Das Blut des Skorpions
bezahlen!«
»Wer seid Ihr? Antwortet, sonst lasse ich Euch von meinen Männern exekutieren.«
»Ich bin Gast des Großmeisters Baldassarre Melchiorri! Das werdet Ihr noch bereuen, das versichere ich Euch!«, tobte Fulminacci weiter.
»Sagt mir, wie Ihr heißt!«
»Giovanni Battista Sacchi, Maler, Kupferstecher, Bildhauer und Architekt! Und jetzt lasst mich gehen, bevor ich ernstlich wütend werde!« »Ach, der Maler. Lasst ihn los, er ist harmlos.«
»Das werde ich Euch gleich zeigen, wie harmlos ich bin«, brüllte Fulminacci, der dem Offizier sofort an die Gurgel sprang, sobald er freigelassen war, und nur mit Mühe von den nächststehenden Männern gebändigt werden konnte.
»Nun kühlt erst einmal Euer hitziges Gemüt, Messere«, sagte der Franzose, amüsiert über Fulminaccis Tobsuchtsanfall. »Wie ich sehe, ist der Ruhm, der Euch vorauseilt, nicht unverdient. Ich weiß, dass auch Ihr das Privileg hattet, mit dem berühmten Mörder, den man den ›Skorpion‹ nennt, die Klinge zu kreuzen. Meiner Treu, es wundert mich, dass Ihr noch am Leben seid.«
»Er ist mir entwischt, als ich ihn schon fast besiegt hatte«, schnaufte Fulminacci, der immer noch von zwei Soldaten festgehalten wurde. »Aber das nächste Mal hat er nicht so viel Glück, darauf könnt Ihr Gift nehmen!«
»Welch ein Hochmut! Welche Selbstsicherheit! Auch ich habe mich mit ihm duelliert und bezweifele stark, dass es sich so abgespielt hat, wie Ihr sagt. Ich bin Capitaine de la Fleur, Musketier des Königs von Frankreich, und ich garantiere Euch bei meiner Ehre, dass es in ganz Europa nur wenige Klingen gibt, die es mit meiner aufnehmen können. Trotzdem habe ich nur durch ein Wunder überlebt, und es erscheint mir wenig glaubwürdig, dass einem einfachen Maler beinahe etwas gelungen sein soll, was einer der besten Fechter Frankreichs nicht geschafft hat. Also, Messere, gebt zu, dass Ihr übertreibt.«
»Gebt mir einen Degen, und ich zeige Euch, ob ich übertreibe!«, schäumte Fulminacci.
»Ich bedauere, Euch keine Satisfaktion geben zu können, Messer Maler, aber der Skorpion hat mir ein schmerzhaftes kleines Andenken an der rechten Schulter hinterlassen, das es mir vorläufig nicht gestattet zu kämpfen. Außerdem denke ich nicht, dass ich meine eigene Fechtkunst ins Feld führen muss, um einen Aufschneider wie Euch zu entlarven. De la Plessière, tretet vor. Wollt Ihr es mit diesem Gentilhomme aufnehmen, um die Ehre der Musketiere Frankreichs zu verteidigen?« Der angesprochene junge Mann nickte und grinste erfreut.
»Mit Vergnügen, mon Capitaine. Ich werde dem Prahlhans eine Lektion erteilen, an der er noch lange zu knabbern hat.«
Die anderen Männer traten zurück, um den beiden Kontrahenten, die jeder einen Degen in die Hand bekamen, genug Raum zu lassen.
»Kreuzt die Klingen, meine Herren. Möge der Bessere gewinnen.«
Fulminacci führte ein paar Hiebe ins Leere aus, um seine Muskeln zu lockern, und nahm dann die Grundposition ein.
»Seht mal«, sagte Kardinal Azzolini und trat ans Fenster seines Arbeitszimmers, »wie es scheint, wollen Eure Musketiere diesem impertinenten Maler eine kleine Lehre erteilen.«
De Simara gesellte sich zu ihm und beobachtete das Geschehen bei dem großen Maulbeerbaum.
»Da wäre ich nicht so sicher, Euer Eminenz. De la Plessière ist ein ausgezeichneter Fechter, keine Frage, doch dieser Maler…«
»Aber, aber«, unterbrach ihn der Kardinal, »ständig preist ihr mir den Kampfesmut Eurer Männer an, und nun zweifelt Ihr an ihrem Erfolg?«
»Die Vorzüge meiner Musketiere sind unbestreitbar, Eminenz, allein dieser Mann hat bewiesen, dass er überdurchschnittliche Fähigkeiten besitzt. Vergesst nicht, dass er unbeschadet aus einem Kampf mit dem Skorpion hervorgegangen ist. Er kann kein Anfänger sein.«
»Auch Euer Capitaine, dieser de la Fleur, hat ihm die Stirn geboten, wenn ich mich nicht irre.«
»Jedoch unter anderen Umständen, Eminenz. Der Skorpion hatte es eilig, seinen Auftrag zu erledigen, und nahm sich nicht die Zeit, ihn zu töten. De la Fleur ist von ihm verwundet worden, wenn auch nicht schwer. Und de la Plessière ist nicht de la Fleur. Er ist jung, technisch versiert und schnell, aber er besitzt nicht die Erfahrung seines Capitaine. Ehrlich gesagt möchte ich keine Prognose über den Ausgang dieses Duells abgeben.« »Noch nicht einmal für einen Einsatz von… sagen wir, fünfzig Scudi?«
»Es ist das erste Mal, dass ich gegen einen meiner Männer wette, aber sei’s drum,
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