Das Blut des Skorpions
fünfzig Scudi.«
»Ich fürchte, Ihr habt Euer Geld zum Fenster hinausgeworfen, de Simara. Seht nur, wie elegant der Musketier ficht. Immer auf Linie zum Gegner, leichtfüßig, als würde er tanzen. Der Maler dagegen scheint einen Knüppel zu schwingen statt eines Degens. Es wird nicht lange dauern, glaubt mir.«
»Er ist nicht gerade ein Ausbund an Eleganz, das gebe ich zu, aber dafür flink, reaktionsschnell, konzentriert. Und was die Körperkraft angeht, so scheint er damit reichlich gesegnet zu sein. Er erinnert mich in mancher Hinsicht an einen Gefährten, mit dem ich so einige Abenteuer bestanden habe, einen Gascogner, der weder Tod noch Teufel fürchtete.«
»Pah, er wird aufgespießt werden wie eine Drossel. Da, schaut nur, der Musketier ist dabei, ihn in die Enge zu treiben. Der Maler hat schon einen schweren Arm.«
»Das kann auch bloße Taktik sein, Eminenz. Es gibt viele Möglichkeiten, ein Duell für sich zu entscheiden, und nicht immer gewinnt der gefälligste Fechter. Ich weiß, dass der Maler aus dem Norden kommt, aus Mailand, wo sie einen ganz speziellen Kampfstil pflegen. Viel gröber, gewiss, aber nicht weniger wirkungsvoll. Seht Ihr? Er ist schon wieder obenauf und führt einen Gegenangriff. Ich glaube, dieser Mann kann uns noch nützlich sein.«
»Inwiefern?«
»Erstens gehört er zu den wenigen, die den Skorpion gesehen haben. Der Auftragsmörder wird zwar maskiert erscheinen, aber eine Verkleidung kann nur Gesicht und vielleicht die Körperform verbergen, jedoch nicht den Gang zum Beispiel. Er wird nicht alle kleinen Besonderheiten verstecken können, die einen Menschen unverwechselbar machen. De la Fleur hat ihn nicht genau gesehen, weil er zu sehr damit beschäftigt war, seine Haut zu verteidigen. Der Maler hingegen ist ihm mehr als einmal begegnet.« »Eure Erfahrung auf diesem Gebiet ist fraglos größer als die meine, auch wenn ich bei dem Gedanken schaudere, dass das Los der Kirche einem solchen Menschen anvertraut werden soll, einem einfachen Mann aus dem Volk, einem Plebejer.«
»Auf dem Schlachtfeld erweist sich die Abstammung selten als der wichtigste Vorzug. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie die vornehmsten Aristokraten, deren Stammbaum bis auf Karl den Großen zurückging, sich aus dem Staub gemacht haben, sobald die Trommeln des Feindes zum Angriff schlugen, und ich habe umgekehrt gesehen, wie Bäckerssöhne den Attacken der holländischen Truppen widerstanden, unerschrocken und stolz, während das Blut ihnen aus den Wunden strömte. Wenn die Kugeln pfeifen, ist jeder mit seinem Mut und seiner Feigheit allein, und wenn die Pike zusticht, ist das Blut aller Menschen gleich rot.«
»Ihr mögt ja recht haben, aber erlaubt mir, ein zusätzliches Gebet an den Herrgott zu schicken, damit er daran denkt, uns beizustehen.«
Der Kadett begann, Fulminaccis Abwehr mit einer Reihe von schnellen Hieben zu testen, die dieser ohne Probleme parierte. Die Attacken des Franzosen sollten nicht verletzen, sondern lediglich die Reflexe des Gegners prüfen, um seine Schwachstellen auszumachen.
Fulminacci hatte damit gerechnet und antwortete mit flinken Paraden, ohne selbst anzugreifen, weil er zunächst das Verhalten des anderen beobachten wollte. Er kämpfte zwar nicht gern defensiv, aber die sprichwörtliche Gewandtheit der französischen Musketiere veranlasste ihn, zunächst eine abwartende Haltung einzunehmen.
De la Plessière legte diese Strategie als Furcht aus und erhöhte die Frequenz seiner Hiebe in der Gewissheit, dass der Gegner sich früher oder später eine Blöße geben würde.
Fulminacci wehrte jeden Angriff ab und wartete geduldig darauf, dass der Schwung des Musketiers erlahmte. Die schweren Degen, die sie benutzten, waren ihres Gewichts wegen nicht für ausdauernde Kämpfe geeignet. Es handelte sich um lange Waffen, die normalerweise eher im Getümmel einer Schlacht zum Einsatz kamen als in einem Duell zwischen Ehrenmännern.
Der Musketier griff weiter an und wechselte dabei regelmäßig zwischen Hieben und Stößen ab, ohne einen jener schmutzigen Tricks zu versuchen, die der Maler so gut kannte. Seine Attacken kamen zwar schnell und genau, doch es fehlte ihnen an der nötigen Entschlossenheit, um einen weniger anmutigen, aber erfahrenen Fechter wie Fulminacci in Bedrängnis zu bringen. De la Plessière focht wie auf der Übungsplanche, ohne die Kraft und Heftigkeit, die man in einem Kampf auf Leben und Tod braucht.
Er glaubte wohl, allein mit seinem Geschick und
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