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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Erpressung.« Meine Fingernägel gruben sich in meine Handfläche.
    »Welch unschönes Wort. – Nun, Princessa?«
    Was tat ich hier eigentlich? Ich wollte zu Julien. – Das änderte nichts daran, dass meine Kehle wie zugeschnürt war, als ich nach einem letzen Zögern mein Haar zurückstrich und den Kopf zur Seite legte. Diesmal ließ er seine Augen doch wie sichernd durch den halbdunklen Wandelgang und den nur wenig helleren Hof gleiten, ehe sie schließlich zu mir zurückkehrten. Wieder glaubte ich dieses Lächeln zu sehen. Seine Hand umschloss meinen Hinterkopf, zog mich näher zu ihm heran, sein Atem schlug gegen meine Haut. Ich versuchte zu schlucken und konnte es nicht, krallte mir die Nägel tiefer in die Handfläche, kämpfte mit dem Wimmern … Und zuckte zusammen, als er mir dann die Zähne in den Hals grub. Es tat weh. Zwei Punkte flüssigen Feuers, die sich zu einem Krater aus ziehendem Schmerz zusammenballten, der sich immer tiefer zu graben schien. Es war wie damals bei Samuel. Ich schaffte es nicht, den hohen Laut aus Schreck, Schmerz und Entsetzen ganz zu unterdrücken. Konnte man von jemandem trinken und dabei lächeln? Das Zittern in meinem Inneren verstärkte sich zu etwas, das sich fast wie Schüttelfrost anfühlte. Ich biss die Zähne zusammen, damit sie nicht klapperten, und betete, dass es schnellvorbei sein möge. Mit jedem Schluck schienen meine Adern ein wenig mehr zu verdorren, ein wenig mehr in Flammen zu stehen. In meinem Oberkiefer erwachte der nur zu vertraute Schmerz, der seit meinem Wechsel beinah zu meinem ständigen Begleiter geworden war, wieder stärker. Mir wurde schwindlig. Ein paar Schluck! Ich drückte gegen Gérards Schultern. Er hatte ein paar Schluck gesagt!
    »Aufhören!« Ich stemmte mich fester gegen ihn. Meine Arme und Beine wurden schwer …
    Ich war mir nicht sicher, ob ich seine Zunge an meinem Hals gespürt hatte, doch ich taumelte mir einem Keuchen von ihm fort, als er mich endlich losließ. Mit einer Hand fing ich mich an der nächsten Säule ab, mit der anderen tastete ich nach meiner Kehle. Kein Blut. – Trotzdem tat die Stelle, an der er mich gebissen hatte, noch immer weh. Hatte ich ihn eben wirklich »delikat« murmeln gehört? Er hielt mir ein Taschentuch hin. Schneeweiß. Mit eingesticktem Monogramm. Ich riss es ihm aus den Fingern, drückte es gegen die schmerzende Stelle, nahm es wieder weg, suchte nach Blutflecken … Nichts. Nur ein paar schwache rosige Schatten. Ich spuckte darauf, um auch noch die allerletzten Spuren zu beseitigen. Julien musste nicht sehen, dass jemand von mir getrunken hatte. Julien. Könnte er mir verzeihen, dass ich ausgerechnet Gérard erlaubt hatte von mir zu trinken? Dem Lamia, der ihm alles genommen hatte? Auch wenn ich es für ihn getan hatte? Ich wusste es nicht. Wenn ich es verhindern konnte, würde er es nie erfahren. – Noch mehr Lügen in unseren letzten Stunden? Ich liebe dich, Julien Du Cranier.
    Ich spürte Gérards Blick auf mir und sah ihn an. Er hatte das Gesicht verzogen. »Du kannst es behalten«, die Geste, mit der er auf das Taschentuch wies, wirkte angewidert.
    Die Hand immer noch an dem kalten Stein der Säule schob ich wie schon einmal das Kinn vor. »War es das jetzt?«Zu meiner eigenen Verblüffung schaffte ich es tatsächlich, kalt und fest zu klingen. Doch anscheinend ließ Gérard sich nicht täuschen, denn ein kurzes, unübersehbar spöttisches Lächeln erschien auf seinen Lippen.
    »Den Rest meiner Entlohnung hole ich mir, wenn das Ganze vorbei ist, Princessa.« Er deutete eine perfekte Verbeugung an. »Wir sehen uns später.«
    Ich stand da und schaute ihm nach, wie er entspannt davonschlenderte, im Schatten des Durchgangs verschwand, schrubbte hektisch mit seinem Taschentuch an meinem Hals, lauschte auf seine kaum hörbaren Schritte, bis auch sie verklungen waren … Plötzlich zitterte ich am ganzen Körper. Ich warf das Taschentuch von mir, sank gegen die Säule, während es noch träge zu Boden segelte, rutschte an ihr entlang abwärts. Aus Gründen, die ich selbst nicht verstand, schlug ich die Hände vors Gesicht. Mir war … übel. Und das nicht nur, weil Gérard mehr genommen hatte als nur ein paar Schluck. Nein, diese Übelkeit hatte einen anderen Grund: Ich ekelte mich vor mir selbst, fühlte mich wie … besudelt, wollte nichts mehr, als in mein Zimmer gehen und mich waschen, das Gefühl seiner Berührung, seiner Lippen an meinem Hals von meiner Haut schrubben. – Ich tat es nicht,

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