Das Blut des Mondes (German Edition)
bei mir.“ Ihre Stimme war jetzt etwas klarer. Mit schnellen Schritten war er bei ihr. Er setzte sich vorsichtig auf die Bettkante und nahm ihre Hand in seine. Sie war ganz kalt.
„Ist dir noch schlecht?“, fragte er sie besorgt.
„Nö.“
„Gut. Dann schlaf jetzt.“ Er strich ihr über die Wange.
„Ric?“
„Ja, mein Herz?“
„Bleibst du hier?“
„Ja, ich bleibe.“
„Versprochen?“
„Versprochen.“
„Gut.“ Sie drückte seine Hand noch einmal und kurz darauf war sie schon wieder tief und fest eingeschlafen.
Und so blieb er. Die ganze Nacht – oder was davon noch übrig war – saß er an ihrem Bett und hielt ihre Hand.
***
Kichernd lief Ann die Stufen hoch. „Du kriegst mich eh nicht, also versuch es gar nicht erst.“
„Und was bekomme ich, wenn ich dich doch kriege?“ In Levians Augen lag ein belustigtes Funkeln. Ann zuckte mit den Schultern und schaute ihn provozierend an.
„Du bist ein alter Mann. Im Leben nicht!“ Dann klimperte sie mit seinem Haustürschlüssel, den sie ihm vorher entwendet hatte, und lachte laut.
Sie hatte einen kleinen Schwips, wie sie bemerkte. Ihr Lachen war zu schrill und schnell schlug sie sich mit der Hand auf den Mund. Sie kam auf der nächsten Stufe ins Straucheln und wäre mit Sicherheit unsanft auf das Metall der Treppe gefallen, hätte Levian sie nicht festgehalten.
„Wie …?“ Verdutzt sah sie ihn an. Er war eben noch beim Auto gestanden, wie konnte er so schnell bei ihr auf der Treppe sein?
„Sugar“, raunte er ihr ins Ohr. „Ich bin zwar alt, aber nicht langsam. Und jetzt hab ich dich und lass dich nicht mehr los.“ Mit einem verschmitzten Grinsen sah er auf sie hinunter. Ann quiekte.
„Okay, okay. Ich gebe mich geschlagen. Du hast gewonnen.“
„Gewonnen? Das hört sich gut an“, sagte er, während er sie langsam zu sich hochzog, ihr den Schlüssel abnahm und dann eng an sich drückte. „Und – was ist meine Belohnung?“
„Hm … Was hältst du von einem Kuss?“ Ann zwinkerte ihm aufreizend zu. Zumindest versuchte sie, es besonders verführerisch aussehen zu lassen. Anscheinend hatte es geklappt, denn der Blick, den Levian ihr aus seinen tiefblauen Augen zuwarf, war alles andere als jugendfrei. Und in diesem Moment durchzuckte sie das Verlangen wie ein Blitz. Sie wusste, was sie wollte. Und sie wollte es jetzt. Sie wollte nur eins – und das sofort …
Ungestüm drückte sie ihre Lippen auf seine, drängte sich mit ihrem ganzen Körper an ihn und schlang ihre Arme um seinen Hals. Während sie sich innig küssten merkte sie, wie er sie mühelos hochhob, die Tür öffnete und mit ihr die Wohnung betrat.
Sie hatten die Party nach einigen Stunden verlassen und waren zu Levian gefahren. Als ihre Küsse auf der Party immer intensiver wurden, beschlossen sie, sich abzuseilen. Es war unausgesprochen, aber beiden war klar, dass Ann die Nacht bei ihm verbringen würde.
Sie hörte wie die Tür ins Schloss fiel. Levian machte kein Licht. Durch die großen Fenster zum Hof schien genügend Mondlicht hinein, das den Raum in ein weiches, schummeriges Licht tauchte, und nur schemenhaft die Umrisse des Zimmers erkennen ließ.
Ann stöhnte leise auf, als Levian sie auf das Bett legte und sanft mit seiner Hand an ihrer Taille entlang strich. Langsam zog er ihr die Jacke aus ohne ihre Lippen freizugeben. Er schien seine Hände überall zu haben, zumindest hatte Ann das Gefühl. Es kribbelte in ihr, ein Verlangen keimte in ihr auf, was sei noch nie zuvor gespürt hatte. Sie wollte ihn. Mit Haut und Haaren. Und diese Nacht war perfekt dafür.
Er gab ihre Lippen frei, als würde er ahnen, dass sie ihm etwas zu sagen hatte. In seine dunklen Augen blickte sie, wie in ein dunkles Meer. Sie sah bis zum Grund, es gab keine Barriere mehr, die sich ihr in den Weg stellte. Er offenbarte ihr in diesem Moment seine wahren Gefühle. Und das war es, was Ann restlos überzeugte.
Liebevoll strich sie ihm die eine Strähne, die sich aus seinem Zopf gelöst hatte, aus dem Gesicht und sah ihn an. Sie warf alle Bedenken, was er von ihr denken könnte, über Bord und mutig öffnete sie den Mund. Die Worte sprudelten aus ihr heraus, ohne dass sie sie vorher im Kopf gehabt hatte.
„Ich will dich. Jetzt und hier. Und für immer.“
Sein Blick wurde noch weicher, seine Augen noch tiefer, seine Berührungen noch sanfter.
„Für immer“, flüsterte er mit belegter Stimme, bevor er sie sanft küsste und sie gemeinsam in einem Strudel der Gefühle
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