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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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von einem Maler in Bälde zu begleichen.
    Doch jetzt war nicht der Moment, persönlichen Rachegelüsten nachzugeben.
    Noch länger durch die Gassen und Nebenstraßen zu streifen, hielt er für zu riskant. Es bestand immerhin die Möglichkeit, dass ein übereifriger Krämer mit einem guten Gedächtnis für Gesichter die Zeichnung gesehen hatte und ihn erkannte. Ratsamer war es, sich einen abgelegenen Unterschlupf zu suchen und das Herannahen der Treibjagd abzuwarten.
    Von diesem Entschluss gestärkt musterte er aufmerksam die vielen armseligen Tavernen der Gegend und wählte schließlich eine, die für seine Zwecke geeignet war.
    Der einzige Eingang des Lokals lag an einer schmutzigen, stinkenden und wenig bevölkerten Gasse. Es bestand aus zwei Räumen, von denen der eine auf die Gasse hinausging, während man durch den hinteren auf einen winzigen Innenhof blickte.
    Er betrat die Taverne und setzte sich in das hintere Zimmer. Dort drang das fahle Licht des kalten, windigen Tages kaum hinein, und der Wirt hatte es auch nicht für nötig befunden, Kerzen oder eine Öllampe anzuzünden. Eine dicke Magd nahm seine Bestellung auf und brachte ihm nach einer Weile einen angeschlagenen Krug mit saurem Wein, ein Stück Schwarzbrot und etwas Ricotta.
    Der Skorpion trank keinen Schluck von dem Wein, nicht nur, weil er schlecht war, sondern weil er nie Alkohol trank. Ohne Ausnahme, zu keinem Anlass.
    Er aß ein Stückchen Ricotta, der ihm erstaunlicherweise schmeckte, und beobachtete das Kommen und Gehen der Fuhrknechte und Lastenträger, die in der Osteria einen Schluck tranken und einen Schwatz hielten. Diese Stammkunden waren, wie nicht anders zu erwarten, laute, vulgäre Männer, für die der Skorpion nur kalten Widerwillen empfand, aber im Moment dienten sie ihm gut als Deckung.
    Am Tresen drängten sich gerade fünf oder sechs dieser Flegel, die sich um ein paar abgegriffene, fleckige Würfel zankten, um auszumachen, wer die Rechnung bezahlen musste. Die Tische in der Nähe der Tür waren voll besetzt mit Männern, die das saure, trübe Gesöff in sich hineinschütteten, doch je weiter man in das Lokal hineinkam, desto leerer wurde es.
    Die beiden Tische neben ihm waren frei.
    Das lag vermutlich auch daran, dass dieses innere Zimmer so stark nach Feuchtigkeit und Moder stank, dass es einem den Atem raubte. Durch die Wände der Osteria war im Laufe der Jahre beständig Wasser gesickert, sodass sie von oben bis unten mit Schimmel bedeckt waren.
    Der Skorpion störte sich nicht an solchen belanglosen Kleinigkeiten. Weder der Gestank noch die Dunkelheit konnten ihm etwas anhaben.
    Gegen Mittag kam eine Gruppe von vier Männern hereingepoltert, die selbst nach dem Maßstab der Stammkundschaft ziemlich verwahrlost aussahen. Sie schienen schon reichlich getrunken zu haben, fingen sofort an herumzukrakeelen, schlugen sich grölend auf die Schultern und riefen der unansehnlichen Magd obszöne Scherze zu.
    Die Trunkenbolde blieben nicht am Tresen stehen, sondern setzten sich an den Nachbartisch und bestellten lauthals zwei Krüge Wein, Brot, Käse und Oliven.
    Verärgert zog der Skorpion seinen Hut tiefer ins Gesicht und wartete darauf, dass sie ihr bäuerliches Mahl beendeten. Die vier hatten es jedoch keineswegs eilig, wieder zu gehen. Einer von ihnen zog einen speckigen, zerknautschten Stoß Karten aus der Jackentasche, worauf eine hitzige Partie Zecchinetta begann, ein bei den unteren Schichten besonders beliebtes Spiel.
    Der Spielverlauf wurde immer turbulenter.
    Seine Tischnachbarn gerieten sich Runde für Runde in die Haare, überhäuften sich bei jeder unbesonnen abgelegten Karte mit wüsten Beschimpfungen und bei jedem Stich mit heftigen Drohungen und würzten das Ganze mit einer beinahe ununterbrochenen Abfolge von Flüchen.
    Irgendwann packte einer den Kartenstapel und schleuderte ihn auf einen seiner Mitspieler, sein Pech verfluchend. Die Karten verstreuten sich überall, und einige landeten auch auf dem Tisch des Skorpions, der sich bemühte, ruhig zu bleiben, obwohl er den dringenden Wunsch verspürte, dieses Gezänk mit ein paar Schwerthieben zu beenden. Der getroffene Spieler stand schimpfend auf, um die Karten einzusammeln und die Partie neu zu beginnen. Doch statt zuerst die auf dem Boden liegenden aufzuheben, ging er zum Tisch des Skorpions hinüber, der nicht schnell genug reagierte, denn ehe er dem Spieler die Karten reichen konnte, stand dieser schon vor ihm.
    Sie sahen sich ins Gesicht, und der Mann musterte

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