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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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nicht ab, sondern nickte den beiden Vourdranj noch einmal zu, drehte sich um und schlenderte – mich an seiner Seite – den Korridor in der Richtung davon, aus der er zuvor gekommen war. Sein »Wir sehen uns noch, Párdaig« wurde mit einem »Sorg lieber dafür, dass sie sich nicht wieder verläuft « beantwortet. Da meine Hand noch immer unverrückbar in seiner Armbeuge gefangen war, ließ ich mich mitziehen – die Chance, auf diesem Weg zu Julien zu gelangen, war ohnehin gleich null –, allerdings nur bis hinter die nächste Ecke. Kaum waren wir außer Sicht der beiden Vourdranj, befreite ich mich unwillig. Zu meiner Überraschung tat Nareszky diesmal nichts, um es zu verhindern.
    Ungeschickterweise hätte mich die heftige Bewegung beinah mein Gleichgewicht gekostet. Ich machte einen hastigen Schritt zur Seite und hielt mich an der Mauer fest. Die Sonne musste bald aufgehen. Ich spürte sie in den Knochen – ebenso wie der Hunger immer stärker in meinem Oberkiefer brannte. Nareszky beobachtete mich, ohne sich zu rühren. Trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass er bereit war, jederzeit vorzuspringen, um mich zu stützen, oder im schlimmsten Fall zu verhindern, dass ich fiel.
    Störrisch reckte ich das Kinn vor, sah ihn an. »Mein Großvater und meine beiden Onkel sind also in Sorge um mich, ja?«, erkundigte ich mich feindselig. »Bedeutet das, sie haben Sie zu meinem Wachhund ernannt?« Warum musste sichausgerechnet jetzt dieses Zittern wieder in meinen Gliedern einnisten? Machte mir der Sonnenaufgang nicht schon genug zu schaffen?
    Etwas wie Mitgefühl huschte über Nareszkys Engelszüge und er kam einen Schritt auf mich zu. Ich fauchte ihn an, um ihn auf Abstand zu halten. Gehorsam blieb er stehen, schob die Hände in die Taschen seiner Designerjeans.
    »Was den Wachhund angeht, lautet die Antwort: definitiv nein!« Für eine Sekunde glitt ein Lächeln über seine Lippen, verschmitzt und spöttisch-schuldbewusst zugleich. Er neigte den Kopf ein klein wenig zur Seite und seine himmelblauen Augen waren von einem Blinzeln zum nächsten der Inbegriff des Wortes Hundeblick . »Aber was die Frage angeht, ob die Fürsten Ihrer Familien sich um Sie sorgen …« Er zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich habe sie nicht gesehen seit unserer Begegnung bei Eurer Ankunft.«
    Verständnislos starrte ich ihn an. »Aber Sie haben doch …«
    Übertrieben verlegen hüstelte Nareszky. »Eine kleine Notlüge. Ebenso wie das Verlaufen .«
    »Das Ihnen Ihr Freund Pádraig keine Sekunde abgekauft hat.«
    Sein Mundwinkel hob sich ein winziges Stück zu der Andeutung eines schiefen Grinsens. Er wirkte nicht einen Hauch weit schuldbewusst. Im Gegenteil.
    »Aber warum … Ich meine …« Ich schüttelte den Kopf. Und bereute es prompt, als mir schlagartig schwindlig wurde. Sonnenaufgang! Meine Knochen schienen sich von einer Sekunde zur nächsten in Blei verwandelt zu haben. Sofort war Nareszky bei mir und hatte seine Hand um meinen Ellbogen gelegt. Auch der zittrige Atemzug, mit dem ich gegen das Wanken des Bodens ankämpfte, erwies sich als Fehler. Bei dem Geruch seines Blutes drangen meine Eckzähne aus meinem Kiefer. Ich glaubte seinen Blick auf mir zu fühlen.
    »Kommen Sie, hier …« Die eine Hand immer noch an meinem Ellbogen, die andere jetzt in meinem Rücken schob er mich vorwärts auf einen Durchgang zu, hinter dem Stufen in den ersten Stock führten, und bugsierte mich auf den vorletzten Tritt. Jenseits jeder Eleganz ließ ich mich einfach darauffallen. Ich war mit einem Mal so unendlich müde. Nareszky kauerte sich vor mich, legte mir die Hand in den Nacken. »Kopf zwischen die Knie.« Sein Griff hätte mir gar keine andere Wahl gelassen. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich darauf, zu atmen und gleichzeitig den Geruch seines Blutes zu ignorieren. Und wach zu bleiben! Mehrere Minuten tat ich nichts anderes. Er kniete noch immer vor mir, als das Gefühl, alles um mich herum würde sich drehen, endlich nachließ und ich den Kopf wieder heben konnte, ohne dass mir sofort erneut schwindlig wurde.
    »Besser?« Besorgt musterte er mich. Wieso durfte ein Mann nur solche Augen haben? Sehr, sehr vorsichtig riskierte ich ein Nicken. Die Welt blieb, wie – und vor allem wo – sie sein sollte. Ich spürte, wie die Sonne sich jenseits der Mauern Stück für Stück über den Horizont schob. »Sie müssen trinken, Princessa«, sagte er sanft, während er mich weiter beobachtete.
    Leugnen war vermutlich

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