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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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meiner Haut. Zu meiner Rechten Schatten, eine Bewegung. Arme legten sich um meine Mitte. »Nicht, Mädchen. Erspar dir den Anblick.« Vlad! Jemand schrie. Ein Stück weiter, ein Pfahl, Metall, der vor der verfluchten Sonne in den Himmel ragte. Davor noch mehr Schatten, Mitglieder des Rates, die sich um etwas scharten, das am Boden lag. Reglos. Ein Körper … ein menschlicher Körper, der … brannte. NeinNeinNeinNein!
    Plötzlich war Adrien da. Mit einem Tuch. Das er über den Körper warf. Die Flammen ausschlug. Ein kurzer scharfer Wortwechsel. Ein Ratsmitglied beugte sich hinab. Ein Klirren, wie von Ketten. Adrien schlang das Tuch enger um den Körper, hob ihn hoch. NeinNeinNeinNein! Trug ihn an uns vorbei zurück durch die Tür; zurück in die Dunkelheit. Fort von der Sonne. Das Gesicht zur Maske erstarrt. NeinNein-NeinNein!
    Vlad hielt mich fest. Es war, als würde ich einer anderen Person dabei zusehen, wie sie sich gegen seine Arme um ihre Mitte stemmte, sich in ihnen wand.
    In meinem Inneren gab es nur einen Gedanken: Nein! – Zusammen mit einem gellenden, qualvollen Schrei.

La belle et la bête
    S ie hatten darüber gestritten, ob Adrien seinen Bruder begraben durfte oder ob sie seine sterblichen Überreste auch noch verbrennen und die Asche irgendwo verscharren würden.
    Offenbar war es Brauch, dass die Mitglieder des Rates einem Hingerichteten eine Art letzte Ehre erwiesen, indem sie eine gewisse – von seinem Stand abhängige – Frist hierim Kloster ausharrten. Es war der blanke Hohn, dass sie jetzt, nachdem es vorbei war, anscheinend übereingekommen waren, dass Julien die Trauerzeit eines Prinzen zustand: vierundzwanzig Stunden. Dabei hatten sie sich seit der Hinrichtung weder um ihn noch um Adrien gekümmert – bis der verkündet hatte, dass er seinen Bruder fortbringen würde. Erst dann war das Geschrei losgegangen. Ein Teil der Ratsmitglieder war dafür gewesen. Die Schuld war gesühnt. Niemandem entstand dadurch irgendein Schaden. Der andere beharrte darauf: Einem Vampir, der einen Lamia ermordet hatte, stand eine ehrenhafte letzte Ruhe nicht zu. Ich war in genau diesen Streit hineingeplatzt, nachdem ich vor knapp zwei Stunden in meinem Zimmer hochgeschreckt war. Vlad hatte mich dorthin gebracht, als ich in seinen Armen schreiend zusammengebrochen war, und hatte bei mir gesessen, während ich nur noch eins konnte: weinen. Irgendwann musste ich mich in den Schlaf geweint haben. – Inzwischen stritten sie darüber, ob Adrien den Leichnam seines Bruders in der Familiengruft in Marseille bestatten durfte oder nicht.
    Ich hasste sie dafür. Hatten sie nicht bekommen, was sie wollten? Hatten sie Julien nicht ermordet? Er war tot! Tot! In der aufgehenden Sonne elendig verbrannt! Konnten sie es nicht wenigstens jetzt genug sein lassen? Konnten sie ihm nicht wenigstens jetzt seinen Frieden gönnen?
    Ich hatte es nicht ertragen, ihr Gezeter und Gezank, ihr Pochen auf Gesetze und Traditionen , die uralt waren und sich gegenseitig widersprachen, und war gegangen. Wie auch immer die Entscheidung aussehen würde: Adrien würde Juliens Leichnam von hier fortbringen, sobald die Sonne untergegangen war. Die kurze Zeit, die bis dahin noch blieb, hatte ich nicht bei Männern und Frauen verbringen wollen, die mir nichts bedeuteten, die mir inzwischen nur nochzuwider waren. Ich wollte bei Julien sein – zumindest solange ich noch konnte.
    Wieder stand ich vor der Treppe in die Katakomben hinab, unfähig einen Fuß auf die Stufen zu setzen und hinunter zur Gruft des Klosters zu steigen. Die beiden anderen Male war ich geflüchtet, hatte mich in eine Ecke verkrochen, die Arme um mich selbst geschlungen und mich ob meiner Feigheit verflucht.
    Ich hatte Angst. Angst vor dem, was mich dort unten erwartete; vor dem, was die Sonne Julien angetan hatte. Ich wollte ihn so in Erinnerung behalten, wie er gewesen war, bevor dieses Grauen über uns zusammengebrochen war; nicht tot und kalt und … verbrannt . So wie er gesagt hatte; wie er es gewollt hatte. Aber ich musste noch einmal zu ihm. Ein letztes Mal. Und inzwischen lief mir die Zeit davon. Ich konnte spüren, dass die Sonne sich schon anschickte unterzugehen. Mir blieben nur noch zehn, höchstens fünfzehn Minuten. Und Adrien würde um meinetwillen keine Sekunde damit warten, Julien endlich hier wegzubringen. Er mochte sich verpflichtet fühlen, den letzten Wunsch seines Bruders zu erfüllen und auf mich aufzupassen – danach! –, aber nichts hinderte ihn daran,

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