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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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zurecht und lehnte mich dann vor, um auch die Ecke des Leichentuchs wieder über sein Gesicht zu ziehen. Meine Hand zitterte. Ich wollte nicht, dass Gérard ihn so sah! Ich wollte nicht, dass Gérard auch nur in seine Nähe kam!
    Er hatte mich beinah erreicht, als ich mich zu ihm umdrehte.
    »Was wollen Sie hier?« Ich versuchte kalt zu klingen, hoffte, dass er die Tränen in meiner Stimme nicht hörte.
    »Romeo und Julia waren eine Lachnummer gegen euch zwei, meine Liebe.« Ironisch klatschte er in die Hände. »Was ich will? – Wir beide haben eine Abmachung. Ich habe meinen Teil erfüllt. Du bist dran.«
    »Gar nichts haben Sie. – Julien war noch am Leben, als … sie ihn hinausgebracht haben. Und auch, als die Sonne aufging.« Ich ballte die Fäuste und machte einen Schritt auf ihn zu.
    »Ach? Tatsächlich?« In geheuchelter Verblüffung riss Gérard die Augen auf.
    »Ja, tatsächlich. Der Deal war, dass Sie mir etwas besorgen, das …«
    »Ich weiß, was der Deal war, Kleine«, zischte er. »Hast du ernsthaft geglaubt, ich helfe dir, ihm ein schnelles, gnädiges Ende zu bereiten?« Mit einer verächtlichen Geste wies er auf Julien. »Der kleine Mistkerl hat mir meinen einzigen Sohn genommen. Er hat ihn zu einem Vampir gemacht, damit die Ehre meiner Familie besudelt.« Er schnaubte. »O nein, meine Liebe. Er hat jede Sekunde von dem verdient, was er bekommen hat. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten es dreimal so viele sein können.«
    Ich stand da und starrte ihn an. Lieber Gott, was war dann in dem Fläschchen gewesen, wenn nicht das versprochene Gift?
    Es war, als hätte Gérard mir die Frage im Gesicht abgelesen. Sein Mund verzog sich abfällig.
    »Das letzte Ergebnis meiner Forschungen nach einem Heilmittel gegen die Krankheit erwies sich leider als ebenso unbrauchbar wie all die anderen Reihen zuvor.« Er zuckte die Schultern. »Aber während die anderen einfach nur wirkungslos waren – sieht man mal von einem leichten Unwohlsein und einem vorübergehenden Auftreten der Symptome bei gesunden Versuchspersonen ab –, war dieses tödlich. Die beiden Lamia, an denen wir es getestet haben, brauchten knapp 48 Stunden zum Sterben. In dieser Zeit verging keine Minute, in der sie sich nicht vor Schmerzen gekrümmt und die Seele aus dem Leib gebrüllt haben. Bedauerlich, dass wir sie nicht erlösen konnten, aber wir mussten ja wissen, ob uns am Ende nicht doch Erfolg beschert war und die Qualen nur der Preis für unsere Gesundheit sein würden.«
    Und ich hatte es Julien zu trinken gegeben; hatte ihn dazu überredet , es zu trinken … Die Krämpfe in der Zelle waren nur der Anfang gewesen. Jetzt weiß ich, warum er kaum einen Ton herausbrachte, als er mich anbettelte, auf dich aufzupassen , hatte Adrien gesagt. Wahrscheinlich war der Sonnenaufgang für ihn am Ende eine Gnade gewesen. Lieber Gott, was hatte ich getan? Erst als ich gegen den Sarkophag stieß, wurde mir klar, dass ich vor Gérard zurückgewichen war.
    »Monster«, flüsterte ich voller Grauen.
    »Und das ausgerechnet aus dem Munde der Princessa Strigoja.« Er schüttelte den Kopf, kam mir nach. War eben noch Hohn in seiner Stimme gewesen, war seine Miene mit einem Mal eiskalt. »Meine Geduld ist zu Ende, Kleine. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit. Ich will das Blut und du wirst es mir geben. Jetzt.« Ohne Vorwarnung griff er nach meinem Kragen und zerrte ihn von meinem Hals weg. Selbst wenn ich im ersten Moment nicht vollkommen überrascht gewesen wäre: Gefangen zwischen ihm und dem Sarkophag gelang es mir nicht, seiner Hand auszuweichen. Die Augen zusammengekniffen sah er mich an. »Wo ist es? – Als ich dir unseren kleinen Handel vorgeschlagen habe, warst du so dumm, nach dem zu greifen, was an deiner Kette hing. Als du vorhin den Ratssaal verlassen hast, hattest du sie noch um. Ich frage nur ein Mal: Wo ist es?«
    Ich presste die Lippen zusammen, gab seinen Blick einfach nur schweigend zurück. Seine Augen wurden noch schmaler … ehe er mich in der nächsten Sekunde so hart zur Seite stieß, dass ich schmerzhaft auf Händen und Knien landete. Bis ich mich umgedreht hatte, stand er schon über Julien gebeugt und hatte ihm das Leichentuch halb heruntergezerrt.
    »Nein! Rühr ihn nicht an!« Ich sah die Bewegung, mit der er nach der Kette griff, und war nicht schnell genug wieder auf den Beinen, um zu verhindern, dass er sie von Juliens Hals riss. Gérards Hand traf mich im Gesicht und schicktemich rücklings zurück auf den Boden. Gleich

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