Das Blut des Mondes (German Edition)
und wenn Stephen es nicht schaffen würde, Cat in eben dieser Nacht flachzulegen, dann hätte er die Wette verloren.“ Er machte eine Pause und sah Ric an.
In Ric bäumte sich die Wut auf Stephen noch stärker auf, als sie sowieso schon vorhanden war und jetzt war sie kurz davor, überzuschäumen. Doch er riss sich zusammen, schluckte den Brocken und bedeutete seinem Freund stumm, weiterzusprechen.
„Cat hatte aber bereits einige Tage vorher mit ihm Schluss gemacht. Eben genau aus dem Grund – sie hatte bereits vermutet, das Stephen sie nur ins Bett kriegen wollte.“ Er zuckte mit den Schultern, als Ric ihn mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. Wieso wusste Jayden davon? „Cat und ich, wir sind schon so viele Jahre miteinander befreundet, Ric, da bleibt es nicht aus, dass man sich gewisse Dinge anvertraut. Schließlich …“, er grinste und machte eine entschuldigende Geste mit den Armen, „bin ich schwul und somit wohl der beste Frauenversteher in ganz Eastport. Wir hatten ein langes Gespräch, eben auch über die Beziehung mit Stephen. Und da wurde ihr klar, dass es ihm nur um das Eine ging.“ Er schulterte seine Tasche neu und sah Ric fragend an. „Kannst du mir soweit folgen?“ Ric nickte. „Gut. Von der Wette aber wusste sie da noch nichts. Nun war es natürlich für Stephen außer Reichweite, die Wette noch zu gewinnen und er ging aufs Ganze. Er schlief mit Tiffany und ließ sich dabei auch noch erwischen. Den Rest kennst du ja“, schloss er leise. Ric nickte. Ja, den Rest kannte er. Und jetzt konnte er auch ansatzweise nachvollziehen, warum Stephen Cat auf dem Schulhof bedrängt hatte. Es war, wie Jayden gesagt hatte: Um sein Ansehen wieder herzustellen. Dieses Schwein! Er schwor sich erneut, dass die nächstbeste Gelegenheit, ihn zur Rechenschaft zu ziehen, seine war.
„Danke, Jayden, dass du mir die ganze Geschichte erzählt hast. Ich wusste davon nichts. Cat hat nichts gesagt. Warum auch.“
„Kein Problem. Hätte ich gewusst, dass du dir Sorgen um Cat machst, wäre ich schon viel früher damit rausgerückt. Ich hatte nur nicht gedacht, dass es relevant ist. Aber jetzt verstehe ich deine Besorgnis. Kann ich irgendwas tun? Ich meine, sie ist ja auch meine Freundin.“ Er setzte ein schiefes Lächeln auf.
„Ich weiß nicht. Vielleicht sprichst du sie noch mal auf ihre Müdigkeit, ihre Stille an? Von mir hat sie glaube ich im Moment die Nase voll. Zumindest von meinen ewigen Nachfragen.“
„Klar, mache ich. Vielleicht kriege ich ja was aus ihr raus. Oder sie ist dann auch noch von mir genervt. Aber das Risiko gehe ich gerne ein.“
„Danke, man.“ Ric legte seine Hand auf Jaydens Schulter.
„Kein Problem“, erwiderte Jayden und dann setzten sie ihren Weg mit schnelleren Schritten fort, bis sie wieder hinter den Mädchen waren. Keinen Moment zu früh, denn Cat drehte sich um, suchte Rics Blick und die Erleichterung darin, ihn zu sehen, fuhr Ric bis ins Mark.
Er hatte Recht. Cat hatte Angst.
***
Ann war in ihre eigenen Gedanken versunken. Vom Unterricht bekam sie mal wieder nur die Hälfte mit, mechanisch nickte sie oder schüttelte den Kopf, je nachdem, was sie gefragt wurde. Antworten auf Fragen der Lehrer gab sie intuitiv, ob sie richtig waren, war ihr herzlich egal. Sollten sie doch alle in Ruhe lassen!
Der Abend mit Levian hatte sich zum grausamsten ihres ganzen Lebens entwickelt. Sie hatten keinen Streit miteinander, nein. Im Gegenteil. Durch diese unglaubliche Geschichte, die er ihr erzählte, wurden sie noch enger miteinander verschweißt. Doch nun, so wussten sie beide, gab es nur noch ein entweder oder. Leben oder Tod.
Sie hatte noch mit niemandem anderen darüber gesprochen. Cat hatte bereits tief und fest geschlafen, als sie nach Mitternacht nach Hause kam. Da hätte sie vielleicht noch das Bedürfnis gehabt, darüber zu reden. Jetzt war es ihr vergangen. Je mehr sie über die Dinge nachdachte, umso absurder kamen sie ihr vor. Cat sah selbst schon so angeschlagen aus, da sollte sie sich nicht auch noch Sorgen um sie machen.
Als Levian mit Larmant telefoniert hatte, hatte sie die Ohren gespitzt. Zwar hatte sie nicht alles mithören können, da er während des Gespräches am anderen Ende des Raumes umher wanderte, doch es hatte gereicht, um sie hellhörig werden zu lassen. Worte wie Dämonin oder Hexe gaben dem Gespräch die richtige unheimliche Würze. Sie schauderte alleine beim Gedanken daran. Als Levian endlich fertig war, tat sie so, als wäre sie in eine
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