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Das Blut des Mondes (German Edition)

Das Blut des Mondes (German Edition)

Titel: Das Blut des Mondes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bielfeldt
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von ihr ab, so, als würde sie erst jetzt wirklich begreifen, was sie angerichtet hatte.
    Ein unglaublicher Schmerz durchfuhr sie und eine plötzliche Angst, ihren Bruder zu verlieren, ließ sie unter Tränen aufschluchzen: „Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren war. Es tut mir so unendlich leid! Ich habe mich verhalten wie das letzte Biest und ich habe keine Ahnung, wie ich das wieder gut machen kann. Wahrscheinlich nie mehr, aber bitte, Jayden, lass es mich versuchen! Ich … ich vermisse dich so sehr …“
    Das waren Worte, die Jaydens Herz erweichen ließen. Er sprang von seinem Stuhl auf, nahm die paar Schritte zu seiner Schwester erst zögernd, dann schneller bis er schließlich vor ihr stand und sie fest in seine Arme schloss.
    „Psst meine Süße. Psst … alles wird wieder gut. Alles wird wieder gut …“
    Und während er diese Worte aussprach hoffte sie inständig, dass sie der Wahrheit entsprachen.
     
    ***
     
    Cat war wie erstarrt. Unfähig sich zu rühren, starrte sie in die glasigen Augen der Gestalt, die vor ihr in der Luft schwebte.
    Alfons. Mit einem überaus üblen Gesichtsausdruck und einem Blick, der ihr durch Mark und Bein ging.
    „Was willst du?“, fragte sie mit zitternder Stimme. So, wie er jetzt gerade vor ihr stand, hatte sie ihn noch nie gesehen. Seine Anwesenheit versetzte sie geradezu in einen panischen Zustand.
    „Catherine …“, klang ihr Name in den Raum. Er grinste und streckte seine knochige Hand nach ihr aus, als wolle er ihr bedeuten, sie zu ergreifen. Was wollte er von ihr?
    Catherine wurde immer kleiner in ihrem Sessel. Nein! Sie würde auf gar keinen Fall diese Hand ergreifen! Sie mochte sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, was das für ein Gefühl wäre. Und was er dann mit ihr anstellen könnte, wollte sie schon gar nicht wissen.
    Seine Augen lagen in tiefen Höhlen, sein Gesicht war alt und faltig und weiß. Fast durchsichtig schimmerte seine Haut. Seine ganze Statur war knochig, die altmodische Kleidung schlackerte um seinen dünnen Körper herum und die Haare hingen ihm strähnig und wirr ins Gesicht. Seine dünnen Lippen verzogen sich zu einem hämischen Grinsen.
    Fürchterlich. Unheimlich. Seine leeren Augen durchdrangen sie mit einem Blick, der in ihr die nackte Angst hochkriechen ließ. Eine Eiseskälte machte sich in ihr breit, Gänsehaut überzog ihren Körper und ihre Zähne klapperten unkontrolliert aufeinander. Sie wusste nicht, ob vor Kälte oder vor Angst.
    Alfons kam näher. Nein – er kam nicht näher, er wurde nur größer. Cat kniff die Augen zusammen. Konnte das sein? Sie schüttelte den Kopf, wollte diese Halluzination forttreiben, doch es half nicht. Alfons blieb.
    Sie atmete tief ein und aus. Cat merkte, wie Hysterie von ihr Besitz ergreifen wollte. Doch das durfte sie nicht zulassen! Dann hätte er wirklich Macht über sie. Sie presste sich noch tiefer in die Rückenlehne des Sessels, als könne sie dadurch seiner Gegenwart entkommen. Sie schloss geistesgegenwärtig die Augen und wich so seinem durchdringenden Blick aus. Das Zittern, was ihren Körper schütteln wollte, versuchte sie zu unterdrücken und sie rief sich ins Gedächtnis, was ihre Granny ihr geraten hatte.
    „Schicke sie weg. Wenn sie dir zu nahe kommen, schicke sie weg. Sie können sich deinem Befehl nicht widersetzen. Es reicht, wenn du deine Gedanken darauf ausrichtest. Befehle es ihnen! Dann werden sie dir gehorchen.“
    Cat versuchte sich zu beruhigen indem sie tief durchatmete und sich ein vertrautes Gesicht vor Augen rief. Ric. Allein der Gedanke an Ric gab ihr Kraft und die nötige Sicherheit, dem Geist ihr gegenüber entgegenzutreten.
    Entschlossen murmelte sie: “Geh weg! Raus! Du bist hier nicht willkommen! Ich will, dass du gehst! Verschwinde und lass mich in Ruhe!“ Während dieser Worte wurde ihre Stimme immer lauter, bis sie letztlich fast schrie.
    Es war wie eine Befreiung und sie spürte, dass sich etwas tat. Einige Augenblicke später traute sie sich endlich die Augen wieder zu öffnen. Und tatsächlich. Alfons war nicht mehr da. Es hatte gewirkt.
    Ermattet sank Cat im Sessel zusammen. So ganz traute sie dem Frieden noch nicht. Ihr Blick suchte fast unmerklich das ganze Zimmer ab, aber er schien wirklich gegangen zu sein. Erleichtert atmete sie geräuschvoll aus.
    „Oh mein Gott! Was sollte das denn?“
    „Das war eine Warnung Catherine!“, ertönte es plötzlich direkt neben ihrem Ohr. Ein kalter Hauch schlich sich über ihre Schulter. Cat

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