Das Blut des Mondes (German Edition)
raunte er ihr ins Ohr und dann spürte sie auch schon, wie seine warmen Lippen an ihrem Hals entlang strichen. Sie bekam Gänsehaut.
„Ja klar, das habe ich auch nicht anders verdient“, flüsterte sie. Ein wohliger Schauer durchfuhr ihren Körper und sie entspannte sich in seiner Umarmung und lehnte den Kopf an seine Schulter.
„Gut, dass du das einsiehst.“ Er streichelt ihren Rücken und ein angenehmes Prickeln durchfuhr ihren Körper. „Also – was gibt es so Dringendes, dass du mal wieder die Schule schwänzt? Du sagtest, du wolltest reden?“ Ann stöhnte auf, denn sie hatte fast vergessen, warum sie eigentlich hier war.
„Ich schwänze gar nicht“, stellte sie klar und schluckte krampfhaft die aufsteigende Erregung hinunter. Sie drehte sich langsam zu ihm herum und kuschelte ihren Kopf in die kleine Kuhle unter seiner Schulter, wo er perfekt hinein passte. So, als wäre er dafür gemacht.
„Ja. Nein. Also, doch. Ich muss. Obwohl ich mir jetzt auch was Schöneres vorstellen könnte, aber …“
„Hey, ist schon okay. Wir haben doch dafür noch alle Zeit der Welt.“ Er hob mit den Fingern sanft ihr Kinn hoch, so dass sie ihn ansehen musste. „Und wenn ich das sage, dann meine ich das auch so. Ich hoffe, du weißt das.“ Sie nickte, obwohl ihre Gedanken das Gegenteil sagten. Zeit war das, was sie nicht hatten. Zumindest nicht so, wie er es meinte. „Gut. Dann setzt du dich schon mal aufs Sofa, ich wasche mich eben, ziehe mir was Frisches an und mache den Kaffee fertig. Und dann reden wir. Ich kann mir auch schon denken, worüber.“ Er küsste sie auf die Wange und zwinkerte ihr zu, bevor er sie losließ und ins Badezimmer verschwand.
„Ach? Und? Worüber meinst du?“, rief sie ihm hinterher. Langsam bekam sie wieder Boden unter den Füssen.
„Das Buch?“ Ann schwieg. „Hab ich´s mir doch gedacht. Aber du hast Recht. Wenn du wirklich was gelesen hast, was ich nicht sehen kann, dann sollten wir dringend darüber reden.“ Sie hörte, wie er den Wasserhahn betätigte und schwieg. Er würde jetzt sowieso nichts verstehen. Erst als er im Bad fertig war und ohne Arbeitsklamotten, sondern in einer ausgebeulten Jogginghose – sogar in der sah er sexy aus - und einem frischen T-Shirt in die Küche ging, nahm sie den Faden wieder auf.
„Ich kann nicht glauben, dass du da nichts sehen kannst!“
„Und ich kann nicht glauben, dass du da was lesen kannst!“, konterte er. Ann sah ihn mit offenem Mund an. Mit wenigen schnellen Schritten war sie am Schreibtisch angelangt, entdeckte mit einem Blick das Buch und zog es hinter dem Stapel Papiere hervor.
„Hier“, wandte sie sich zu ihm um. „Hier drin steht es. Buchstabe für Buchstabe.“ Sie blätterte das Buch durch, bis sie gefunden hatte, wonach sie suchte. „Hier. Hier ist es. So und jetzt sag mir noch mal, du kannst das nicht lesen.“ Sie hielt Levian das Buch entgegen.
Langsam kam er auf sie zu. Seine Miene verriet ihr nichts. Weder, dass er wütend war, weil sie ihm nicht glaubte, noch dass er verwirrt war, weil er vielleicht glaubte, sie sei verrückt. War sie das nicht vielleicht sogar?
Er sah von ihr zum Buch, vom Buch wieder zu ihr. „Ich kann nichts lesen, Ann. Glaub mir. Das sind leere Seiten.“
„Quatsch! Du spinnst. Sieh doch.“ Und sie hielt ihm das Buch direkt vor die Nase.
„Auch wenn ich da hineinkrieche – Ich. Sehe. Nichts!“ Er hörte sich ärgerlich an. Warum? Ann stutzte. Konnte er denn wirklich nichts davon lesen? Langsam ließ sie das Buch sinken. „Ist das dein Ernst? Kannst du die Zeilen nicht lesen? Nichts als leere Seiten sehen?“
„Oh, ja! Das habe ich jetzt schon dreimal gesagt. Ich -“
„Ich weiß, ich weiß“, fiel sie ihm ins Wort. „Ja, das hast du. Aber – und halte mich jetzt nicht für bescheuert! Ich will dich auch nicht auf den Arm nehmen, wirklich nicht! Aber … ich kann hier viel Text in einer alten Schrift lesen. Ich schwöre!“ Sie hob die Hand zum Schwur und sah ihn an.
Levians Mine veränderte sich. Bis eben hatte er noch ärgerlich gewirkt, weil er sicher dachte, sie wolle ihn auf den Arm nehmen. Doch nun schien er ernsthaft darüber nachzudenken, was sie gesagt hatte. Das konnte sie ihm ansehen. Er legte die Stirn in Falten und seine Augen verengten sich etwas. Dann nahm er ihr das Buch aus der Hand und besah es sich genau. Er blätterte alle Seiten mit einem Mal durch, dann schüttelte er den Kopf. „Und du willst mich wirklich nicht auf den Arm nehmen?“ Ann
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