eher wie das Begrüßungsritual irgendwelcher Gangmitglieder. Fehlte nur noch, dass sie sich um den Hals fielen wie die allerbesten Freunde. › Nach Hause zurückbeordert‹ ? Und wie hatte Nareszky es geschafft, zwischen mich und die beiden anderen Lamia zu gelangen, ohne dass ich es im ersten Moment bemerkt hatte? Solche Spielchen kannte ich nur von Julien.
    Pádraigs Leutseligkeit war nicht von Dauer. »Verlaufen, sagst du? So nennt man das also neuerdings.« Er hob eine Braue. Sein Blick ging zu mir. »Dann bist du tatsächlich hier, um ihr den Hof zu machen.« Sein Ton verriet nur zu deutlich, was er davon hielt.
    »Für den Moment geht es nur darum, einander kennenzulernen.« Nareszky drehte sich mit einem neuerlichen Lächeln halb zu mir um und ergriff gleichzeitig meine Hand, um sich in einem eleganten Kuss darüberzubeugen, ehe er wieder Pádraig ansah – ohne sie wieder loszulassen. »Das Übrige wird sich zeigen.« Er schob meine Hand in seine Armbeuge – und hielt sie dort fest, als ich sie ihm mit einem Ruck entziehen wollte. Es war mir egal, was die Vourdranj von mir denken mochten. Pádraigs Meinung über mich kannte ich ja schon. Olek schien es gar nicht zu bemerken, aber es gelang mir auch nicht, mich zu befreien.
    Pádraigs Brauen zogen sich zusammen. »Hältst du das für eine so gute Idee? Julien …«
    Mein Herz setzte einen Schlag aus. Das ärgerliche Zischen, mit dem ich Nareszky hatte anfauchen wollen, mich loszulassen, blieb mir im Halse stecken. Also wussten sie, welcher der Zwillinge bei mir gewesen war.
    »… war einer der Besten. Und jetzt schau dir an, wohin es ihn gebracht hat, sich mit … den falschen Leuten einzulassen.«
    … mit ihr einzulassen. Er musste es nicht aussprechen. Der Blick, den er mir zuwarf, sagte es nur zu deutlich. Ich presste die Lippen zusammen. Aber wenn man es genau nahm: Hatte er nicht recht? Ohne mich würde Julien nicht irgendwo am Ende dieser Treppe gefangen gehalten.
    Nareszky zuckte die Schultern und wandte sich mir erneut zu. »Wollen wir? Ich hatte versprochen, Ihnen das Kloster zu zeigen.« Er wartete meine Antwort

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