Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blut des Mondes (German Edition)

Das Blut des Mondes (German Edition)

Titel: Das Blut des Mondes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bielfeldt
Vom Netzwerk:
ihren Augen, war das das kleinere Übel.
    „Das hört sich doch gut an“, erwiderte Jayden, der sich auf die Straße konzentrierte. Es war Mittwochmorgen und sie waren auf dem Weg in die Schule. „Aber jetzt mal ein anderes Thema.“ Er warf seiner Schwester einen kurzen Seitenblick zu. „Was hattest du gestern mit Stephen zu besprechen?“ Dionne erschrak. Woher wusste er das? Hatte er sie zusammen gesehen?
    „Ach, ich weiß auch nicht. Er tat mir irgendwie einfach nur leid“, gab sie zurück. „Ich weiß ja nun selbst, wie es ist, wenn man nicht mehr dazugehört. Und … na ja, lass ihn sein wie er will, trotzdem ist es hart, so ausgestoßen zu sein.“
    „Verstehe ich das richtig? Du hast Mitleid mit diesem verlogenen Arschloch?“ Jayden schüttelte den Kopf. „Das glaube ich ja nicht. Meine Schwester entdeckt ihr gutes Herz. Ha! Du wirst noch zur heiligen Maria oder Johanna oder wie sie heißt, wenn du so weiter machst. Erst die Entschuldigung bei Cat und allen anderen und jetzt nimmst du auch noch Stephen in Schutz? Na ja, wenn du keine bessere Ausrede auf Lager hast, warum du mit ihm die Mittagspause verbracht hast, bitte. Aber ich warne dich: Hör auf mit deinen miesen Spielchen!“ Dionne wollte etwas erwidern, aber Jayden war noch nicht fertig. „Nein – hör mir zu! Ich will gar nicht wissen, was ihr besprochen habt, aber sollte mir zu Ohren kommen, dass du wieder irgendeinen Mist verzapfst, dann gnade dir Gott! Du hast deine Chance bekommen. Verspiel sie nicht!“ Und mit diesen Worten bog er auf den Parkplatz der Highschool ein.
    „Ich … nein!“ Dionne war perplex. Das ihr Bruder ihr so etwas noch zu traute. Die anfängliche Erleichterung darüber, dass er die Ausrede geschluckt hatte, wich der Angst, dass er hinter ihre Pläne kommen könnte. Sie musste vorsichtiger sein. „Nein, so ein Quatsch“, fuhr sie daher fort, sich zu rechtfertigen. „Ich habe nichts vor. Ich wollte nur nett sein. Verdammt, Jayden! Ich weiß sehr wohl, dass ich auf einem ganz schmalen Brett stehe. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich mich selbst darunter schubse, indem ich krumme Sachen mache. So gut müsstest du mich eigentlich kennen!“ Empört schnaubte sie aus.
    „Eben weil ich dich kenne sage ich das, Dionne. Und du weißt genauso gut wie ich, dass in deinem Herz Nächstenliebe nicht wirklich viel Platz hat. Also – belehre mich nicht über Dinge, die du besser wissen solltest! Und wenn du nichts vorhast – umso besser! Dann hat sich diese Diskussion nun auch erübrigt. Wir sind da.“ Schwungvoll bog er mit seiner Karre in die freie Parklücke am Ende der Reihe ein, hielt an und stellte den Motor ab. Als er den Zündschlüssel abzog sagte er gefährlich leise: „Ich habe ein Auge darauf, Dionne. Vergiss das nie!“ Dann brachte er ihr sein gewohntes, nettes Jayden Lächeln entgegen. „Und jetzt lass uns gehen. Wir sind spät dran.“
    Dionne kannte ihren Bruder genau. Und sie wusste, dass er das, was er sagte, auch so meinte. Wenn er also drohte, ein Auge auf sie zu haben, dann war das auch so. Punkt. Aus. Sie musste vorsichtiger sein. Trotzdem brauchte sie sich keine Gedanken mehr zu machen. Alle ihre Planungen für die Party waren abgeschlossen und alle anderen auch. Sie musste sich nur noch zurücklehnen und die Show genießen. Und das würde sie tun.
    Sie stieg aus, strich ihren kurzen Rock glatt, schulterte ihre Tasche und hakte sich bei ihrem Bruder unter. Ein Zeichen der Versöhnung. Er nahm es so an, was sie ungemein beruhigte. Zumindest konnte sie so den Schein nach außen wahren. Und das war zurzeit das Wichtigste.
    „Gut, mein liebes Bruderherz. Hab ruhig ein Auge auf mich, dann wirst du sehen, dass ich nichts im Schilde führe.“ Sie schenkte ihm ihr liebevollstes Schwester-Lächeln.
    Jayden blieb stehen und drückte sie kurz an sich. „Das werden wir sehen, mein Schwesterherz. Zum Ende der Schlacht werden die Toten gezählt.“ Dann löste er sich von ihr und zog mit schnellen Schritten über den Campus davon.
    Dionne sah ihm mit offenem Mund hinterher. Was war in ihren Bruder gefahren? So kannte sie ihn gar nicht. Jayden, der immer liebe, treuherzige Junge von nebenan, schien sich gerade zu wandeln. Ausgerechnet jetzt.
    Langsam setzte sie sich in Bewegung. Dass sie Stephen zur Party eingeladen hatte, durfte er niemals erfahren …
     
    ***
     
    „Wo fangen wir an?“, frage Levian, als er sich Kaffee nachschenkte. Während Ann am Tisch saß, lief er aufgeregt wie ein Tiger in

Weitere Kostenlose Bücher