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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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zwecklos, nachdem ich meine Eckzähne selbst viel zu lang aus meinem Oberkiefer ragen fühlen konnte, und ich war mir auch ziemlich sicher, dass meine Augen gerade tiefschwarz waren. Wie gern hätte ich mich auf der Stufe zusammengerollt.
    »Es wäre mir eine Ehre, Ihnen zu Diensten sein zu dürfen.«
    Übergangslos hielt er einen kleinen Dolch in der Hand. Ich erstarrte, sah die schimmernde Klinge an, sah Nareszky an, blickte in die Richtung, in der ich die Vourdranj wusste. Sein Großvater hatte ihn nach Hause zurückbeordert … miteinem Mal machte das Ganze Sinn. »Sie sind ein Vourdranj«, platzte ich heraus.
    Diesmal war sein Lächeln tatsächlich aufrichtig schuldbewusst. »Nicht mehr. Seit mein Großvater der Fürst von Genf wurde.« Die Art, wie er mich anschaute, veränderte sich, wurde forschend. »Spricht dieser Umstand in irgendeiner Form gegen mich?«
    »Nein!« Hätte ich es gewagt, hätte ich hastig und heftig den Kopf geschüttelt. Meinte er diese Frage tatsächlich ernst? Julien war auch ein Vourdranj – er war es immer noch .
    Er nickte, schob den Ärmel in die Höhe und legte die Schneide gegen sein Handgelenk. Jetzt war sein Blick eindeutig eine Frage. In meinem Oberkiefer wühlte der Hunger immer stärker. Unter seiner Haut konnte ich das Blut pulsieren sehen – und ertappte mich dabei, dass ich mich fragte, wie es wohl schmeckte. Ich schluckte hart, zwang mich die Augen abzuwenden.
    »Ich … ich glaube nicht, dass Radu und Vlad damit einverstanden wären«, meine Stimme war heiser. » Vielleicht ist es in Anbetracht der Umstände sogar besser, wenn sie in der nächsten Zeit nur von Mitgliedern der Familie Blut nimmt« , hatte Vlad gesagt. Ich konnte mir nicht erlauben, ihn und Radu zu verärgern. Ich brauchte sie, ihre Macht und ihren Einfluss im Rat. Ich riskierte schon genug, indem ich mich außerhalb meines Zimmers aufhielt. Und zudem: Ich kannte diesen Mann, der da vor mir auf dem Boden kniete, nicht. Wer sagte mir, dass er nicht auch – auf seine Art – ein falsches Spiel spielte? So wie Bastien es getan hatte. Dass er nicht gut mit Gérard stand, musste nicht heißen, dass er nicht doch eigene Ziele verfolgte.
    Nareszky nickte. »Es ehrt Sie, dass Sie die Wünsche von Fürst Radu und Fürst Vlad respektieren. Sollten Sie Ihre Meinung ändern, wäre es mir ein Vergnügen, Ihnen zurVerfügung stehen zu dürfen. Jederzeit.« Erst jetzt nahm er die Klinge von seiner Haut und ließ sie im Ärmel seines Jacketts verschwinden.
    »Warum tun Sie das?« Ich wünschte, ich hätte mir auf die Zunge beißen können, aber meine Eckzähne ragten noch immer viel zu weit über die übrigen hinaus. Nicht dass es etwas genutzt hätte: Die Worte waren heraus.
    Fragend hob er eine Braue.
    »Sie bieten mir Ihr Blut an, Sie lügen vor den Vourdranj für mich …« In einer hilflosen Geste hob ich die Hand. An meinem Arm schienen Tonnengewichte zu hängen. »Warum haben Sie behauptet, mein Großvater und mein Onkel seien in Sorge um mich, wenn Sie sie gar nicht gesehen haben?«
    »Jeder Lamia, der auch nur einen Funken Ehre im Leib hat, würde Ihnen anbieten, von seinem Blut zu trinken. Sie sind eine junge Lamia, die ganz offensichtlich erst vor wenigen Tagen ihren Wechsel hinter sich gebracht hat. Entsprechend ist anzunehmen, dass Sie noch unter dem ersten Hunger und der Sonne leiden. Und – bitte verstehen Sie mich nicht falsch – in Ihrem Fall ist es mehr als offensichtlich.« Sein Schulterzucken war reine Nonchalance. »Es ist schlicht ein Gebot der Höflichkeit, einer jungen Frau in Ihrer Situation zu Diensten zu sein.« Geschmeidig erhob er sich vom Boden. Und zwinkerte mir mit einem plötzlich verschmitzten Grinsen zu. »Und wenn der Betreffende dann auch noch Verstand hat, wird er es sowieso tun. Sie sind die Princessa Strigoja. Die Fürsten Ihrer Familie alt und mächtig – und für ihr Temperament bekannt. Sie sich gewogen zu machen, wäre ein geschickter Schachzug. Immerhin weiß man nie, was die Zukunft bringt. – Darf ich?« Er wies neben mich auf die unterste Stufe. Als ich nickte, setzte er sich zu mir. – An ihr gegenüberliegendes Ende.
    »Und das andere …« Von einer Sekunde zur nächsten wardas Verschmitzte wie weggeblasen. »Ich habe den Ausdruck in Ihrem Gesicht gesehen, als ich Ihrem Großvater und Ihrem Onkel berichtete, was der Grund für den Trubel in diesem Korridor war. Ich denke, ich ahne, wie Sie tatsächlich zu Julien stehen.«
    Erschrocken sah ich ihn an. Er schien es

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