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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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verdammten Anhänger in Santa Maria Maggiore gefunden hatte, überstürzten sich die Ereignisse.
    Als da wären der Reihe nach: Der Wirt seines Stammlokals hatte ihn beschuldigt, seine Tochter geschwängert zu haben; er war vor seiner Haustür überfallen worden; man hatte ihm im Ghetto aufgelauert und ihn angegriffen; er war in einem stinkenden, feuchten, rattenverseuchten Tunnel unter dem Tiber hindurchgegangen; und er hatte sich in ein Opernhaus eingeschlichen und dort Abenteuer erlebt, die ihn zehn Jahre seines Lebens gekostet hatten. Wenn man dazu bedachte, dass die guten, aber knauserigen Mönche ihm seinen Lohn vorenthielten, weshalb er nichts als ein bisschen Kleingeld in der Tasche hatte, und das bei einem Mietrückstand von drei Monaten und einer ellenlangen Rechnung in der Osteria; dass er in etwas verstrickt war, das man, ohne Gefahr zu laufen, der Panikmacherei beschuldigt zu werden, als Komplott, Intrige, Machenschaft oder sonst ein Teufelszeug bezeichnen konnte und das er nicht im Entferntesten durchschaute; und – das Beste zum Schluss – dass der brutalste Meuchelmörder Europas hinter ihm her war, war sein momentaner Gemütszustand nicht gerade verwunderlich. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, hegte er auf einmal ganz neue Gefühle für Beatrice, die er bis vor wenigen Tagen nie für möglich gehalten hätte und von denen er nicht wusste, ob sie ihm willkommen waren.
    Wo zum Teufel steckte dieses verrückte Frauenzimmer nur?
    Wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre er schon längst losgerannt, um sie zu suchen, aber Beatrices Anweisung, zu Hause zu bleiben, war sehr strikt gewesen, und er musste einräumen, dass sie auch vollkommen vernünftig klang. Nur leider nahm seine Besorgnis, dass die Freundin in Schwierigkeiten geraten sein könnte, von Minute zu Minute zu.
    Zur Mittagszeit kam endlich Zane zurück, der jedoch auf seine Fragen nach Beatrice nur die Schultern zuckte.
    Der blonde Riese verstand Fulminaccis drängende Fragen zwar sehr wohl, aber wenn es darum ging, sich seinerseits verständlich zu machen… Die Zeichensprache, mit der er und Beatrice sich unterhielten, war Fulminacci zu hoch.
    Noch mehr ärgerte ihn, dass der Slawe vollkommen ruhig wirkte und immer ruhiger, ja beinahe gleichgültig wurde, je mehr er selbst sich aufregte.
    Das Mittagsläuten der vielen Kirchen Roms erscholl, aber von Beatrice immer noch keine Spur.
    Zane kochte einen Getreidebrei und stellte einen großen Teller davon dem Maler hin, der das Essen jedoch kaum anrührte.
    Als der Nachmittag halb vorbei war, entschied Fulminacci, dass er nicht länger warten konnte.
    Es war ihm unmöglich, herumzusitzen und die Hände in den Schoß zu legen, während Beatrice in der Klemme steckte, denn so viel stand inzwischen fest, das sagte ihm sein sechster Sinn.
    Er warf seinen Umhang über und verließ entschlossen das Haus, dicht gefolgt von Zane.
    Nach wenigen Schritten merkte er jedoch, dass er nicht wusste, wo er anfangen sollte. Er blieb stehen und sah sich auf der Suche nach einer Eingebung um.
    »Wo sollen wir beginnen?«, fragte er seinen stummen Begleiter. »Herrgott, du kennst sie besser als ich, du kennst ihre Wege und Gewohnheiten, aber du sprichst nicht! Du machst nur diese blöden Zeichen, die ich nicht verstehe. Wo fangen wir an, Zane? Sieh zu, dass dir eine Idee kommt, denn ich weiß mir keinen Rat.«
    Der Slawe nahm den Maler am Arm und bedeutete ihm, in Richtung des Vatikans zu gehen.
    »Gut, also los. Hoffen wir, dass du weißt, was du tust. Inzwischen wirst du mir zustimmen, dass Beatrice schon allzu lange weg ist.«
    Die beiden gingen an dem für diese Tageszeit ungewöhnlich ruhigen und verlassenen Flussufer entlang. Fulminacci war jedoch zu sehr mit seinen Sorgen beschäftigt, um die seltsame Atmosphäre in diesem Teil der Stadt zu bemerken.
    Mit weit ausholenden Schritten erreichten sie bald einen großen Palazzo in der Nähe des Vatikans, auf dem das Lilienbanner des Königs von Frankreich im kräftigen Nordwind flatterte.
    »Die französische Gesandtschaft«, sagte der Maler, als Zane auf das Gebäude wies. »Du meinst, Beatrice könnte dort drin sein?«
    Zane nickte.
    »Da gibt es nur eine kleine Schwierigkeit, mein Freund. Mit wem soll ich zu sprechen verlangen?«
    Der Riese fing an, auf eine komplizierte und für den armen Maler völlig unverständliche Weise zu gestikulieren.
    »Zane, ich verstehe rein gar nichts von deinem Gefuchtel. Verflixt, was können wir tun? Es muss doch eine

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