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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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verbackene Kruste aus Wundsekret und Asche.
    »Julien«, flüsterte ich fassungslos.
    Gerade rutschte das Leichentuch von der Platte des Sarkophags herab. Das Knurren kam von ihm. Seine Augen zuckten zu mir – da war kein Weiß mehr, nur noch dunkelstes, blutiges Rot –, kehrten zu Gérard zurück. Irgendwie waren seine Jeans nicht ganz verbrannt. Er knurrte wieder. Ein Grollen, irgendwo tief in seiner Brust. Fletschte die Zähne; Fänge, weiß und spitz und lang und seltsam … anders.
    Sein Blick war Gérard nicht entgangen. Er sagte etwas in der Sprache der Lamia, während er mich zugleich am Arm packte und in die Höhe zerrte. Ich keuchte in seinem Griff auf. Julien stürzte sich auf ihn. Ohne Vorwarnung. Vielleichthatte Gérard mich noch vor sich ziehen wollen – er schaffte es nicht. Ein Stoß traf mich, beförderte mich zur Seite. Ich prallte gegen den nächsten Sarkophag, fiel auf die Knie.
    Sie rollten über den Boden, kamen wieder auf die Beine. Gérard brüllte, fletschte die Zähne. Julien knurrte, fauchte, sprang ihn von Neuem an. Die Hände zu Klauen gekrümmt. Gérards Faust traf ihn in die Rippen, die andere unters Kinn, schleuderte seinen Kopf zurück, ließ ihn taumeln. Selbst ich konnte sehen, dass seine Bewegungen nichts von der üblichen Eleganz hatten. Der nächste Schlag, mit dem Handrücken quer ins Gesicht. Ich schrie. Julien prallte gegen den Kandelaber, riss ihn scheppernd um, die Kerze schlug hart auf dem Boden auf, die Flamme flackerte, brannte wie durch ein Wunder weiter. Wachs bildete eine fahle Lache auf den Steinen. Fauchend kam Julien wieder hoch, stieß sich von den Stufen ab, warf sich erneut auf Gérard. Gemeinsam krachten sie gegen die Wand. Julien bleckte die Fänge, verfehlte Gérards Kehle nur um Millimeter. Eine Faust in den Leib schickte ihn auf die Knie, wieder ein Hieb unters Kinn. Beinah wäre er zu Boden gegangen, fing sich im letzten Moment, sprang Gérard diesmal von unten an. Sie taumelten abermals gegen die Wand, rangen miteinander. Ein weiteres Mal schlug Gérard zu. Juliens Knurren brach mit einem Husten ab. Gérard würde ihn umbringen. Noch ein Hieb. Was die Sonne und sein Gift nicht geschafft hatten, würde er eigenhändig erledigen. Unsicher kam ich auf die Füße. Julien prallte gegen den Sarkophag, der der Wand am nächsten stand, stolperte, fuhr wieder zu Gérard herum. Jeder Schlag schien ihn mehr Kraft zu kosten. Der nächste Hieb ließ ihn noch stärker taumeln. Ich konnte ihm gerade noch ausweichen, stieß mich von dem Stein ab, hastete zu dem umgestürzten Kandelaber neben der Tür, hob ihn auf. Er war schwer. Gérard drückte Julien jetzt rücklings gegendie Wand. Nein! Ich würde es nicht zulassen! Niemals! Ich stolperte auf die beiden zu. Schrie. Ein Kreischen ohne Worte. Gérard fuhr herum. Zu langsam. Der Kandelaber traf ihn in die Rippen. Brüllend ließ er Julien los, fing den nächsten Schlag ab, riss mir das Eisen in der Bewegung aus den Händen. Ich taumelte auf ihn zu. Wieder seine Hand an meiner Kehle. Seine Fingernägel gruben sich in meine Haut. Ein Ruck, Gérard wankte. Julien war hinter ihm, halb auf seinem Rücken, drückte seinen Kopf zur Seite, eine Hand in seinen Haaren – und schlug ihm die Fänge in den Hals, die roten Augen auf mir. Der Griff an meiner Kehle lockerte sich. Ich riss mich los, stürzte, kroch rücklings von ihnen fort. Gérard ging mit einem Gurgeln in die Knie, krallte hinter sich, ein dunkler Fleck wurde auf seinem Hemd immer größer. Julien biss tiefer. Aus dem Gurgeln wurde ein Würgen. Plötzlich war Blut auf Gérards Lippen, lief über sein Kinn, vermischte sich mit dem auf seiner Brust. Abermals krallte er hinter sich. Juliens Hand rutschte unter seinen Kiefer, Gérard bäumte sich auf, brüllte, der Laut war mehr ein Röcheln. Julien nahm die Zähne aus seinem Hals, eine abrupte Bewegung, ein Knacken, Gérards Augen weiteten sich, das Brüllen endete. Julien ließ ihn los, taumelte kurz, fing sich, richtete sich langsam auf, den Blick unverwandt auf mir. Ich kroch weiter zurück, mühte mich unsicher auf die Füße. Irgendetwas war noch immer warm und klebrig an meiner Kehle. Gérard lag zwischen uns. Den Kopf in einem unmöglichen Winkel verdreht. Meine Knie waren weich. Seine roten Augen hielten mich noch immer gefangen. Auch als er über Gérards Körper hinwegtrat. Ich konnte nicht anders, als ihn anstarren.
    »Julien.« Sein Name kam nur als Flüstern über meine Lippen. Keine Reaktion. So als

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