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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Waschlappen für die Beule an seinem Hinterkopf aus dem Badezimmer zu holen oder das blutverschmierte seidene Nachthemd gegen etwas anderes zum Anziehen zu tauschen. Irgendwann hatte ich nur meinen Bademantel zu mir hergezogen und ihn mir um die Schultern gelegt.
    Schließlich begann der Himmel sich draußen ganz allmählich grau zu färben. In den vergangenen Stunden waren die verbliebenen Teelichter eines nach dem anderen ausgegangen. Wenn das überhaupt möglich war, schien Juliens Körper noch schwerer und schlaffer zu werden als zuvor. Wann hatte es aufgehört zu regnen? Ich wusste es nicht. Juliens Anfälle hatten in der letzten halben Stunde in ihrer Wucht ein wenig nachgelassen, aber noch immer wechselten sich Krampfphasen mit solchen ab, in denen er vollkommen reglos – ja geradezu leblos – dalag, sah man einmal von dem Zittern ab, das ihn die ganze Zeit schüttelte. Wahrscheinlich war es eine Gnade für ihn, dass er noch immer bewusstlos war.
    Je heller es draußen wurde und je weiter das Sonnenlicht in mein Zimmer kroch, umso mehr begannen meine Augen zu tränen und meine Haut zu jucken. Und wie zum Hohnwandelte sich das Grau nach und nach zu Violett und dann zu Orange. Meine Augen tränten immer stärker und auch das Jucken wurde schlimmer. Julien hatte gesagt, dass Lamia direkt nach ihrem Wechsel das Sonnenlicht ähnlich schlecht ertragen konnten wie Vampire. Ich biss die Zähne zusammen und wischte in einer brüsken Bewegung über meine Wangen. Egal wie weh es tat: Ich würde Julien nicht alleinlassen.
    Als das fahle Morgenlicht immer näher über den Boden herankroch, rutschte ich, soweit ich das mit Julien im Arm konnte, in den Schatten des Schreibtisches. Juliens Hand glitt unter der Decke hervor. Übergangslos wurde seine Haut feuerrot. Blasen bildeten sich auf seinem Handrücken, seinen Arm hinauf. Ich starrte darauf. Ein Teil von mir weigerte sich zu begreifen, was das bedeutete. Der andere wimmerte hysterisch immer wieder nur ein Wort: Nein! Erst Juliens leises Stöhnen riss mich aus meiner Erstarrung. So schnell ich konnte, zerrte ich den Bademantel von meinen Schultern und warf ihn über ihn, verbarg ihn vollständig vor der Sonne. Er musste hier weg! Weg! Ins Dunkle! Was hab ich getan? Es gab nur einen Ort in diesem Haus, an den garantiert kein Sonnenlicht dringen würde. Aber zuerst musste ich verhindern, dass die Sonne ihn hier erreichte! Hastig zog ich die Beine unter ihm heraus und kam auf die Füße. Wenn ich die Läden schließen könnte … Das Licht brannte in meinen Augen – dass ich die Hand davorhob, half nichts. Dafür fühlte es sich an, als würde ich meinen Arm auf eine heiße Herdplatte legen. Was hab ich getan?
    Ich schaffte es bis einen, vielleicht auch zwei Meter vor der Glastür zum Balkon hinaus, dann tränten meine Augen so stark, dass ich nur noch verschwommen sah; meine Haut schien in Flammen zu stehen. Mit einem hilflosen Laut – halb Schmerz, halb Frustration – wich ich wieder bis zu Julien zurück. Was hab ich getan? Es wurde beständig heller inmeinem Zimmer. Ich musste ihn hier raus und ins Dunkle schaffen.
    Angespannt darauf bedacht, dass Julien weiter vollständig unter meinem Bademantel und der Bettdecke verborgen blieb, packte ich ihn bei den Achseln und zog ihn hinaus auf den Flur, wo ich ihn zu Boden gleiten ließ und hastig die Tür zu meinem Zimmer schloss. Sofort herrschte dämmriges Halblicht um uns herum. Auch meine Haut schien von einer Sekunde zur anderen nicht mehr zu brennen. Ich konnte das erleichterte Seufzen nicht unterdrücken.
    Julien regte sich noch immer nicht, auch als ich mich neben ihn kniete und den Bademantel von seinem Oberkörper hob. Auch in seinem Gesicht war die Haut gerötet, doch zum Glück waren hier noch keine wassergefüllten Blasen zu sehen, wie sie seine Hand und den halben Arm bedeckten.
    Ich setzte mich auf die Fersen zurück und warf einen unsicheren Blick zur Treppe. Ich würde ihn nicht nach unten tragen können – dazu war ich nach wie vor zu schwach. – Oder hatten wir vielleicht doch eine Chance, ohne gebrochene Knochen oder Schlimmeres die Treppe hinunterzukommen? Denn auch wenn die Lichtverhältnisse hier im Moment noch erträglich waren: Sie würden es nicht mehr lange bleiben. Nun, letztlich hatte ich keine andere Wahl, als es zu versuchen und das Beste zu hoffen!
    Entschlossen schlüpfte ich in meinen Bademantel, um im Ernstfall nicht mit zwei rutschenden Stoffmassen kämpfen zu müssen, zog Julien in

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