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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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unbehaglichen Gefühl versuchte ich in seinen Augen zu lesen, irgendetwas in ihnen zu entdecken – nichts. Quecksilbern, kühl und wunderschön. Sie gaben nichts preis. Vielleicht war diese eine spezielle Angst ja gänzlich unbegründet? Julien war so alt, ich war sicher nicht der erste Mensch, der ihm etwas bedeutete und den er verlor. So gern ich darauf hoffen wollte – ein Teil von mir tat es nicht. – Aber nachdem es mir nach unserem zweiten Versuch unleugbar besser ging, würde es vielleicht gar nicht zum Äußersten kommen? Wenn ich in dieser Sache auch nur den Hauch eines Mitspracherechtes hatte, würde ich alles dafür tun.
    Ich räusperte mich, nicht sicher, ob meine Stimme mir sonst gehorcht hätte. Nein, ich würde ihn nicht merken lassen, was in mir vorging. Ich würde diesen Tag genießen! »Wie spät ist es?«
    »Kurz nach zwei.«
    »Um ins Ruthvens zu gehen, ist es demnach eindeutig zu früh, aber vielleicht ...«
    Julien starrte mich an, als hätte ich den Verstand verloren.
    »Was?« Ich wollte mich nicht von meinen Sorgen und Ängsten hinunterziehen lassen und ich fühlte mich starkgenug, um ein paar Stunden außerhalb dieses Hauses zu verbringen. – Auch wenn das Ruthvens meine Kräfte eventuell doch ein wenig überfordert hätte.
    »Ganz abgesehen davon, dass di Uldere sicherlich nicht begeistert darüber sein dürfte, wenn es zur Gewohnheit wird, dass ich dich von seiner Tanzfläche tragen muss –«
    »Das war ein Mal.«
    »– bezog sich meine Frage nur auf Aktivitäten, die dich nicht über Gebühr anstrengen. – Und falls es dir entgangen ist: Es regnet. Noch immer. Ich werde mit dir bei diesem Wetter nicht um die Häuser ziehen.«
    Das mit dem Regen war mir tatsächlich entgangen. »In der Mall ist es trocken.«
    »Das ist kein Grund, um mich von dir zum Shoppen schleifen zu lassen.«
    Wobei ich den Verdacht hegte, dass seine Abneigung gegen Einkaufstrips in der Mall eher auf die vielen Überwachungskameras zurückzuführen war, die dort an jeder nur erdenklichen Ecke saßen.
    Ich seufzte theatralisch. »Was schwebt dir vor?«
    »Entspannt auf dem Sofa fernsehen?« Er hob die Schultern. »Wenn du nett zu mir bist, lasse ich dich mal wieder eine Partie Schach gewinnen.«
    »Pft«, machte ich nur abfällig. Allerdings: Ich hatte gar nicht gewusst, dass es in diesem Haus ein Schachspiel gab.
    »Oder wir könnten zusammen etwas für dich kochen. – Bist du hungrig?«
    Auch wenn ein Lamia nach seinem Wechsel keine normale Nahrung mehr zu sich nehmen konnte, sie zuzubereiten, dazu war Julien durchaus in der Lage. Überraschenderweise bereitete mir der Gedanke an etwas zu essen ausnahmsweise keine Übelkeit. Dennoch wollte ich mein Wohlbefinden nicht durch Experimente riskieren und schüttelte den Kopf.Die Art, wie Julien mich ansah, wurde prüfend – und besorgt.
    »Musst du trinken?«
    Ich wollte erneut den Kopf schütteln. Ich wollte es! Es ging mir gut. Gut genug, dass ich Juliens Blut nicht brauchte, um zu verhindern, dass ich im nächsten Moment zusammenbrach; dass ich es nicht brauchte, um die ewigen Schmerzen zu lindern – und trotzdem war die Gier wie immer unterschwellig da. – Offenbar zögerte ich zu lange, denn Julien drehte mich mit einem einfachen »Komm« um und schob mich vor sich her in mein Zimmer. Ich biss mir auf die Lippe, während ich mich wie eine Marionette vorwärtsbewegte. Ich hatte den Kopf schütteln wollen!
    Als ich wenig später neben ihm auf meinem Bett saß, den Mund auf der Wunde, die er sich diesmal an seinem anderen Arm gerissen hatte, und sein Blut warm und süß meine Kehle hinunterrann, fühlte ich mich elend. Mit jedem weiteren Mal, das ich von ihm trank, verstand ich besser, warum er sich bisher stets geweigert hatte, dasselbe bei mir zu tun. Es war, als entweihe ich etwas unsagbar Schönes; als reduziere ich den Jungen, den ich liebte, zu bloßem Futter. – Ich war froh, dass er mich danach allein ließ, damit ich mich in Ruhe anziehen konnte.
    Als ich schließlich in Jogginghosen, Schlabberpulli und Wollsocken – Sachen, die in meinem Römische-Edelboutique-Kleiderschrank regelrechten Seltenheitswert hatten – nach unten kam, hatte er auf dem Sofa im vorderen Wohnzimmer ein bequemes Nest aus Decken und Kissen für mich gebaut. Hilflosigkeit hing wie ein nicht wahrnehmbarer Schatten im Raum.
    Ihm konnte das Zögern nicht entgehen, mit dem ich es mir zwischen den Decken bequem machte – ebenso wenig wie das gezwungene Lächeln, das ich mir

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