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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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dessen Brust.
    »Der Herzschlag ist sehr schwach, aber er lebt noch, Gott sei Dank.«
    »Wisst Ihr, um welches Gift es sich handelt?«, fragte Beatrice.
    »Ich glaube ja, kann es aber nicht mit Gewissheit sagen. Gott möge uns beistehen, es ist die einzige Chance!«
    Der Großmeister ging zu einem seiner Regale, ließ den Blick über die darin aufbewahrten Gefäße gleiten und griff nach einer Ampulle aus dunklem Glas.
    »Geht mir zur Hand«, sagte er, »wir müssen ihn das Gegengift schlucken lassen.«
    Das war leichter gesagt als getan.
    Pater Wiedenmann hatte aufgehört zu geifern und presste nun seine Kiefer wie bei einer vorzeitigen Leichenstarre fest aufeinander. Indem Fulminacci und einer der Musketiere auf seinen Unterkiefer drückten, schafften sie es, dass der schwächer werdende Mönch seine Zähne einen kleinen Spalt breit öffnete, aber sie brauchten ihre ganze Kraft dazu. Melchiorri beeilte sich, ihm den Inhalt des Fläschchens einzuflößen. »Das dürfte genügen«, sagte er schließlich. »Ihr könnt ihn loslassen. Giovanni, halt ihm die Nase zu, damit er schlucken muss.«
    Der Maler gehorchte. »Und jetzt?«, fragte er dann.
    »Jetzt müssen wir abwarten und hoffen, dass ich mich nicht geirrt habe. Und dass es nicht zu spät war. Und dass sein Organismus die Belastung verkraftet.«
    Der Großmeister, Fulminacci, Beatrice und die vier Musketiere verteilten sich um den großen Tisch und warteten darauf, dass der Trank seine Wirkung tat, während der übrig gebliebene Jesuit, Pater Pfotenhauer, in einen Sessel gesetzt wurde.
    Es wurde ein langes, banges Warten.
    Zuerst schien es, als reagierte der Mönch überhaupt nicht auf das Medikament oder wäre sogar in tiefe Bewusstlosigkeit gefallen.
    Nach einigen Minuten jedoch wurde er von neuen Krämpfen geschüttelt, die eine Weile andauerten, bis er sich plötzlich mit großen Augen aufrichtete und den Mund aufriss.
    Schnell schob Melchiorri mit ausgebreiteten Armen alle zurück, die vor dem vergifteten Jesuiten standen.
    Gerade noch rechtzeitig, denn gleich darauf erbrach sich der Pater in hohem Bogen über den Tisch und noch ein paar Meter darüber hinaus. Auf dieses erste gewaltige Speien folgten noch weitere, schwächere Ausbrüche, aber von nicht geringerer Reichweite.
    Die Umstehenden wichen rasch noch weiter zurück. Nur Pater Pfotenhauer rührte zunächst kein Glied und starrte mit weit geöffneten Augen ins Leere, doch als eine Fontäne von Erbrochenem die nächste jagte, zeigte auch er eine Reaktion.
    Ein beängstigender Schwall brach aus dem Mund des kleinen Mönchs hervor und kreuzte sich mit dem, den Pater Wiedenmann gerade ausstieß, sodass sich eine gewaltige Lache auf dem Fußboden ausbreitete.
    »Großer Gott!«, rief Fulminacci, »so etwas habe ich noch nie gesehen, noch nicht mal in den übelsten Kaschemmen.« »Sehr gut«, bemerkte der Großmeister gelassen angesichts dieser apokalyptischen Szene, »das Brechmittel hat gewirkt. Wenn sein Herz durchhält, ist Pater Wiedenmann höchstwahrscheinlich außer Gefahr. Jetzt sollte ich wohl besser einen Diener rufen, der diese Schweinerei hier aufwischt.«
    »Oh Gott, den beneide ich nicht«, flüsterte Beatrice.
    »Pater Wiedenmann wäre gerettet«, fuhr der königliche Arzt und Astrologe fort, »aber damit ist die Angelegenheit noch lange nicht erledigt. Wie es aussieht, hat der Skorpion uns einen bösen Streich gespielt. Alles hätte ich erwartet, nur nicht, dass dieser grausame Mörder auf eine so wenig männliche Waffe wie Gift zurückgreift.«
    »Vielleicht war es gar nicht der Skorpion«, murmelte Fulminacci gedankenverloren.
    »Was sagst du da?«
    »Ich meine, es besteht doch die Möglichkeit, dass es nicht der Skorpion war, der ihn vergiftet hat. Ich habe keine männliche Person in der Nähe unserer Gruppe bemerkt, bevor der Pater zusammenbrach. Pater Santini, Pater Ricci, Bellori und Fontana sind weitergegangen, während ein paar andere auf uns zukamen, aber niemand war dicht genug heran, um das Gift zu verabreichen, mit Ausnahme einer recht korpulenten Dame. Wenn ich nicht so sehr damit beschäftigt gewesen wäre, einer gewissen Wahrsagerin meiner Bekanntschaft Vernunft einzutrichtern« – hier durchbohrte der Maler Beatrice mit einem Blick so scharf wie ein Stilett –, »hätte ich vielleicht einschreiten können, obwohl ich offen gestanden nicht weiß, ob ich erkannt hätte, dass da jemand vergiftet werden soll. Muss das verwendete Gift notwendigerweise geschluckt

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