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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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darauf hatte er mich an der Kehle gepackt. Juliens Hand hing über die Kante der Steinplatte herab.
    Hilflos krallte ich nach seinem Gesicht, zerrte an seinem Arm. Er zwang meinen Kopf in den Nacken, bis ich ihn ansah.
    »Hast du tatsächlich geglaubt, damit durchzukommen, du kleine Hexe?« Die Kette mit dem St.-Georgs-Medaillon und dem Blut drehte sich an seiner anderen Hand. »Für wie dumm hältst du mich?«
    Er drückte mir so gründlich die Luft ab, dass ich außer einem Röcheln keinen Ton hervorbrachte. Ich umklammerte seinen Arm mit beiden Händen.
    »Nachdem du den ersten Teil unseres Handels nicht erfüllen wolltest, gehe ich wohl recht in der Annahme, dass du auch den zweiten nicht erfüllen willst, wie?«
    Der zweite Teil; mein Blut für seine Versuche: Niemals! – Ich schlug meine Fingernägel, so fest ich konnte, in sein Handgelenk. Er ließ die Kette in aller Ruhe in die Tasche seines Jacketts gleiten und löste seinen Griff. Ich hatte noch keinen Atemzug getan, da traf mich seine Hand erneut ins Gesicht, diesmal so hart, dass ich Sterne sah und Blut in meinem Mund schmeckte. Blindlings versuchte ich von ihm fortzukriechen, noch immer ohne genug Luft zum Schreien. Er packte mich an den Armen, zerrte mich auf die Füße und schmetterte mich gegen die Wand. Der Aufprall trieb mir abermals aus den Lungen, was ich mühsam an Sauerstoff in sie hineingesogen hatte. Seine Hand schloss sich erneut um meinen Hals, drückte mein Kinn zur Seite und entblößte meine Kehle. Es war wie damals bei Samuel.
    »Nein!« Das Wort war mehr ein Würgen. Verzweifelt stemmte ich meine Hände gegen seine Brust. Er fing sie ein, drückte sie herab.
    »Schrei ruhig. Ich habe die Wache weggeschickt, als ich herunterkam. – Als hätte ich geahnt, dass du mir Ärger machen würdest, was?« In seinem spöttischen Lächeln waren seine Fangzähne nicht mehr zu übersehen. »Da du mir nicht freiwillig gibst, was ich von dir will, muss ich es mir mit Gewalt nehmen.« Er beugte sich weiter vor. »Auch wenn ich es dann leider nicht für meine Forschungen verwenden kann.« Sein Atem schlug gegen meinen Hals. Er stand so dicht, dass ich noch nicht einmal nach ihm treten konnte. Ich schluchzte auf, wand mich – und schrie, als er mir die Zähne in die Haut grub. An der gleichen Stelle, an der Samuel mich gebissen hatte. Zwei Punkte glühender Schmerz, die zu einem zusammenflossen. Wie bei Samuel. Schlagartig verließ mich auch noch das letzte bisschen Kraft. Hätte er mich nicht an die Wand gedrückt gehalten, wäre ich daran zu Boden gerutscht. Mein Schrei wurde erst zu einem Wimmern, dann zu einem Schluchzen. Wie bei Samuel. Gérard trank mit einem leisen, genüsslichen Stöhnen. Tränen liefen mir übers Gesicht. Ich drehte meine Hände hilflos in seinem Griff, betete, dass es endlich vorbei sein möge; dass er zu viel nahm, mich umbrachte, damit ich schneller wieder mit Julien zusammen sein könnte. Vielleicht würden sie ihn ja ebenso hinrichten wie Julien, falls er mich tötete. Eigentlich konnte er mich gar nicht am Leben lassen. Oder rechnete er damit, dass man ihm mehr glauben würde als mir? Nein. Er musste mich töten. Er hatte gar keine andere Wahl. Ich würde wieder bei Julien sein. Es wäre vorbei … vorbei …
    Der Laut war ohne Vorwarnung in meinem Kopf. Ein Knurren. Dunkel. Drohend. Einer der Hunde, die um das Kloster herumstreunten und ungebetene menschliche Besucher fernhalten sollten? Wie kam er hier herunter? Im Kloster selbst hatte ich bisher noch keinen einzigen gesehen.Allerdings … Konnte ein Hund tatsächlich einen solchen Laut von sich geben?
    Wieder das Knurren.
    Offenbar war es nicht nur in meinem Kopf, denn Gérard nahm abrupt die Zähne aus meinem Hals und blickte sich um. Blut lief weiter aus seinem Biss. Ich hörte mich selbst wimmern. Es ging in einem neuerlichen Knurren unter; noch dunkler und grollender diesmal.
    »Was zum …?«
    Ich blinzelte benommen an ihm vorbei und … Julien? Nein! Nein, das war unmöglich. Das … Gérard ließ mich los und ich rutschte einfach zu Boden, während er sich endgültig umdrehte – und ein Zischen ausstieß.
    Wir konnten nicht beide die gleiche Halluzination haben.
    Aber Julien konnte nicht auf der Platte des Sarkophags kauern und zu uns herstarren. Knurrend wie ein Tier. Den Kopf leicht gesenkt. Der Körper rot verbrannt; das Fleisch blasig und zusammengezogen, an einigen Stellen in der Tiefe weißlich, an anderen schwarz verkohlt und an wieder anderen eine grau

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