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Das Blut des Mondes (German Edition)

Das Blut des Mondes (German Edition)

Titel: Das Blut des Mondes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bielfeldt
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lebten, benutzen das Portal, um an Menschenseelen zu gelangen, denn davon ernährten sie sich. Die Menschen waren machtlos, wurden unter Wasser gezogen und verschwanden im Portal. Sie kamen nie wieder.
    Dem Stamm der Passamoquoddy war das seit Generationen bekannt und sie pflegten somit einen guten und respektvollen Umgang mit den Walen, um sie als Hüter des Portals nicht zu verlieren. Denn an den Walen wiederum kamen die Sirenen nicht vorbei. Die Indianer überlieferten die Erzählung ihren Kindern weiter, damit das Portal verschlossen blieb.
    Doch dann kamen die Engländer. Sie machten Jagd auf die Wale, rotteten sie aus. Die Quoddys waren machtlos dagegen, kämpften die Gegner doch mit scharfem Geschütz. Als keine Wale mehr da waren, lag das Portal ungeschützt frei. Und damit nahm das Unheil seinen Lauf.
    Immer mehr Schiffe verloren des Nachts die Orientierung, liefen gegen den Sail Rock oder wurden durch den Strudel auf den Meeresgrund gezogen. Als das kein Ende nahm, erinnerten sich die Amerikaner an die Legende der Passamoquoddy und baten den Stamm, zu helfen. Es gab ein Abkommen. Die Indianer halfen den Einwohnern und durften im Gegenzug ihr Land behalten, um das schon vorher mit unlauteren Mitteln gekämpft wurde.
    Und so geschah es dann auch. Der Stamm siedelte neue Wale, neue Hüter an, und zum Schutz der Tiere und der Menschen erbauten sie die Wächterin. So die Legende.
    Das Portal war seitdem verschlossen, Unglücke dieser Art ereigneten sich nicht wieder. Und doch bleibt eine Bedrohung.“
    Levian erzählte diese Geschichte, auch wenn es ihm schwer fiel. Er merkte zwar, dass Ann sehr interessiert war, doch er befürchtete auch, dass es ihr Angst machen könnte, wenn sie erst einmal verstand, dass sie anscheinend eine Verbindung zu den Sirenen hatte. Denn eine Vision von etwas, das man nicht kennt – die bekommt man nicht mal eben so. Und schon gar nicht im Kindesalter. Das hatte etwas zu bedeuten. Und zudem hegte er den Verdacht, dass das Portal wieder geöffnet wurde. Durch wen oder was auch immer. Er tippte auf Neelahjah, die Hüterin des Strudels. Und wenn es wirklich so war, dann stand ihnen ein schwerer Kampf bevor.
    Er nahm Anns Hand in seine und drückte sie, während er ihr in die Augen blickte.
    „Vielleicht umgibt dich mehr, als nur eine dunkle Vergangenheit.“
     

Geisterstunde
    Cat horchte in sich hinein. Sie bemerkt wieder, wie der Schlüssel zur Lösung ganz leise in ihrem Hinterkopf anklopfte und flüsterte: Lass mich aufschließen, ich kenne die Wahrheit! Doch noch war die Tür fest verschlossen, der Schlüssel passte, aber er ließ sich nicht drehen. Daher machte Cat sich ganz klein, blendete alles um sich herum aus und hörte nur darauf, was dieses kleine dünne Stimmchen ihr zuflüstern wollte:
    Rot. Schwarz. Ring. Erde. Beben. Blitz.
    „Das ist der richtige Ring!“, quiekte sie plötzlich. Die Tür hatte sich geöffnet! Endlich! Vor Erleichterung, dass sie mit einem Mal klar sehen konnte, kamen ihr die Tränen. Sie blinzelte sie fort und lachte.
    Trotz der stillschweigenden Abmachung, nicht über die Ringe oder den Fluch zu reden, konnte Cat nicht abschalten. Sie grübelte unentwegt über die bisher zusammengetragenen Fakten nach.
    Ric war nach Hause gefahren. Nachdem er am Mittag in ihren Armen getrauert hatte, um all das, was er verloren hatte, machte er sich schweren Herzens auf den Weg nach Hause. Er hatte das dringende Bedürfnis, sich mit seinem Vater auszusprechen. Zwar stand der Tod seiner Mutter nicht zwischen ihnen, wie er sagte, aber sie hatten noch nie so richtig offen darüber geredet. Und das wollte er jetzt nachholen.
    Cat blieb allein zurück und verzog sich mit einem Becher Kaffee wieder in ihr Bett. Und da kam ihr nach langem Überlegen endlich die Erkenntnis.
    Sie wollte gerade aufspringen und in Anns Zimmer rennen, um ihr die gute Neuigkeit mitzuteilen, doch dann fiel ihr ein, dass sie ja ganz alleine war. Ann war mit Levian unterwegs.
    Sollte sie sie auf dem Handy anrufen? Nein, sie entschied sich dagegen. Ann sollte die Zeit mit ihrem Liebsten genießen. Sie würde sie von ihrer Eingebung erzählen, sobald sie wieder da war. Trotzdem wühlte sie sich aus dem Bett, ging zum Schreibtisch und nahm sich einen Notizblock samt Stift. Dann schrieb sie in Kladde auf, was sich ihr soeben offenbart hatte.
    Ihr Herz schlug bis zum Hals und die Freude darüber, etwas entdeckt zu haben, über dass sie selbst zu viert nicht gestolpert waren, ließ sie glucksen.

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