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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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hätte er mich nicht gehört. Ich machte einen Schritt zurück, trat auf das Leichentuch.Warum sagte er nichts? Beinah wäre ich gefallen. Julien war plötzlich hinter mir, zog mich an sich, einen Arm um meine Mitte, den anderen quer über meiner Brust. Ich spürte seinen Atem in meinem Nacken, an meinem Hals. Hart, viel zu schnell – und viel zu nah. Eine Berührung. Ich erstarrte, brauchte Sekunden, bis ich begriff, dass es nur seine Zunge war, die über die Bissmale strich, die Gérard hinterlassen hatte, dafür sorgte, dass sie nicht mehr bluteten, sich schlossen. Trotzdem stand ich weiter wie gelähmt. Julien knurrte, die Berührung verschwand. Eine kaum merkliche Bewegung in meinem Rücken. Jetzt war sein Atem auf der anderen Seite meines Nackens. Wieder seine Zunge auf meiner Haut. Sacht. Kalt. Im nächsten Moment lag seine Hand an meiner Wange, bog er meinen Kopf zur Seite, bohrten seine Fänge sich in meinen Hals. Blitzschnell. Ich keuchte. Mehr vor Schreck als Schmerz. – Es tat nicht weh. Ich hatte Juliens Fänge gesehen, entsetzlich lang und spitz, doch jetzt spürte ich sie kaum, obwohl ich wusste, dass sie in mir waren. Weil ich fühlte, wie er trank. Ein Grollen vibrierte tief in seiner Kehle. Meine Atemzüge klangen hoch und kurz. Das Entsetzen war einfach da. Sosehr ich mich auch selbst daran erinnerte, dass das Julien war, dessen Mund an meinem Hals lag; dass ich ihm mein Blut mehr als einmal angeboten, dass er schon einmal von mir getrunken hatte. Es war einfach da. Wimmernd stemmte ich mich gegen seinen Griff. Der Arm um meine Mitte drückte mich enger an ihn. Der Boden wankte unter meinen Füßen. Eine Stimme in meinem Kopf klagte, dass ich Julien vielleicht wehtun könnte. Sie ging in einem Knurren unter … das wieder zu dem Grollen wurde, als ich mich nicht weiter wehrte, sondern schwer gegen ihn sank. Ich schloss die Augen, biss mir auf die Lippe. Ein Zittern kroch durch meine Glieder. Seine Hand gab meine Wange frei, glitt über meine Kehle abwärts, beinah wie ein …Streicheln. In meinen Adern erwachte ein Brennen. Zu viel! Er nahm zu viel.
    Das Schluchzen saß plötzlich in meiner Kehle. »Julien. Bitte …«
    Erst als ich seine Zunge erneut auf meiner Haut spürte, wurde mir bewusst, dass seine Fänge schon vor meinem Flehen nicht mehr in meinem Hals gewesen waren. Geradezu aufreizend langsam leckte er über die beiden Löcher, die seine Zähne hinterlassen hatten. Die Bewegung war die gleiche wie zuvor, als er die Wunden schloss, die Gérard hinterlassen hatte. Und doch wieder vollkommen anders. Sein Grollen war kaum mehr zu erahnen.
    Ich lag auf den Knien, ohne zu wissen, wie ich dorthin gekommen war. Julien neben mir, sein Arm noch immer um meine Mitte. Ich wand mich darin, bis ich ihn zumindest ansehen konnte. Mir war schwindlig, mein Herz pochte viel zu schnell.
    »Julien …«
    Er reagierte nicht. Sagte nichts. Seine Augen waren noch immer von jenem dunklen, blutigen Rot, und doch glaubte ich in ihren Tiefen jetzt einen Hauch von Schwarz zu erkennen. Sie forschten in meinem Gesicht, meinem Blick, als würden sie irgendetwas … suchen.
    Ganz vorsichtig hob ich die Hand, legte sie gegen seine Wange. »Julien.« Das unstete Licht der Kerze verbarg nach wie vor das Ausmaß seiner Verbrennungen vor mir. Ich war mehr als dankbar dafür. Er wich meiner Berührung mit einer kleinen Bewegung aus. In meinem Inneren kroch ein Wimmern empor. Meine Hand fiel herab.
    Falsch! Irgendetwas war entsetzlich falsch. »Bitte sag was.« Meine Augen brannten.
    Er schwieg weiter. Meine Brust krampfte sich zusammen … Schock. Ja genau: ein Schock! Verzweifelt klammerte ichmich an den Gedanken. Sie hatten ihn hingerichtet. Dann Gérards Gift … Das alles war auch für jemanden wie ihn zu viel; mochte er dreimal ein Lamia-Prinz aus einer alten Blutlinie sein. Er stand unter Schock. Vielleicht war das auch der Grund, warum er keine Schmerzen zu haben schien …
    »Sag was, Julien. Bitte sag was …« Meine Stimme war endgültig zu einem Wispern herabgesunken.
    Er sah mich an, den Kopf ganz leicht zur Seite geneigt. Noch immer wortlos.
    Alles um mich verschwamm. Ich presste die Lider zusammen, konnte nicht verhindern, dass ich plötzlich zitterte, wandte mich ab, schlang die Arme um mich, kämpfte gegen das Schluchzen. Juliens Atem streifte erneut meinen Nacken. Irgendetwas stimmte nicht, war ganz entsetzlich falsch. Es war als … Was? WAS? Als sei das hier bei mir nicht mehr Julien? Das konnte doch

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