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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Stolperfallen aufwies. Ich musste fast rennen, um mit ihm mithalten zu können. – Und wie auf dem ganzen Weg bis hierher glitten seine Augen unablässig über unsere Umgebung, sah er immer wieder über die Schulter zurück.
    Der dunkle Rollkragenpullover und die schwarzen Jeans, die er unter der Lederjacke trug, passten perfekt. Waren es seine eigenen Sachen? Woher hatte er sie? Immerhin hatte er sie schon getragen, als er vorhin in der Küche so plötzlich hinter mir gestanden hatte. Ob Gérards Leute unser Verschwinden schon bemerkt hatten? Ich wusste es nicht – aber ich wagte auch nicht, Julien danach zu fragen. Vielleicht weil er die ganze Zeit über kein Wort mehr gesprochen hatte?
    Die Vette stand genau da, wo Julien gesagt hatte. Noch immer schweigend ließ er die Zentralverriegelung schon aufblinken, als wir noch ein paar Schritte entfernt waren, öffnete mir die Beifahrertür, ließ mich einsteigen, während er selbst wachsam die Straße hinauf- und hinunterblickte und schloss sie erstaunlich leise wieder, nachdem ich saß. Sekundenlang fummelte ich mit dem Gurt herum. Meine Hände waren eiskalt. Und zitterten. Im Rückspiegel bewegte sich ein Schatten. Julien, der hinter der Vette herumgegangen war. Ich warf einen hastigen Blick über die Schulter und sah gerade noch, wie er sich auf der Höhe des Hinterrads kurz vorbeugte, ehe er die Fahrertür öffnete und ebenfalls auf seinen Sitz glitt. Einen Moment später erwachte der Motor der Corvette auch schon mit einem dunklen Schnurrgrollen zumLeben. Noch immer unübersehbar angespannt fuhr Julien los. Ich hielt die Hände zwischen die Knie geklemmt – bis ich es nicht mehr ertrug.
    »Julien, bitte, wir müssen … rede mit mir.« Ich wusste nicht, was ich sonst sagen sollte. In meinem Kopf herrschte Chaos. Bebend holte ich Luft. Ich wollte ihm sagen, wie leid mir tat, was geschehen war, dass ich alles geben würde, um es ungeschehen zu machen, ihn fragen, ob es ihm gut ging – welch ein Hohn, ich hatte ihn zu einem Dasein als Vampir verdammt! Die rot verschorfte Wunde an seinem Hals, die auch der Rollkragen seines Pullovers nicht ganz verdecken konnte, war ein überdeutlicher Beweis dafür. – Wollte einfach nur seine Stimme hören, selbst wenn er mich anschreien und verfluchen würde … Statt einer Antwort zerrte er sein Handy aus der Hosentasche, klappte es auf und tippte mit dem Daumen eine Nummer ein, ehe er es ans Ohr hielt. Seine Augen gingen immer wieder zum Rückspiegel, offenbar auf der Suche nach irgendwelchen Hinweisen darauf, dass Gérards Leute inzwischen wussten, wo wir waren, und uns verfolgten. Ich starrte ihn fassungslos an.
    »Julien …«
    Mit einem scharfen »Jetzt nicht!« brachte er mich zum Schweigen. Ich biss mir auf die Lippe und schmeckte Blut, als sich die Spitzen meiner Eckzähne schmerzhaft hineingruben. Juliens Blick zuckte zu mir. Seine Hand schloss sich fester um das Lenkrad. Ich hörte, wie sich jemand meldete. Julien fuhr zusammen. Für einen Sekundenbruchteil schien etwas wie ein Zittern durch seinen Körper zu rinnen, doch als er antwortete, klang seine Stimme absolut beherrscht, ja geradezu geschäftsmäßig kühl.
    »Du Cranier hier.« Wenn er sich mit der richtigen Variante seines Namens, der französischen, meldete, musste der andere ein Lamia sein. Auf Anhieb fiel mir nur einer ein:di Uldere. »Sind Sie allein? … Ich brauche Ihre Hilfe. … Sie müssen mir noch einmal Ihren Jet leihen. … Das sage ich dem Piloten, sobald wir in der Luft sind. … Dann geben Sie meinetwegen wieder Marseille an. … Ja, es wäre vermutlich tatsächlich das Beste, wenn Ihr Pilot volltankt. … Gut, an der gleichen Stelle. … Ich bin unterwegs. … Ja, wie beim letzten Mal. … Das erfahren Sie dann. … Nicht länger als vierundzwanzig Stunden. … Ja, bis dann.«
    Er legte auf und steckte das Handy weg. Diesmal in die Jackentasche. Meine Kehle war wie zugeschnürt. Er wollte mich wieder allein lassen. Einfach … so. Nur dass er mich anscheinend diesmal wieder direkt unter di Ulderes Aufsicht geben wollte. In meinem Inneren stieg ein Wimmern empor. Er ging weg! Er ließ mich allein. Lieber Gott, nein, bitte, nein! Er durfte nicht gehen!
    »Wohin …« Ich musste mich räuspern, um die nächsten Worte halbwegs verständlich herauszubringen. »… fliegst du?«
    »Wir!«
    Verständnislos sah ich ihn an. »Du hast die ganze Zeit nur ›ich‹ gesagt …«
    »Di Uldere muss nicht wissen, dass du bei mir bist. Ebenso wenig, wie er

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