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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Schritte. Weil die Sonne am Ende der Treppe durch die Fenster scheint.
    Die Sonne … Ich kann sie bei Tag nicht mehr beschützen. Wenn ich zu Vlad gehe, nimmt er sie mir weg. Nur ein bisschen Zeit noch. Nur ein paar Tage, bis mein Verstand wieder richtig funktioniert, bis ich in ihrer Nähe wieder an etwas anderes denken kann als daran, wie ihr Blut jetzt schmecken mag – nur bis ich ihr ohne diese Gedanken nahe genug kommen kann, um leb wohl zu sagen. Bis ich mir wieder weit genug traue, für einen einzigen, letzten Kuss. Deshalb brauche ich di Ulderes Hilfe. Nur ein paar Tage. Adrien vertraut ihm. Vielleicht kann ich es auch.
    Ich biege um die Ecke und die Witterung von Blut zieht meine Eingeweide zusammen, dass ich mich beinah vornüberkrümme. Gérard würde sich die Hände reiben, wenn er mich so sehen könnte. Wie soll ich an den Menschen vorbeikommen, die sich mal wieder vor dem Ruthvens drängeln? Und erst im Club selbst? Zumindest hatte ich noch so viel Verstand, die Vette diesmal einen Block weiter stehen zu lassen. Alles an mir ist verkrampft, als ich die restliche Strecke hinter mich bringe, mich an ihnen vorbeibewege, die empörten Rufe wie immer zu ignorieren versuche, die Hand auf jene bestimmte Art hebe. Ich bemühe mich nicht zu atmen. Der Türsteher nickt mir zu, stutzt, winkt mich dann aber durch. Hat er bemerkt, dass etwas an mir anders ist? In meinem Oberkiefer wütet die nackte Gier. Meine Eckzähne sind so lang, dass sie gegen meinen Unterkiefer drücken. Die Qual wird jenseits der schweren Metalltür des Ruthvens noch schlimmer. Wenn ich kein Blutbad anrichten will, muss ich mich umdrehen und schnellstens hier verschwinden – und mir ein Opfer suchen, das niemand vermissen wird, falls ich tatsächlich die Kontrolle verliere. Ich habe keine andere Wahl. Ich kann Dawn bei Tag nicht mehr beschützen. Ich muss zu di Uldere. Wie lange bin ich in der Lage, den Atem anzuhalten?
    Es ist wie gegen einen Sog anwaten. Die Menschen um mich herum verschwimmen. Manche starren mich an. Dabei hat mein Hirn noch weit genug funktioniert, dass ich die durchweichten Jeans gegen das Paar trockene aus dem Kofferraum der Vette getauscht und den Pullover daraus übergezogen habe. Ob es Sinn macht, überhaupt wieder frische Sachen hineinzulegen? Wer mir im Weg steht, weicht aus. Keiner spricht mich an. Zum Glück. Mein Gesicht ist mindestens so bleich, wie sie ihre geschminkt haben. Selbst das bläuliche Licht der Neonröhren, die direkt über dem Boden in die Betonwände eingelassen sind, schmerzt in meinen Augen. Das Dröhnen der Musik scheint mein Trommelfell zu zerreißen. Ich muss mich mit der Hand an dem Rohr festklammern, das an der Stahlgittertreppe als Geländer dient, um den Weg nach unten zu schaffen.Hier, so nah an der Tanzfläche, ist der Geruch nach Blut noch unerträglicher. Stroboskoplicht zuckt über meinem Kopf.
    Unter der Galerie erstreckt sich die Bar von einer Seite des Raumes über seine ganze Länge bis zur anderen. Verglichen mit dem Rest des Clubs ist sie geradezu grausam grell erleuchtet. So weit wie möglich halte ich mich am Rand des Lichtscheins. Überall Menschen. Dicht! Viel zu dicht! Ich kann das Zittern kaum kontrollieren. Hoffentlich hat Beth heute Nacht keinen Dienst. Der Pullover klebt mir auf dem Rücken. Eine Geste lenkt die Aufmerksamkeit einer zierlichen jungen Frau auf mich. Ihre Blässe hat nichts mit Make-up zu tun. Wie immer trägt sie hautenge, elegante schwarze Spitze. Und wie immer ist sie umlagert von menschlichen Verehrern. Dass sie sie stehen lässt, kaum dass sie mich bemerkt hat, bringt mir tödliche Blicke ein. Ein kurzes Stück von mir entfernt bleibt sie stehen, mustert mich.
    »Alles in Ordnung, Vourdranj?« Sie spart sich die Begrüßung. Ich muss wirklich erbärmlich aussehen. Trotzdem nicke ich.
    »Ich muss mit deinem Herrn sprechen. Umgehend.« Beim Anblick meiner Fänge weicht sie ein wenig zurück. Dennoch ist sie erstaunlich mutig. Schwarze Augen, die Reißzähne unübersehbar … andere wären einfach davongelaufen. Und sie wagt es sogar, den Kopf zu schütteln.
    »Das geht nicht, Vourdranj. Mein Herr hat Anweisung gegeben, dass er nicht gestört werden will.« Mit der Hand streicht sie unsicher über ihr Kleid. Die Spitze raschelt. Ihr Blick zuckt den verspiegelten Tresen entlang. »Er hat einen Gast.« Ich folge dem Blick – und weiß, wer dieser › Gast ‹ sein muss. Und in wessen Auftrag er hier ist. Ein paar Meter weiter dreht Simeon Zambou

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