Das Blut des Mondes (German Edition)
Cat“, raunte er, als sie vor ihm stand.
„Guten Morgen.“ Wie immer, wenn sie ihm so nahe war, nahm die Verlegenheit Überhand. Sie konnte sich das gar nicht erklären, schließlich war doch zwischen ihnen nun alles bereinigt. Und doch – eine leichte Unsicherheit ihm gegenüber blieb. Wahrscheinlich liegt es daran , dachte Cat, dass er einfach so umwerfend ist.
Er zog sie in seine Arme und sie ließ es nur zu gerne geschehen. Und als er sie küsste, mitten auf dem Parkplatz, war ihr die Anwesenheit der anderen Schüler herzlich egal. Sie versank in diesem Kuss und klammerte sich wieder einmal, wie eine Ertrinkende, an ihn, um nicht umzufallen.
Mit erhitzten Wangen strahlte sie ihn an, als sich ihre Lippen voneinander lösten. „Wow …“
Ric lächelte, schnappte sich seinen Rucksack und legte den Arm um sie. „Meine süße Cat. Wie war dein Abend? Ich war einfach zu fertig, mich noch zu melden. Habe es gerade noch geschafft, die SMS zu schreiben. Kaum hatte mein Kopf das Kissen berührt, bin ich auch schon weg gewesen.“
„Ist doch kein Problem.“ Cat ergriff Rics Hand und zusammen machten sie sich gemächlich auf den Weg zum ersten Kurs. Wie immer montags stand Kunst bei Mr Hoops auf dem Plan. Wie bei ihrer ersten Begegnung. Cat lächelte bei der Erinnerung daran. „Ich war auch platt. Hab zwar nichts großartiges mehr gemacht, aber … na ja, der ganze Input hat schon geschlaucht. Apropos Input! Du glaubst nicht, wer gerade im Auto an mir vorbei gefahren ist.“ Cat blieb stehen.
„Na? Erzähl schon. Wer?“
„Jayden. Mit Dionne!“ Cat war immer noch verblüfft über diese Wendung. „Kannst du dir vorstellen, warum? Ich meine, ob sich die beiden wieder versöhnt haben? Ich kann mir das so schwer vorstellen …“
Auch Ric stutzte. „Jayden und Dionne? In aller Eintracht? Hm … das ist schon merkwürdig. Vor allem nach dem Wochenende. Aber nicht abwegig. Ich meine, schließlich ist sie seine Schwester. Und Blut war schon immer dicker als Wasser.“
„Das habe ich mir ja auch gedacht. Insofern warten wir ab. Aber … ich weiß gar nicht, wie ich ihr nun begegnen soll. Nach der ganzen Geschichte. Und wenn ich ehrlich bin: nur weil die beiden sich vielleicht wieder versöhnt haben – kann ich ihr auch so schnell verzeihen? Ich weiß es nicht.“
„Lass uns abwarten, Cat. Wir werden sehen, wie sie drauf ist. Und dann kannst du immer noch sehen, wie du dich entscheiden möchtest.“
„Ich? Und du?“ Cat sah ihn erstaunt an. Von sich hatte er nichts gesagt. „Wie stehst du dazu? Ich meine, das, was sie dir angetan hat, ist ja noch viel schlimmer.“
„Cat, ich weiß es nicht. Darüber mache ich mir Gedanken, wenn es soweit ist. Und das solltest du auch tun. Alles andere bringt nichts. Und … wie es aussieht, kommt dieser Moment schneller, wie wir dachten“, murmelte er leise. „Da hinten stehen die beiden. Sie scheinen auf uns zu warten.“ Ric zeigte Richtung Eingang. Ja, tatsächlich, dort standen Jayden und Dionne zusammen. Dionne sah ziemlich geknickt aus, wenn Cat das so beurteilen konnte. Weder die aufrechten Schultern, die sie von ihrer Freundin gewohnt war, noch den arrogante Gesichtsausdruck konnte sie auf die Entfernung hin erkennen. Sollte sie sich tatsächlich wieder …
„Guck mal. Sie sieht fast normal aus“, flüsterte sie Ric zu. Cat verlangsamte das Tempo. Es machte ihr Unbehagen gleich auf Dionne zu treffen und nicht zu wissen, wie sie sich verhalten sollte. Wäre doch bloß Ann bei ihr. Die hätte genau gewusst, was zu tun wäre. Zwar gab Rics Nähe und sein Arm, der auf ihrer Schulter ruhte, ihr eine gewisse Sicherheit, doch mit Ann wäre es noch etwas einfacher gewesen. Sie musste sich eingestehen, dass sie vor einer Auseinandersetzung mit Dionne richtig Angst hatte. Was würde passieren?
Würde Dionne wieder austicken? Würde Ric wieder zum Hündchen mutieren? Würden die Ringe sie schützen können? Und was war mit Jayden? Wenn er sich jetzt – verständlicherweise – auf die Seite seiner Schwester schlug, wäre ihre Freundschaft dann Vergangenheit?
Noch etwa fünfzig Schritte trennten sie von der Antwort. Sie sah Ric an und er erwiderte ihren Blick aufmunternd. Der Druck auf ihrer Schulter verstärkte sich, er zog sie enger an sich heran. „Auf in den Kampf“, flüsterte er ihr leise zu. Stumm nickte sie.
Sie hatte diesen Kampf nicht gewollt, und doch musste sie in die Arena. Sie hoffte nur, dass kein Blut fließen würde …
***
„Jetzt
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