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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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nächsten Worte kamen ziemlich scharf über meine Lippen. »Er hatte über Nacht einen Rückfall. Auch wenn es ihm etwas besser geht …«
    »Steht er gerade neben dir?«
    Nein, ich kann ihn in seinem Zimmer rumoren hören. Möglicherweise wandert er gerade darin auf und ab und trägt sich mit dem Gedanken, meiner besten Freundin den Hals umzudrehen. Und dabei waren die beiden am Anfang unserer Beziehung wunderbar miteinander ausgekommen. Aber irgendwann war das Ganze gekippt. Ich konnte es sogar beinah verstehen – aber eben nur beinah .
    Ich seufzte. Sollte sie ruhig hören, was ich von dieser Frage hielt. »Beth, ich weiß, was du denkst, aber das ist Blödsinn. Riesengroßer. Julien, er … trägt mich auf Händen. Er ist der Letzte, der Allerletzte, der mir irgendetwas tun würde …«
    »Dawn, er ist … er hat dich im Ruthvens einfach sitzen gelassen. Er lässt dich keinen Schritt ohne ihn machen …«
    »Weil ich keinen Schritt ohne ihn machen will .« Wieder war mehr Schärfe in meinem Ton als beabsichtigt.
    »Das ist krank, Dawn. Susan hat recht: Du kannst dich doch nicht so von ihm … bevormunden …«
    Wie oft würde ich diese Diskussion eigentlich noch führen? »Nein, Beth! Das hat nichts mit bevormunden zu tun. Gar nichts. Julien liebt mich und ich liebe ihn. Warum … Ach, verdammt, Beth. Ich bin es leid, immer zwischen der Clique und Julien zu stehen. Ganz besonders wenn du es bist. Kannst du es nicht einfach so akzeptieren, wie es ist?«
    »Ich will doch nur, dass …«
    »Dann hör auf, Julien irgendwelche an den Haaren herbeigezogenen Dinge zu unterstellen«, ließ ich sie nicht ausreden. »Ich habe es schon einmal gesagt – du hast daneben gesessen: Julien sperrt mich weder in einen Käfig noch schlägt er mich oder zwingt mich zu irgendetwas, was ich nicht tun will. – Entweder du glaubst mir das endlich oder du lässt es, aber dann«, ich holte tief Luft, »weiß ich nicht, was unsere Freundschaft noch wert ist.«
    Sekundenlang herrschte am anderen Ende Stille. »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Doch, das ist es. Julien ist das Beste, was mir in meinem ganzen Leben passiert ist, Beth, bitte akzeptier es endlich.«
    Wieder Schweigen, dann: »Wie du meinst.« Sie legte auf.
    Einen Moment starrte ich das Handy an und dachte ernsthaft darüber nach, es in der Badewanne zu ersäufen, verwarf den Gedanken aber und quetschte es zur Seife in deren Schale – wobei ich mir nicht ganz sicher war, wie gut ihm dieser Platz bekommen würde. Hatte ich gerade eben meine beste Freundin zum Teufel geschickt? Ich wusste es nicht. Auch wenn ich von ganzem Herzen hoffte, dass es nicht so war. Beth war nach Julien einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Wir hatten immer miteinander reden können, waren immer füreinander da gewesen, seit ich in Ashland Falls wohnte – ganz egal worum es ging. Ich schloss die Augen und glitt bis zum Kinn ins Wasser. Das alles war nicht fair. Beth machte sich schlicht Sorgen. Immerhin hatteJulien in der Vergangenheit einen eindeutigen Ruf gepflegt. Aber im Moment hatte ich einfach andere Probleme, als mich mit Beths Paranoia – oder der von irgendjemandem aus der Clique – herumzuschlagen. Nicht in der kurzen Zeit, die mir mit Julien vielleicht noch blieb. Ich hielt die Luft an und tauchte ganz ab. Und wenn ich eine Entscheidung treffen musste, wusste ich jetzt schon, wie sie ausfallen würde. Nein, ich würde mir jetzt nicht den Kopf über Beth und unsere Freundschaft zerbrechen. Wenn ich das hier – wie auch immer – überlebte, würde ich mir darüber Gedanken machen und retten, was dann – hoffentlich – noch zu retten war. Bis dahin hatte ich andere Prioritäten.
    Erst als ich keine Luft mehr hatte, kam ich wieder hoch – und sah mich meinem Freund gegenüber, der mich offenbar gerade aus dem Wasser ziehen wollte.
    »W…«, erschrocken rutschte ich wieder tiefer hinein. Der Schrecken in seinem Blick wandelte sich schlagartig in ein wütendes Funkeln. Es war nicht mehr wirklich viel Schaum übrig, den ich hätte über mich raffen können. Trotzdem nahm ich, was ich kriegen konnte.
    »Wolltest du, dass ich einen Herzanfall bekomme?«, fuhr er mich an und ignorierte meine Bemühungen. Er hatte sich rechts und links von mir auf dem Wannenrand abgestützt und zu mir gelehnt. Alles, was sich unterhalb meines Halses abspielte, schien ihn gar nicht zu interessieren. »Ich höre dich telefonieren und plötzlich ist es still. Auf mein Klopfen keine Antwort, und als ich

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