Das Blut des Skorpions
Miene von Bastiano, dem Anführer der Bande, hätte ein aufmerksamer Beobachter eine Spur von Hohn für diese perfide Komödie, die sie da aufführten, erkennen können. Bastiano mochte der niederträchtigste und gemeinste aller Verbrecher der Stadt sein, aber er war nicht dumm, und die Ironie der Situation entging ihm nicht. Dieses Gesindel von Vergewaltigern, Gotteslästerern, Dieben und Mördern war dabei, den Segen und die Hilfe des allmächtigen Gottes für ein Unterfangen zu erbitten, das eine große Zahl von Unschuldigen in die düsteren Verliese der Inquisition treiben würde!
Amüsant, keine Frage.
Er sah sich um und bemerkte erst da eine weitere vergnügliche Einzelheit.
Wenn man den schrecklichen Mönch nicht mitrechnete, betrug die Zahl der in diesem Saal anwesenden Männer zwölf.
Wie die zwölf Apostel.
Die zwölf Apostel der Apokalypse.
Es war schon tiefe Nacht, als die zwölf in aller Stille das Gebäude des Heiligen Offiziums verließen.
In der Nähe warteten ihre Komplizen auf sie, die während ihrer Abwesenheit alles Nötige vorbereitet hatten.
Die Anführer teilten die Männer in Gruppen zu je drei oder vier ein, die sich nach kurzer Absprache in den verlassenen, stillen Straßen verstreuten.
Verstohlen schlichen sie durch die Gassen, in denen das einfache Volk wohnte. Jeder achtete darauf, nicht das kleinste Geräusch zu machen und vor den Wachen auf der Hut zu sein, die lustlos ihre Runden drehten.
Niemand durfte sie sehen. Niemand durfte sie hören.
Unter ihren Umhängen trugen sie dicke Bündel, und trotz des milden römischen Frühlings hatten sie ihre Kapuzen und anderen Kopfbedeckungen tief ins Gesicht gezogen.
Hier und dort, scheinbar zufällig, hielten die Gruppen an: vor einem kleinen, der Heiligen Jungfrau gewidmeten Altar, in der Eingangshalle eines Klosters, bei den schlichten Pfarrkirchen, die von den kleinen Leuten besucht wurden.
Doch ihr Tun hatte nichts Beliebiges. Sie blieben nur so lange stehen, wie sie brauchten, um einige seltsame Gegenstände zu verteilen und die Türen und Mauern mit einer zähen Flüssigkeit zu beschmieren. Anschließend eilten sie weiter zur nächsten Etappe ihrer verwerflichen Pilgerwanderung.
Ein paar von ihnen bildeten die Vorhut, um sicherzustellen, dass kein menschliches Wesen ihnen in die Quere kam. Aber die Nacht war dunkel, der Mond ging gerade erst als schmale Sichel über dem Horizont auf, und die braven Bürger Roms verschanzten sich in ihren Häusern und genossen die wohlverdiente Ruhe nach einem arbeitsreichen, mühevollen Tag. Nur die eine oder andere Katze huschte auf der Suche nach einer nächtlichen Mahlzeit um die Ecken.
Aus den geschlossenen Fenstern drang kein Licht. Die Bewohner schliefen friedlich und wussten nichts davon, dass andere wach waren und ihren zwielichtigen Geschäften nachgingen.
Die Männer arbeiteten schnell und emsig, ohne Unterbrechung. Sie hinterlegten ihre Päckchen, verschwanden wieder und eilten sogleich zum nächsten Ort.
Ihre Wege kreuzten sich häufig, überschnitten sich aber nie. Sie zeigten keinerlei Unsicherheit, was die Richtung anging, und schienen genau zu wissen, wohin sie mussten.
Die Stadt war noch stiller und verlassener als sonst bei Dunkelheit. Keine Betrunkenen torkelten durch die Gassen, keine Einbrecher spürten irgendeiner armseligen Beute nach, keine Liebespaare strebten ihren geheimen Treffpunkten zu.
Diese Nacht war keine beliebige Nacht, keine Nacht wie die anderen.
In dieser Nacht ließ der lange Arm der heiligen Inquisition seinen unheilvollen Schatten über die Ewige Stadt fallen.
KAPITEL XIV
Es wurde kein angenehmes Erwachen für den Maler. Die Fechtkämpfe und die atemlose Flucht der vergangenen Nacht hatten ihre Spuren hinterlassen.
Nur mit Mühe konnte er sich von seinem Lager erheben. Von Kopf bis Fuß hatte er stechende Schmerzen. Die vielen Schrammen, die er bei dem Kampf davongetragen hatte, brannten wie die Hölle, obwohl eine mitleidige Hand während seiner Bewusstlosigkeit wieder diese stinkende Salbe daraufgestrichen hatte, damit sie sich nicht entzündeten.
Er hob den Kopf vom Kissen und blinzelte durch die angelehnten Fensterläden, um festzustellen, dass es schon heller Tag war.
Er musste viele Stunden geschlafen haben, aber sein Geist war alles andere als erfrischt.
Auf einen Ellbogen gestützt rollte er sich von dem strohgefüllten kleinen Bett und tastete mit halb geschlossenen Augen nach seinen Stiefeln.
Ein paar der zahlreichen Katzen,
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