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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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ihn für ein paar Minuten allein lassen. Ich hatte keine andere Wahl. Irgendwie musste ich Adrien erreichen. Wir brauchten seine Hilfe. Und es war mir gleich, ob er und Julien ›geschiedene Leute‹ waren oder nicht. Sie waren immer noch Brüder. Allerdings … vielleicht musste ich ihn ja gar nicht allein lassen, denn weder kannte ich Adriens Nummer auswendig noch hatte ich sie in meinem Telefonbuch gespeichert. Mein Handy würde mir demnach gar nichts nutzen. Ich brauchte Juliens! Rasch beugte ich mich über ihn und ließ meine Hände über seine Taschen gleiten. Doch ich wurde enttäuscht. Nichts! – Mal ganz abgesehen davon, dass es so viel Feuchtigkeit wahrscheinlich auch gar nicht überlebt hätte. Wenn er sein Handy nicht in der Hosentasche bei sich trug, steckte es zusammen mit Schlüsseln und Geldbeutel in seiner Jacke. Die lag auf den untersten Stufen der Treppe. Also blieb mir doch nichts anderes übrig: Ich musste nach oben!
    In der Küche begrüßte mich das Sonnenlicht. Vorsichtig darauf bedacht, nicht in direkten Kontakt mit ihm zu kommen, drückte ich mich am Rand der Küchenzeile entlang, wo noch ein schmaler Streifen existierte, den es noch nicht gänzlich erreicht hatte, duckte mich in dem Schlagschatten vor den Schränken unter dem Fenster vorbei, hastete durch die Tür in den noch immer vergleichsweise dämmrigen Korridor und zur Treppe. In der Ecke des Treppenabsatzes waren die Schatten noch am tiefsten. Dorthin verkroch ich mich mit Juliens Jacke.
    Es fühlte sich seltsam an, seine Taschen zu durchwühlen,doch zum Glück fand ich sein Handy schon in der zweiten. Zu meiner Erleichterung war es an, sonst wäre ich an Juliens PIN gescheitert. Doch als ich sein Telefonbuch aufrief, war es … leer . Es gelang mir kaum, einen frustrierten Laut zu unterdrücken. Warum hatte ich nicht damit gerechnet? Julien war ein Zahlengenie. Hatte ich tatsächlich angenommen, dass ausgerechnet er so etwas Verräterisches wie Telefonnummern in seinem Handy abspeichern würde, wenn er sie sich ebenso gut merken konnte? Nein! Natürlich nicht. Ich biss mir auf die Lippe. Und zuckte zusammen, als sich meine Eckzähne – die immer noch nicht wieder gänzlich zu ihrer normalen Länge zurückgekehrt waren – schmerzhaft in sie bohrten. Frustriert starrte ich auf das Display. Die Icons darauf brachten mich auf eine Idee: Vielleicht stand Adriens Nummer noch in der Anrufliste? Rasch klickte ich mich durch das Menü … Nichts! Diesmal stieß ich ein Zischen aus. Entweder hatte Julien diese Funktion irgendwie deaktiviert oder löschte die Liste jedes Mal. Verfluchte Du-Cranier’sche Paranoia. In einem Gefühl, das hilflosem Zorn am nächsten kam, warf ich das Handy neben mich auf Juliens Lederjacke. Was nun? Ich konnte nicht abwarten und hoffen, dass Julien in nächster Zeit zumindest so weit wieder zu sich kam, um mir Adriens Nummer sagen zu können. Wenn er zu sich kam, war es vermutlich zu spät, um noch irgendetwas aufzuhalten oder rückgängig zu machen. Und außerdem: Dann könnte er mir selbst sagen, ob wir noch irgendetwas tun konnten, um das Schlimmste zu verhindern. – Aber die Gefahr, dass dann auch die allerletzte Gnadenfrist abgelaufen war … Ich konnte nicht warten. Das Handy war zwischen die Falten von Juliens Jacke gerutscht. Ich starrte darauf, ohne es wirklich zu sehen.
    Außer Adrien fiel mir nur noch eine Person ein. – Nein, zwei: Vlad – und Timoteo Riccardo di Uldere, der Sovranivon Ashland Falls. Julien hatte ihm damals weit genug vertraut, um mich unter seinem Schutz im Ruthvens zurückzulassen, als er sich nach Bastiens unseligem Hinweis auf die Jagd nach Adrien – und Bastien – gemacht hatte. Di Uldere wusste, um welchen der Zwillinge es sich bei meinem Leibwächter handelte. Aber konnte ich – konnten wir – ihm immer noch trauen? Jetzt, da Julien mit allergrößter Wahrscheinlichkeit nur noch ein Vampir war? Nicht mehr der ihm weitestgehend gleichgestellte Lamia, den er respektierte – und zu einem gewissen Grad auch fürchtete. Ich wusste nicht, wie di Uldere ihm jetzt gegenüberstehen würde. – Und ich konnte ihn wohl kaum anrufen, um vorgeblich bei einem netten kleinen Schwatz mehr über die Geschichte und Eigenarten der Lamia zu erfahren und dann irgendwann – ganz beiläufig natürlich – zu fragen, wie genau man einen Lamia zum Vampir machte und vor allem: ob – und, wenn ja, wie – man es wieder rückgängig machen konnte … Nein. Di Uldere war vermutlich ziemlich

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