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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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Glas auf dem Tischchen ab. »Ich habe mein Bestes getan, aber inzwischen ist zu viel Zeit vergangen. Die Spur ist erkaltet. Außerdem hat dieser Teil Deutschlands am meisten unter dem Krieg gelitten. Ganze Gemeinden sind buchstäblich ausgelöscht worden. Girondet und Leblanc sind trotzdem dortgeblieben, um weitere Nachforschungen anzustellen, aber ich hege keine großen Hoffnungen hinsichtlich eines Erfolgs.«
    »Ich stimme Euch zu. Auch ich habe mich keinen Illusionen über das Gelingen Eurer Mission hingegeben. Im Übrigen sind in den vergangenen Tagen hier in Rom Ereignisse eingetreten, welche die ganze Angelegenheit in einem neuen Licht erscheinen lassen. Habt Ihr gehört, was passiert ist?«
    »Ich bin gerade erst in der Stadt angekommen, Monsieur.«
    » Er ist hier!«, informierte ihn der Geistliche knapp.
    » Er? Seid Ihr ganz sicher?«
    »Es gibt keinen Zweifel. Zwei deutsche Jesuiten sind ermordet worden, der zweite erst heute Morgen. Die Taten tragen seine Handschrift. Die ganze Stadt ist in Aufruhr, und schon wird gemunkelt, dass der Heilige Vater, sollten die Mörder nicht schnell gefasst werden, der Inquisition freie Hand lassen wird.«
    »Oh Gott, wenn die Inquisition sich einmischt, wird sich diese Stadt in ein wahres Irrenhaus verwandeln!«
    »Es kommt noch schlimmer. Der Inquisitor, Kardinal Cybo, ist schwer erkrankt und kann praktisch nicht mehr das Bett verlassen. Seine Aufgaben werden von einem Dominikanermönch namens Bernardo Muti wahrgenommen, so einer Art grausamem und fanatischem Savonarola. Wenn er sich einschaltet, wird man nicht mehr in Ruhe das Haus verlassen können. Wir müssen schleunigst handeln. Versammelt Eure Männer, zerrt sie aus den Bordellen heraus, wenn nötig. Haltet Euch bereit, auf ein Zeichen von mir loszuschlagen. In der Zwischenzeit werde ich mit Kardinal Azzolini sprechen. Vielleicht kann er das Heilige Offizium in Schach halten. Dieser Mann ist ein erstklassiger Politiker, aber etwas zu vorsichtig und überlegt für meinen Geschmack. Und da es jetzt schon so weit ist, dass er sich frei in der Stadt herumtreibt, bleibt uns keine Zeit zum Zaudern. Das Problem liegt bei Christine, der Königin von Schweden, der der Kardinal sehr nahesteht. Etwas zu nahe, wie manche behaupten. Die Königin weiß natürlich nichts von dieser Sache, aber ich fürchte, dass sie Verdacht schöpfen wird, wenn wir diese Krise nicht bald beilegen.«
    »Die Königin hat nicht die Absicht, nach Schweden zurückzukehren?«
    »Aber nein, sie denkt nicht daran, trotz Azzolinis Drängen. Im Moment bereitet sie ein großes Fest vor und hat nichts anderes im Sinn. Während er in der Stadt ist!«
    »Aber wenn der Kardinal sie überzeugen könnte…«
    »… würde er für uns die Kastanien aus dem Feuer holen, keine Frage. Doch diese Frau ist stur wie ein Maulesel. Sie will keine Vernunft annehmen. Karl XI. liegt allem Anschein nach im Sterben, die Generalstände sind für Juni einberufen worden, und sie denkt nur an ihr Fest!«
    »Ich werde Anweisung geben, die Männer zusammenzurufen«, sagte der Capitaine. »Morgen früh bei Sonnenaufgang sind sie bereit. Wie lauten Eure Befehle, Monsieur?«
    »Im Moment können wir nichts anderes tun, als alle wichtigen Orte zu überwachen. Mit der größten Diskretion, wohlgemerkt. Wie es scheint, hat einer meiner Agenten eine interessante Spur entdeckt, aber wir wissen noch zu wenig. Ich werde die anderen Spitzel noch einmal zusammenstauchen, damit sie sich anstrengen, einen Hinweis, einen Zeugen oder sonst etwas zu finden, das uns auf die Spur unseres Mannes führen könnte. Er ist schlau und überlässt nichts dem Zufall. Gewiss wird er wieder zuschlagen, das spüre ich, und noch früher, als uns schwant. Wenn wir nur wüssten, wo wir suchen sollen, was wir suchen sollen!«
    »Niemand hat je sein Gesicht gesehen«, bemerkte de la Fleur, »oder hat noch lange genug gelebt, um es beschreiben zu können.
    Manche behaupten, er besitze übernatürliche Kräfte und habe einen Pakt mit dem Teufel geschlossen…«
    Der Bischof unterbrach ihn mit einer herrischen Geste.
    »Redet keinen Unsinn! Der Skorpion ist ein ganz gewöhnlicher Mensch, so raffiniert und kühn er auch sein mag. Und da er ein Mensch ist, können wir ihn fassen. Dazu müssen wir allerdings raffinierter und kühner vorgehen als er!«
    »Vielleicht sollte Christine doch informiert werden«, schlug der Capitaine vor. »Wenn sie den Ernst der Lage begreift, könnte sie entsprechend handeln. Das würde uns

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