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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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wie man es vernichten konnte.
Joan ließ die goldene Träne über den Eichentisch rollen. Jetzt, nachdem es sich aufgewärmt hatte, fühlte sich das Metall an wie ein Stück weicher Kitt. Ganz, ganz vorsichtig streifte sie ein winziges Stück auf die Spitze ihres Kugelschreibers und wischte es auf dem Tisch ab. Sie musste sparsam sein. Die Testprobe hatte etwa die Größe einer Ameise.
Anschließend nahm sie ihre Zigarette, klopfte die Asche ab und senkte die glühende Spitze auf das Metall. »Na gut, Bruder de Almagro. Dann sehen wir mal, ob Prometheus unsere Erlösung bedeutet.«
Sie leckte sich vor Konzentration die Lippen und berührte vorsichtig das Gold.
Die Reaktion war nicht laut, kaum mehr als ein kräftiges Husten, aber ihr Resultat war heftig: Joans Arm wurde zurückgerissen, dass ihr die Zigarette aus den Fingern flog, und von der hölzernen Tischplatte wirbelte Rauch auf. Ihr eigener überraschter Aufschrei war lauter als die Explosion. Sie wedelte den Rauch beiseite. In der Eichenplatte war ein Loch entstanden.
»Mein Gott«, sagte sie und dankte ihrer Vorsehung, dass sie nicht das gesamte Metalltröpfchen benutzt hatte. Bestimmt wäre der ganze Tisch, wenn nicht sogar noch die Mauer dahinter weggepustet worden.
Sie sah sich um, horchte auf Schritte. Niemand hatte etwas gehört.
Grimmig erhob sie sich und ging zur Tür. Sie berührte das Schloss, während sich in ihrem Kopf ein Plan formte. Sie befingerte die restlichen goldenen Proben, um sie zu wiegen und Berechnungen anzustellen. Sie musste es weitersagen – insbesondere Henry.
Aber besaß sie genügend von dem flüchtigen Metall, um sich den Weg in die Freiheit zu sprengen? Vielleicht nicht … Sie trat von der Tür weg. Sie würde sich in Geduld üben müssen, bis der rechte Augenblick gekommen wäre.
Sie musste warten, ebenso geduldig wie Bruder de Almagro. Er hatte fünfhundert Jahre gebraucht, um seine Botschaft weiterzugeben. Joan starrte das glimmende Loch im Schreibtisch an – aber am Ende hatte ihn jemand gehört.
    Die Sonne ging gerade unter, als Henry darauf wartete, dass der große Helikopter auf einem vom Regenwald umgebenen behelfsmäßigen Landeplatz aufgetankt wurde. Die Sechsmanncrew des Abts war dabei, die letzten Vorräte in den Frachtraum zu laden. Henry stand ein wenig abseits am Rand der verfallenen Landebahn. Die Rotoren wirbelten leere Ölkanister und Müll über den glatten Streifen Erde. Ganz in der Nähe stand Abt Ruiz im Schatten einer Holzbaracke. Er hatte seine Kutte gegen lockere Safarikleidung getauscht und verhandelte gerade mit dem spitzgesichtigen chilenischen Mechaniker. Anscheinend war der Preis für den Brennstoff Gegenstand der hitzigen Debatte.
    Henry kehrte ihnen den Rücken zu. Links standen zwei bewaffnete Jünger des Abts Wache, damit er, ein sechzigjähriger Professor, nicht in den Regenwald floh. Aber selbst wenn er sie entwaffnen und davonlaufen könnte, würde er keine zehn Schritte in diesem Dschungel überleben, das wusste er.
    Tiefer im Wald hatte Henry flüchtig Sonnenlicht auf Metall blitzen sehen – Guerillas, die sich und ihre Kapitalanlagen versteckten. Dieser Landeplatz, der auf keiner Karte verzeichnet war und von Wildwuchs verschlungen wurde, war eindeutig ein Umschlagplatz für Drogen- und Waffenschmuggler. Henry bemerkte auch die Kisten mit russischem Wodka neben der Hütte. Ein Hauptumschlagplatz für den schwarzen Markt, dachte er.
    Er ergab sich seinem Schicksal. Sie waren den ganzen Nachmittag über von Cusco bis zu diesem Landeplatz geflogen. Von hier aus war es seiner Schätzung nach ein vierstündiger Flug bis zu einem weiteren geheimen Stopp in der Nähe von Macchu Picchu. Dort würde erneut aufgetankt werden, dann noch einmal drei oder vier Stunden bis zu den Ruinen. Sie würden wohl ziemlich genau bei Sonnenaufgang dort eintreffen.
    Bis dahin musste er sich etwas ausgedacht haben, wie er der Gruppe des Abts einen Strich durch die Rechnung machen konnte.
    Henry rief sich sein kurzes Gespräch mit Philip Sykes ins Gedächtnis zurück. Der Student hatte zwar erleichtert geklungen, aber in seiner Stimme hatte auch eine Spur von Furcht gelegen. Henry verfluchte sich, weil er nicht nur seinen Neffen in diesen Schlamassel gebracht hatte, sondern auch alle anderen Studenten. Er musste eine Möglichkeit finden, sie zu schützen. Aber wie?
    Vom Helikopter her ertönte eine Stimme. Die Tanks waren gefüllt und bereit für die nächste Etappe der Reise.
»Fertig aufladen!«, schrie Ruiz

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