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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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Möglichkeit geben, uns zu verständigen, in drei Teufels Namen!«
    Einer plötzlichen Eingebung folgend holte Fulminacci einen kleinen Zeichenblock und einen Rötelstift aus dem Beutel, mit denen er sonst schnelle Skizzen von Figuren und Gebäudeansichten anzufertigen pflegte.
    »Kannst du schreiben?«, fragte er den Slawen.
    Dieser nickte.
    »Gut, dann schreib mir den Namen der Person auf, nach der ich fragen soll.«
    Zane kritzelte mühsam ein paar schiefe Buchstaben auf das Papier.
    »Bischof de Simara, ein hohes Tier. Na schön, versuchen wir es, möge Gott uns beistehen.«
    Zwei Wächter in der auffälligen Uniform der Palastwache mit der goldenen Lilie auf dem Hemd und dem großen Federhut auf dem Kopf standen zu beiden Seiten des Tors. Jeder trug eine Hellebarde in der Hand, die gewiss nicht nur zur Zierde diente, und sowohl Degen als auch Pistole im Gürtel. Der Maler machte sich sofort ein Bild von ihnen: zwei aufgeputzte Lackaffen, die nur ihres guten Aussehens wegen genommen worden waren, vermutlich über fünf Ecken mit der Hofschranze verwandt, die solche Entscheidungen traf.
    Als er auf sie zuging, kreuzten sie mit perfekter Gleichzeitigkeit die Hellebarden und versperrten ihm den Weg.
    »Messieurs«, sprach Fulminacci sie an, »mich führen dringende Angelegenheiten hierher. Ich muss wegen einer höchst vertraulichen Mitteilung mit Bischof de Simara sprechen. Habt die Freundlichkeit, mich anzumelden, ich bin Giovanni Battista Sacchi!«
    Die beiden Wachposten wechselten einen misstrauischen Blick und sagten lange gar nichts, bis einer schließlich den Kopf ein kleines Stückchen zum Tor drehte und etwas auf Französisch rief. Sogleich kam ein kleiner, magerer Mann mit einem langen, gelblichen Gesicht und einer prächtigen Livree aus der Eingangshalle heraus.
    »Nennt mir Euer Anliegen, Messere, ich bin für die Passierscheine in den Palast zuständig.«
    Großer Gott, dachte der Maler, diese Franzosen sind wirklich unverbesserlich. Sogar die Pförtner spielen sich wie Kardinalvikare auf!
    Trotz seines Ärgers über dieses überflüssige Hindernis beschloss er, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, und wiederholte für den anmaßenden Menschen, was er schon den Wächtern gesagt hatte.
    »Messer… Sacchi, sagt Ihr?«, erwiderte der Pförtner. »Mir scheint, ich habe Euren Namen noch nie gehört. Sprecht Ihr zum ersten Mal bei der Gesandtschaft vor?«
    »Ja, aber wie ich Euch gerade sagte, ist es von höchster Dringlichkeit…«
    Der Pförtner unterbrach ihn mit erhobener rechter Hand.
    »Das erste Mal also. In diesem Fall sieht das Protokoll vor, dass Ihr Eure Adresse in der Stadt in das dafür vorgesehene Buch der Postulanten eintragt. Nach einer Woche, höchstens zehn Tagen, werdet ihr vom dritten Sekretär des bischöflichen Büros empfangen werden, dem Ihr Euer Anliegen in schriftlicher Form und dreifacher Ausfertigung übergeben könnt. Innerhalb eines Monats werdet Ihr dann eine ausführliche Antwort erhalten.«
    Fulminacci schoss das Blut in den Kopf, aber er bemühte sich, ruhig und beherrscht zu sprechen, was ihm durch das hämische Kichern der Wachposten nicht leichter gemacht wurde.
    »Das ist ja alles schön und gut, was Ihr da sagt, und unter normalen Umständen würde ich mich den Vorschriften des Protokolls gerne unterwerfen. In Anbetracht des Ernstes und der Dringlichkeit der Sache jedoch wird man sicher eine Ausnahme machen können. Wie ich Euch bereits mehrfach sagte…«
    »Kein Wort mehr, Signore«, unterbrach ihn der lästige Kerl hochnäsig. »Die Vorschriften sind dazu da, befolgt zu werden, und zwar ohne Ausnahme. Nur die strenge Einhaltung des Protokolls, das von klügeren Leuten als Euch oder mir aufgestellt wurde, ermöglicht den reibungslosen Betrieb dieser Gesandtschaft. Das Protokoll sieht keine Möglichkeit einer Abweichung vom Protokoll vor. Wenn Ihr mich jetzt entschuldigen wollt, ich muss zu meinen Aufgaben zurückkehren.«
    »Einen Moment noch bitte«, sagte der Maler, dessen Hand zum Degengriff zuckte. »Wenn es nicht möglich ist, mit dem Bischof persönlich zu sprechen, so übergebt ihm wenigstens eine Nachricht von mir. Ich werde hier vor dem Tor auf Antwort warten.«
    »Messere, ich habe mich wohl nicht klar genug ausgedrückt. Wie ich Euch bereits erklärte, sieht das Protokoll vor…«
    Das Maß war voll.
    Fulminiacci packte den Pförtner an den Aufschlägen seiner Livree, hob ihn hoch und vollführte eine halbe Drehung mit ihm.
    »Jetzt hör mir mal gut zu, du

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