Das Blut des Mondes (German Edition)
sah, musst sie sich das Lachen verkneifen, dass gerade in ihrer Kehle hochklettern wollte. Anscheinend hatte er sich ihretwegen den Kopf gestoßen.
„Oh … entschuldige! Ich wollte dich nicht erschrecken. Tut mir leid“, stammelte sie, doch als Levian erkannte, wer vor ihm stand, wischte ein Lächeln seine grimmige Miene einfach fort.
„Ann!“, freute er sich, doch als er aufstand hielt er sich den Kopf. „Autsch.“
„Oh … das tut mir leid. Das … ich …“, stammelte Ann und bemühte sich, wenigstens ein bisschen Schuldbewusst dreinzuschauen.
„Schon okay. Ist nichts passiert.“ Er blickte sie verdutzt an. „Aber … was machst du eigentlich hier?“ Sein Blick fiel auf die große Uhr, die über dem Werkstatttor hing. „Ähm … müsstest du jetzt nicht eigentlich in der Schule sein? Du schwänzt doch wohl nicht schon wieder den überaus wichtigen Unterricht?“ Strafend sah er sie an.
„Ich … na ja, wenn du Sport für überaus wichtig erachtest“, feixte sie und erklärte ihm kurz, warum sie früher Schluss machen konnte und, dass ihr der Sportunterricht sowieso herzlich egal war. Turnen am Reck oder Mattenhüpfen – das war noch nie ihr Ding gewesen. „Außerdem habe ich hundertmal Wichtigeres zu tun!“
Sie ignorierte Levians linke Augenbraue, die sich wie immer, wenn er mit etwas nicht einverstanden war, wie von alleine hochzog und damit seinem Gesicht etwas noch verwegeneres gab, und ging langsam einen Schritt auf ihn zu. Trotz seines ölverschmierten Gesichts, der schmutzigen Finger und des grauen Overalls, den er nur bis zur Hüfte angezogen trug, sah er in ihren Augen einfach nur sexy aus. Sein muskulöser Oberkörper wurde durch das eng anliegende T-Shirt noch betont. Ann schluckte. Die Sehnsucht nach einer Umarmung, nach seinen Küssen, wurde immer größer. Sie wollte nichts lieber, als sich in seine Arme zu werfen und darin den Rest ihres Lebens zu bleiben.
„Hey Sugar, was ist los? Ist was passiert?“ Levian sah sie aufmerksam an. Vermutlich konnte er ihr an der Nasenspitze ansehen, dass ihr etwas auf dem Herzen lag.
„Ich muss mit dir reden“, sagte sie, bevor sie der Mut verließ und versuchte krampfhaft nicht auf seinen Mund zu sehen, der sie an die Küsse der vorletzten Nacht erinnerte. Schnell schaute sie auf den Boden. Ihre Fußspitzen sahen nicht annähernd so aufregend aus wie seine Lippen und ihr Herzschlag beruhigte sich etwas.
„Reden? Das hört sich ernst an. Ist was passiert?“ Levian wischte sich die Finger an einem alten Lappen ab und stand vor ihr, als sie den Kopf hob, um ihn anzusehen. Ann sagte nichts.
„Okay. Dann … mache ich wohl besser eine kleine Pause. Geh doch schon nach oben, die Tür ist offen. Ich mache eben noch das Tor zu.“
„Ja, ist gut.“ Ann widerstand dem Bedürfnis, ihm die Schmiere von der Wange zu wischen, drehte sich um und schritt auf die steile Metalltreppe zu. Sie hörte, wie Levian den Knopf betätigte, der das schwere Rolltor hinunterfahren ließ und war froh darüber, dass er ihre Bitte um ein Gespräch einfach so hinnahm.
Oben in seiner Wohnung angekommen fiel ihr erster Blick auf das Bett. Es war akkurat gemacht und keine Falte verriet, dass er es noch vor zwei Nächten mit ihr geteilt hatte. Sie seufzte.
Es war, wie es war: In ihrem Herzen tobte ein unglaublicher Sturm, ihr ganzer Körper war wie elektrisiert, wenn Levian in ihrer Nähe war, und es reichte alleine ein Blick aus seinen Augen, die so blau waren wie das Meer, um sie dahinschmelzen zu lassen. Noch nie hatte sie so kurz davor gestanden, ihre Selbstbeherrschung zu verlieren. Wegen eines Jungen. Sie konnte es kaum fassen, aber sie musste sich eingestehen, dass er mit ihr machen könnte, was er wollte. Wenn er es denn wollte. Sie lachte auf.
„Warum lachst du, Sugar?“, erklang seine Stimme neben ihrem Ohr. Sie hatte ihn nicht kommen hören, so sehr war sie in ihren Gedanken versunken. Nun zuckte sie zusammen und ließ vor Schreck den Kaffeelöffel fallen.
„Oh mein Gott! Mach das nie wieder!“, keuchte sie. „Mach das ja nie wieder!“
„Was meinst du?“ Levian war mittlerweile dicht hinter sie getreten, sie spürte seinen Atem im Nacken und seine starken Arme, die sich um ihre Taille legten.
„Na, mich so erschrecken“, stammelte sie. Sie war unfähig klar zu denken, wenn er so nah bei ihr war. Verdammt! Was ist nur los mit mir? Reiß dich mal zusammen! Du bist kein Kleinkind mehr!
„Sorry, das war die Retourkutsche für die Beule“,
Weitere Kostenlose Bücher